KNE-Podcast: Dreifache Ernte mit Agri-Photovoltaik?

Berlin, 18. November 2022

KNE-Podcast: Dreifache Ernte mit Agri-Photovoltaik?

Mit dem beschleunigten Ausbau der erneuerbaren Energien nimmt der Druck auf die Flächen immer weiter zu. Die Agri-Photovoltaik (Agri-PV) hat den Vorteil, dass Flächen doppelt genutzt werden können: für die Erzeugung erneuerbarer Energie und für die landwirtschaftliche Produktion. Nur können Agri-PV-Anlagen auch zum Schutz der Biodiversität beitragen?

In der aktuellen Folge von „Naturschutz und Energiewende“ steht Sandra Dullau, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachbereich Landwirtschaft, Ökotrophologie und Landschaftsentwicklung der Hochschule Anhalt, unserer Moderatorin Elke Thiele dazu Rede und Antwort. Sandra Dullau – als Spezialistin für Botanik, Vegetationskunde und Landschaftsökologie – erläutert, was ihr Forschungsteam unter AgriPVplus versteht, warum eine gute Planung bei der Errichtung von Agri-PV-Anlagen so wichtig ist und welche Standards sie sich generell für Solarparks wünscht. Sie berichtet über ihre Forschungen und spezifiziert, wann aus ihrer Sicht Agri-PV auf (Dauer-)Grünland möglich wäre. Ebenso beantwortet sie praktische Fragen, beispielsweise, warum Wildpflanzenmischungen für jeden Standort neu zusammengestellt werden sollten und wie auch lichthungrige Grünlandarten eine Chance unter Solarmodulen haben können.

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Der KNE-Podcast

Dialoge – Debatten – Denkanstöße: Der KNE-Podcast beschäftigt sich mit aktuellen Fragen rund um die naturverträgliche Energiewende. Wie können Vogelkollisionen an Windenergieanlagen vermieden werden, wie lassen sich Konflikte beim Ausbau erneuerbarer Energien vor Ort klären, und was alles muss berücksichtigt werden, damit eine Erneuerbaren-Anlage genehmigt werden kann? Zu diesen und vielen weiteren Fragen kommen unterschiedlichste Expertinnen und Experten im Podcast zu Wort.

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Solarparks als strategische Chance für die Wiedervernässung von Moorböden?

Berlin, 14. November 2022

Solarparks als strategische Chance für die Wiedervernässung von Moorböden?

Digitales Fachgespräch mit Expertinnen und Experten aus Natur- und Moorschutz, Landwirtschaft und Solarbranche

Mit dem EEG 2023 ist die Errichtung von Solarparks auf landwirtschaftlich genutzten Moorböden förderfähig, sofern die Fläche dauerhaft wiedervernässt wird. Doch hier gilt es noch viele Fragen zu klären, beispielsweise: Wie werden Wiedervernässungsmaßnahmen erfolgreich gestaltet? Wie lassen sich Solarparks auf dauerhaft nassem Untergrund umsetzen? Und wie steht es um die Bereitschaft zur Wiedervernässung in stark landwirtschaftlich geprägten Regionen? Der Forschungsbedarf dazu ist hoch.

Das KNE hat am 10. November rund 100 Expertinnen und Experten aus den Bereichen Naturschutz, Moorschutz, Landwirtschaft und der Solarbranche in einem ersten Fachgespräch zusammengebracht, um die Herausforderungen und Chancen bei der Nutzung dieser neuen Flächenkategorie zu diskutieren, Wissen auszutauschen und sich untereinander zu vernetzen.

Nach einem Grußwort von Prof. Dr. Michael Succow, eröffnete Dr. Arndt Piayda vom Johann Heinrich von Thünen-Institut das Fachgespräch mit einem Vortrag zum Moorschutz als Klimaschutzmaßnahme, zum Ablauf und den Maßnahmen einer Wiedervernässung. Olaf Stührmann vom Amt für regionale Landesentwicklung Leine-Weser erläuterte am Beispiel einer Wiedervernässung im Landkreis Diepholz, welche Akteure aus Verwaltung und Landwirtschaft an dem sehr komplexen Verfahren der Wiedervernässung beteiligt sind und wie die Flurbereinigung im Moorschutz eingesetzt werden kann. Erste Praxisbeispiele zu Photovoltaik auf wiedervernässten Moorböden  stellten René Nissen, Wattmanufactur GmbH, mit dem Solarpark  Lottdorf und Ulf Larschow, EE Plan GmbH, mit   der Bürgerenergie im Landkreis Cuxhaven vor. Anhand dieser anschaulichen Beispiele konnten die Herausforderungen für die Praxis  gut diskutiert werden.

In der Diskussion zeigte sich die Skepsis der Diskutierenden, ob es sowohl umsetzbar als auch notwendig sei, wiedervernässte Moorböden zusätzlich für die Stromproduktion zu nutzen. Gleichwohl stimmten etliche der Anwesenden der Einschätzung zu, dass die Etablierung von Photovoltaik auf diesen Flächen eine strategische Chance für mehr Wiedervernässung sei. So wären Photovoltaik-Projekte insbesondere in den Randbereichen der Wiedervernässungsflächen oder in den Übergangsbereichen von intensiv landwirtschaftlich genutzten Flächen und Schutzgebieten sinnvoll. Allerdings seien die jeweiligen Standortgegebenheiten, wie etwa Torfmächtigkeit, Wasserverfügbarkeit, Relief usw. sehr divers, so dass auch die notwendigen Maßnahmen und Kosten für eine Wiedervernässung nur standortbezogen festgelegt werden können. Eine großflächige Überstellung von landwirtschaftlich genutzten Moorböden mit Solarmodulen  wurde als nicht realisierbar und nicht zielführend für den Moorschutz erachtet.

Weitere Forschung ist erforderlich

Als erstes Fazit lässt sich festhalten, dass zu den klimatischen, ökologischen und sozio-ökonomischen Auswirkungen generell große Wissenslücken bestehen, die durch weitere  Forschung geschlossen werden sollten. Hierfür wäre eine beschleunigte Umsetzung von Beispielprojekten sinnvoll und notwendig.  Grundsätzlich wurden auch die Regelungen des EEG  als eher unklar, zu starr und als überarbeitungswürdig eingeschätzt. Einig waren sich alle Teilnehmenden, dass Solarparks ohne Wiedervernässung der landwirtschaftlich genutzten Moorböden verhindert werden sollten, da diese sonst die Flächen für den natürlichen Klimaschutz blockierten.

Das KNE wird das Thema weiter intensiv inhaltlich begleiten und mit den Akteuren im Austausch bleiben.

Fachkontakt
Dr. Julia Wiehe
Referentin naturverträgliche Solarenergie
+49 30 7673738-26
julia.wiehe@naturschutz-energiewende.de

Moor, Foto: Michael Gaida auf Pixabay
Foto: Michael Gaida auf Pixabay

Fachforum KNE-Mediatorinnen- und Mediatoren-Pool

Berlin, 11. November 2022

Fachforum KNE-Mediatorinnen- und Mediatoren-Pool in Berlin

Jedes Jahr treffen sich die Mitglieder des KNE-Mediatorinnen- und Mediatoren-Pools (MuM) in der Regel zweimal zur Fortbildung im Bereich der naturverträglichen Energiewende und zum Fachaustausch untereinander. Am 11. und 12. November 2022 findet daher wieder ein Fachforum in Berlin statt. Das aktuelle Programm startete heute mit einer spannenden Exkursion zum EUREF-Energiecampus in Berlin Schöneberg. Das Gelände soll – als Reallabor der Energiewende – zu einem Modellquartier für eine klimaneutrale, ressourcenschonende und intelligente Stadt entwickelt werden. Schon jetzt lassen sich einfach erscheinende und doch beispielhafte Lösungen entdecken, seien es begrünte Dächer, Vorfahrt für Elektroautos, Ladestationen für dieselben in Laternenpfählen, einer Power-to-Heat-/Power-to-Cold-Anlage, das Sonnenlicht reflektierende Fassaden und vieles weitere mehr.

Das Programm des Fachforums beinhaltet auch einen Austausch zu aktuellen Ereignissen und Neuigkeiten rund um den Ausbau der erneuerbaren Energien. So ist beispielsweise ein wichtiger Programmpunkt „Der neue gesetzliche Rahmen für den Ausbau der Windenergie“ mit Informationen aus der KNE-Rechtsabteilung. Auch der Austausch über Methoden der Mediation und Moderation nimmt naturgemäß wieder einen großen Teil des Fachforums ein.

Erfahrungen aus der konkreten Umsetzung des Ausbaus der erneuerbaren Energien zeigen, dass Mediatoren und Mediatorinnen mit professioneller Moderation und Mediation erfolgreich zur Klärung und Lösung von Konflikten beitragen können. Für eine optimale Unterstützung haben alle Mitglieder des KNE-MuM-Pools eine Fortbildung speziell zum Konfliktfeld Naturschutz und Energiewende absolviert. Sie moderieren bei Bedarf die Diskussionen, unterstützen die Beteiligten dabei, die Probleme sowie deren Lösungen zu identifizieren und halten die Vereinbarungen fest.

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Landnutzung im Wandel

Berlin, 10. November 2022

Landnutzung im Wandel

Das KNE beim Strategischen Forum der Deutschen Agrarforschungsallianz am 8. und 9. November 2022 in Berlin

Laut Eigenbeschreibung der Deutschen Agrarforschungsallianz (DAFA) müssen Lebensmittelproduktion, Klimaschutz, Biodiversitätsschutz und Energiebereitstellung in der Agrarlandschaft möglichst parallel nebeneinander und in ausreichendem Maße stattfinden. Die Frage ist natürlich, ob das umgesetzt werden und wie genau das funktionieren kann.

Die DAFA hat daher für das Strategische Forum 2022 Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen verschiedener Disziplinen gebeten, ihre Zukunftsvisionen einer multifunktionalen Landwirtschaft zu skizzieren. Für uns war die Leiterin der KNE-Rechtsabteilung, Dr. Silke Christiansen, vor Ort und informierte die Anwesenden über „Neue Wege beim Ausbau der Windenergie an Land für den Natur-, Arten- und Landschaftsschutz“.

In ihrem Vortrag beschäftigte sie sich mit der Novelle des Bundesnaturschutzgesetzes und den hier vorgenommenen Änderungen für die artenschutzrechtliche Genehmigung von Windenergieanlagen an Land. Der Fokus lag hier auf der Darstellung der neuen Regelung zum Ausbau der Windenergie in Landschaftsschutzgebieten und auf der neuen Regelung des § 45b BNatSchG, der die Signifikanz- und Ausnahmeprüfung konkretisiert.

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KNE-YouTube-Kanal noch einfacher zu finden

Berlin, 2. November 2022

KNE-YouTube-Kanal noch einfacher zu finden

Der YouTube-Kanal des KNE ist jetzt dank des neuen Alias‘ „@naturschutz-energiewende“ noch einfacher zu finden. Am besten gleich mal reinschauen, abonnieren und über alle Neuigkeiten schnell informiert sein.

In verschiedenen Playlists, übersichtlich sortiert und thematisch vielfältig, greifen wir in unserem Kanal unterschiedlichste Fragestellungen und Themen zur naturverträglichen Energiewende auf.

  • Hören Sie rein in unsere Podcasts: Beispielsweise zur Novellierung des Bundesnaturschutzgesetzes, zu den Möglichkeiten, wie Solarparks einen Beitrag zum Artenschutz leisten können, zum „überragenden öffentlichen Interesse“ und was das mit den Erneuerbaren zu tun hat oder dazu, wie die Probabilistik konkret beim naturverträglichen Ausbau der Windenergie helfen könnte.
  • In eingängigen Kurzvideos veranschaulichen wir unter anderem, wie Detektionssysteme zur Verminderung von Vogelkollisionen an Windenergieanlagen beitragen können, was die Ausnahme im besonderen Artenschutzrecht bedeutet oder auch, wie wir als Dialogzentrum mit Akteuren der naturverträglichen Energiewende den Austausch gestalten.

Link: youtube.com/@naturschutz-energiewende

Aktuelles aus den Ländern und der Forschung

Berlin, 26. Oktober 2022

Extrakte aus Politik und Gesellschaft 10/22

Aktuelles aus den Ländern und der Forschung

In „Extrakte“ veröffentlicht das KNE Fragmente aus parlamentarischen und ministeriellen Veröffentlichungen sowie aus publizierten Beiträgen von Akteuren der Energiewende. Im Mittelpunkt stehen interessante Fakten, politische Positionen und Strategien sowie wissenschaftliche Informationen zur naturverträglichen Energiewende in Deutschland. Dabei geht es nicht um Vollständigkeit, sondern um – Schlaglichter aus Politik und Gesellschaft.

Berlin

Die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe Berlin plant in Abstimmung mit den Senatsverwaltungen für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz und Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen eine Studie zu Windenergieanlagen in Berlin in Auftrag zu geben. In der Studie sollen das theoretisch mögliche Potenzial sowie in einem darauf aufbauenden Schritt die Standorte ermittelt werden, an denen Windenergieanlagen errichtet werden können. Die Studie könne von der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe und von den anderen beteiligten Senatsverwaltungen nicht selbst erstellt werden, weil die dafür benötigte Expertise hinsichtlich der unterschiedlichen Parameter und Kategorien für eine flächendeckende Raumbewertung mit den unterschiedlichen Konfliktpotenzialen in den Bereichen der Stadtplanung sowie Landschafts- und Artenschutz usw. nicht ausreichend vorhanden sei. Die Studie wird aus Mitteln des Berliner Energie- und Klimaschutzprogramms finanziert werden (Abgeordnetenhaus-Drucksache 19/0578).

Niedersachsen

Der Landesverband Erneuerbare Energien Niedersachsen/Bremen und der NABU Landesverband Niedersachsen haben das zweijährige Gemeinschaftsprojekt „Wind und Natur – Integrative Genehmigungspraxis“ abgeschlossen. Das Projekt mit einer Laufzeit von Oktober 2020 bis September 2022 wurde vom Land Niedersachsen gefördert. Im Projekt wurden Genehmigungsverfahren fachlich und kommunikativ begleitend in den Blick genommen. Ziel war die Entwicklung von Handlungsempfehlungen für die Genehmigung von Windenergieanlagen gewesen. Im Zuge des Projektes wurden zahlreiche Interviews mit Behörden, Projektierern und Naturschutzverbänden geführt. Des Weiteren wurden zwei Kommunen und weitere Einzelvorhaben außerhalb der Kommunen längerfristig bei Windenergie-Vorhaben intensiv begleitet und die daraus gewonnenen Erkenntnisse nachträglich in einem Verbandsdialog diskutiert. Das Ergebnis des Projektes sind gemeinsame Empfehlungen für die konfliktarme Realisierung von Windenergieanlagen.

Rheinland-Pfalz

Die Landesregierung Rheinland-Pfalz befürwortet grundsätzlich die Öffnung der Flächenkulisse für Floating Photovoltaik-Anlagen auf künstlichen Gewässern und erheblich veränderten Gewässern. Das Potenzial auf Flächen von Baggerseen sei in Rheinland-Pfalz beschränkt, da die erforderlichen Abstände und maximalen Deckungsgrade der schwimmenden PV-Anlagen die Einsatzmöglichkeiten bei den meisten kleinen Gewässern einschränkten. Die Auswirkungen von schwimmenden PV-Anlagen auf die ökologischen Funktionen der Baggerseen seien kaum untersucht und weithin unbekannt. Inwieweit die Beschattung durch PV-Module positiv zum Temperaturverhalten (Kühlungseffekt vs. oberflächliche Erwärmung) beitrage, müsse noch wissenschaftlich untersucht werden. Mögliche negative Beeinflussungen der Unterwasservegetation könnten nicht ausgeschlossen werden und seien abhängig von Relief und den Tiefenverhältnissen des Baggersees, mögliche negative Einflüsse auf Wasservögel, Fische und aquatische Kleinlebewesen seien weitgehend unbekannt. Dies geht aus der Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage des Abgeordneten Martin Brandl (CDU) auf Landtags-Drucksache 18/4091 hervor.

Sachsen

Auf dem Gelände der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Dresden-Pillnitz wurde eine Agri-Photovoltaikanlage in Betrieb genommen. Im Rahmen der Mehrwert-Initiative »Nachhaltig aus der Krise« wird das Modellvorhaben und Forschungsprojekt durch das Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft Sachsen mit knapp 450.000 Euro gefördert. Die Anlage hat eine Leistung von 140 Kilowatt und besteht aus beidseitigen (so genannten bifazialen) und vertikal aufgestellten Modulen, welche in Reihen von Nord nach Süd verlaufen. Das interdisziplinäre Forschungsprojekt der Hochschule widmet sich neben den Potenzialen auch der Erforschung, Demonstration und Weiterentwicklung dieser Technologie. Dabei werden Aspekte nachhaltiger Flächennutzung mit minimalem Flächenverbrauch, des Bodenschutzes oder der Biologischen Vielfalt betrachtet (PM 10/2022).

Thomas Schoder - Extrakte

Interdisziplinärer Fachaustausch zu Landschafts- und Umweltentwicklung – das KNE auf der BDLA-Tagung

Berlin, 24. Oktober 2022

Interdisziplinärer Fachaustausch zu Landschafts- und Umweltentwicklung – das KNE auf der BDLA-Tagung

Mit drei fachlichen Vorträgen lieferten Dr. Silke Christiansen, Holger Ohlenburg und Dr. Julia Wiehe vom KNE wichtige inhaltliche Impulse auf der hybriden Tagung Update 2022. Landschafts- und Umweltentwicklung des Bundes Deutscher Landschaftsarchitekten (BDLA) am 20. und 21. Oktober.

Fachliche Beiträge aus dem KNE

Dr. Silke Christiansen, Leiterin der KNE-Rechtsabteilung, informierte die Teilnehmenden über die Änderungen des gesetzlichen Rahmens für den Ausbau der Windenergie an Land. Sie ging unter anderem auf die Änderungen im Baugesetzbuch hinsichtlich neuer Regelungen zur planerischen Steuerung des Windenergieausbaus ein, gab einen kurzen Überblick über die Veränderungen und den neuen § 45b im Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG). Darüber hinaus erörterte Christiansen neue Mechanismen, die sich für die Flächenausweisung ergeben.

Holger Ohlenburg, Referent für naturverträgliche Windenergie, befasste sich in seinem Vortrag mit den fachlichen und den planerischen Herausforderungen bei der Umsetzung der neuen Bestimmungen zur Windenergie. Dabei stellte Ohlenburg die sich aus den rechtlichen Neuerungen des § 45 BNatSchG – soweit erkennbar und lösbar – erwachsenen fachlichen Anforderungen in den Blickpunkt. Zudem informierte er zu den Grundzügen und den Voraussetzungen der Probabilistik.

Die Umsetzung eines naturverträglichen Ausbaus von Photovoltaik-Freiflächenanlagen (PV-FFA) rückte Dr. Julia Wiehe, Referentin naturverträgliche Solarenergie, in den Mittelpunkt. Eingangs stellte sie die zu erwartenden Auswirkungen der unterschiedlichen PV-Anlagen vor – vom herkömmlichen Solarpark über Agri-PV und PV auf landwirtschaftlich genutzten Moorböden bis hin zur Floating-PV. Dabei ging Wiehe insbesondere auf zwei mögliche Stellschrauben für eine naturverträgliche Umsetzung von PV-FFA ein: das Standortkonzept auf kommunaler Ebene und die Festsetzungen im Bebauungsplan auf der Ebene des Projektes. Ergänzt wurden ihre Ausführungen durch den Erfahrungsbericht von Sandra Folz (BGHplan Umweltplanung und Landschaftsarchitektur GmbH) zur Umsetzung von PV-FFA in der Region Trier.

Schwerpunkthemen der Diskussionen

Vor dem Hintergrund der Klimaanpassung und Energiewende wurden die Möglichkeiten einer gestaltenden Landschaftsplanung diskutiert und ein Überblick zu den laufenden Entwicklungen in der Umweltplanung gegeben. Schwerpunkt des zweiten Veranstaltungstages waren die Diskussionen zum Ausbau der erneuerbaren Energien.

Bei der Windenergie lag der Fokus besonders auf den Gesetzesänderungen und den zu erwartenden Folgen für die Planungspraxis. Aktuell blieben viele Fragen der Umsetzung allerdings noch ungeklärt, so dass eine Beschleunigung des Windenergieausbaus nicht eindeutig erkennbar sei, so der Tenor der Teilnehmenden.

Mit Blick auf die Solarenergie wurden in der Diskussion die unzureichenden Steuerungsmöglichkeiten hervorgehoben, da eine überörtliche Abstimmung der Standortkonzepte aktuell nicht erfolge und die zuständigen Kommunen einzeln agierten. Darüber hinaus wurden die Themenfelder „Solarparks und Eingriffsregelung“ und die landwirtschaftliche Nutzung der Solarparkflächen nach Betriebsende als weiter zu diskutierende Punkte identifiziert. Der Erfahrungsbericht aus der Region Trier zeigte, wie auch auf Eigeninitiative der Kommunen eine überörtliche Zusammenarbeit erfolgen kann.

Ergiebiger Erfahrungsaustausch

Die Veranstaltung bot eine gute Gelegenheit den naturverträglichen Ausbau der Windenergie und der Solarenergie mit Planerinnen und Planern und weiteren Akteuren der Energiewende umfassend zu diskutieren. Es zeigte sich, dass ein interdisziplinärer Fachaustausch vor dem Hintergrund der aktuellen Gesetzesänderungen wichtig und notwendig ist. Insbesondere, um die neuen Anforderungen an die Verwaltungen und Planungsbüros klar benennen und umsetzen zu können.

Vortrag auf einer Tagung
Holger Ohlenburg informiert über die fachlichen und die planerischen Herausforderungen bei der Umsetzung der neuen Bestimmungen zur Windenergie. Foto: Dr. Silke Christiansen.

KNE-Podcast: Das Neue am neuen BNatSchG

Berlin, 21. Oktober 2022

KNE-Podcast: Das Neue am neuen BNatSchG

Die Bundesregierung hat kürzlich das Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) novelliert, um die Genehmigungsverfahren für den Ausbau der Windenergie an Land zu vereinfachen und damit die naturverträgliche Energiewende zu beschleunigen. Nur was genau wurde am Gesetzestext verändert? Was bedeuten diese Änderungen für den Naturschutz und welche Konsequenzen ergeben sich daraus für die konkrete Arbeit vor Ort?

In dieser Folge von „Naturschutz und Energiewende“ beschäftigen sich Moderatorin Elke Thiele und ihre Gäste mit den Änderungen am BNatSchG, diskutieren die neuen Regelungen und deren Auswirkungen in der Praxis. Dr. Silke Christiansen, Leiterin der KNE-Rechtsabteilung, deckt die rechtliche Perspektive ab und Holger Ohlenburg, der stellvertretende Leiter der KNE-Fachinformation und Referent für naturverträgliche Windenergie, sorgt für die fachliche Einordnung. Diese Folge des Podcasts baut auf den kürzlich vorangegangenen KNE-Informationsveranstaltungen zum BNatSchG auf und geht auch auf Fragen ein, die das KNE von unterschiedlichsten Akteuren erreicht haben.

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Der KNE-Podcast

Dialoge – Debatten – Denkanstöße: Der KNE-Podcast beschäftigt sich mit aktuellen Fragen rund um die naturverträgliche Energiewende. Wie können Vogelkollisionen an Windenergieanlagen vermieden werden, wie lassen sich Konflikte beim Ausbau erneuerbarer Energien vor Ort klären, und was alles muss berücksichtigt werden, damit eine Erneuerbaren-Anlage genehmigt werden kann? Zu diesen und vielen weiteren Fragen kommen unterschiedlichste Expertinnen und Experten im Podcast zu Wort.

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Dialog-Tool zur Entschärfung von Energiewendekonflikten

Berlin, 19. Oktober 2022

Dialog-Tool zur Entschärfung von Energiewendekonflikten

Schlussbericht vom Projekt „Lokaler Energiewendedialog“ für die Region Hannover online

Obwohl die Energiewende insgesamt von der Bevölkerung gewünscht ist, werden konkrete Projekte vor Ort von Teilen der Bevölkerung nicht akzeptiert. Im Projekt „Lokaler Energiewendedialog“, gefördert durch das Niedersächsische Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz, wurde das Veranstaltungskonzept „Vision:En 2040“ mit integriertem Dialogtool entwickelt, um den Energiewendeprozess konfliktärmer zu gestalten.

Der unter maßgeblicher Mitwirkung von Dr. Julia Wiehe (ehemals Projektleitung am Institut für Umweltplanung der Leibniz Universität Hannover, IUP), Referentin für Solarenergie im KNE, veröffentlichte Schlussbericht stellt Projektdesign, Veranstaltungskonzept und Evaluationsergebnisse aus der Pilotphase in der Region Hannover vor.

Das Konsortium aus dem IUP, der Klimaschutzagentur Region Hannover gGmbH und der IP SYSCON GmbH entwickelte ein digitales Dialog-Tool, das Kommunen dabei unterstützen soll, den Ausbau erneuerbarer Energien partizipativ umzusetzen. Das Tool ermöglicht es Teilnehmenden in moderierten Veranstaltungen, eine vollständige Versorgung aus erneuerbaren Energien für ihre Gemeinde zu planen. Auf digitalen Karten werden Flächen angezeigt, die sich nach der Expertise von Forschungsprojekten des IUP für einen mensch- und naturverträglichen Ausbau eignen. Über einen Touch-Screen werden Wind- und Solarenergieanlagen verortet und ihre potenziellen Erträge angezeigt. Der so berechnete Gesamtstromertrag wird dem Energiebedarf der Kommune im Jahr 2040 gegenübergestellt. Auf Grundlage der Simulationsergebnisse können die Beteiligten den Beitrag ihrer Kommune zur Energiewende diskutieren.

Die Evaluation der Modellveranstaltungen zeigte, dass das Dialog-Tool das Potenzial besitzt, die Handlungs- und die Einstellungsebene der Akzeptanz gegenüber der Energiewende vor Ort positiv zu beeinflussen. Die Teilnehmenden konnten ihr Wissen erweitern und empfanden das Dialog-Tool als hilfreich, um naturverträgliche Standorte für Energieerzeugungsanlagen aber auch persönliche Einstellungen zu diskutieren.

In einem Folgeprojekt soll das Dialog-Tool für eine Nutzung in ganz Niedersachsen erweitert werden.

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Dr. Julia Wiehe
Referentin Solarenergie
+49 30 7673738-26
julia.wiehe@naturschutz-energiewende.de

Screen Energiewendedialog, Foto: LUH/Moritz Küstner
Foto: LUH/Moritz Küstner

Aktuelles aus den Ländern

Berlin, 27. September 2022

Extrakte aus Politik und Gesellschaft 09/22

Aktuelles aus den Ländern

In „Extrakte“ veröffentlicht das KNE Fragmente aus parlamentarischen und ministeriellen Veröffentlichungen sowie aus publizierten Beiträgen von Akteuren der Energiewende. Im Mittelpunkt stehen interessante Fakten, politische Positionen und Strategien sowie wissenschaftliche Informationen zur naturverträglichen Energiewende in Deutschland. Dabei geht es nicht um Vollständigkeit, sondern um – Schlaglichter aus Politik und Gesellschaft.

Baden-Württemberg

In einem Berichtsantrag  (Landtags-Drucksache 17/2904) der Abgeordneten Dr. Hans-Ulrich Rülke und Daniel Karrais u. a. (FDP/DVP) wurde die Landesregierung Baden-Württemberg dazu aufgefordert, über „ökonomische und ökologische Potenziale der Kombination von Photovoltaik und Dachbegrünung“ zu berichten. Im Grundsatz könne laut Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg bei einer extensiven Dachbegrünung davon ausgegangen werden, dass eine gute Vereinbarkeit mit Photovoltaikanlagen bestehe. Vorteile der Kombination bestehen insbesondere in der „Doppelnutzung“ der Flächen und den positiven Effekten einer Dachbegrünung für das örtliche Mikroklima. Insbesondere seien die Verdunstungskühlung, Wasserretention und die Erhöhung der Biodiversität zu nennen. Ob und in welchem Umfang durch die kühlende Wirkung der Dachbegrünung Ertragssteigerungen bei der Photovoltaikanlage hervorgerufen werden könnten, hänge von der konkreten Ausgestaltung der Dachbegrünung und vom jeweiligen Vergleichsfall für die Dachgestaltung ab. Grundsätzlich seien Ertragssteigerungen im niedrigen einstelligen Prozentbereich möglich.

Bayern

Ein wohl eher spezifisch bayerisches Thema dürfte die „Photovoltaik im Hopfenanbau“ sein. PV-Anlagen auf landwirtschaftlich genutzten Flächen werden in Bayern in einigen privatwirtschaftlichen und staatlichen Pilotprojekten erprobt. In Au in der Hallertau wurde nun eine Demonstrationsanlage für PV-Stromerzeugung über Hopfenpflanzen errichtet. Die PV-Module böten dem Hopfen weniger Verdunstung und mehr Schatten. Um die Stabilität der Anlage in sieben Meter Höhe zu sichern, werde man bei der realen Anlage, die im Frühjahr errichtet werden soll, Betonpfeiler rund um das Hopfenfeld einlassen. Eine Rahmenkonstruktion für besonders leichte PV-Röhrenmodule werde darauf lagern. Mit ihrer Hopfenanbaufläche von etwa 20.000 Hektar biete die Hallertau, unter Annahme einer 20-prozentigen Nutzung, ein technisches Potenzial von etwa 2,4 GWp. Auch andere landwirtschaftliche Kulturen in Bayern wie Erdbeeren oder Wein sollen dahingehend geprüft werden, ob die Sonnenstromerzeugung mit der landwirtschaftlichen Nutzung sinnvoll kombinierbar sei (PM 08/2022).

Brandenburg

Brandenburg will bis spätestens 2045 klimaneutral wirtschaften und leben (PM 08/2022). Das Ziel hat die Landesregierung in ihrer gestrigen Sitzung mit zwei wichtigen Beschlüssen untermauert: Zum einen verabschiedete das Kabinett die von Energieminister Jörg Steinbach vorgestellte neue Energiestrategie 2040. Zum anderen beschloss es den von Klimaschutzminister Axel Vogel vorgeschlagenen Pfad mit Zwischen- und Sektorenzielen für den Klimaplan, der derzeit unter breiter Öffentlichkeitsbeteiligung. Insgesamt soll der Stromverbrauch bis 2030 zu 100 Prozent und bis 2040 der Anteil des Wärmeverbrauchs zu 82 Prozent aus erneuerbaren Energien gedeckt werden.

Rheinland-Pfalz

Das Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität Rheinland-Pfalz informiert in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage des Abgeordneten Lars Rieger (CDU) auf Landtags-Drucksache 18/4023 über den „Sachstand zum Ausbau von Windenergieanlagen“ im Land. Zum Stand 30. Juni 2022 seien insgesamt 1.744 WEA in Rheinland-Pfalz in Betrieb, 231 WEA im Genehmigungsprozess und 65 WEA in der Planungsphase gewesen. Im Jahr 2021 seien 16 WEA in Betrieb genommen und neun WEA stillgelegt worden. Der Genehmigungsprozess für WEA dauere in Rheinland-Pfalz aktuell durchschnittlich circa 28 Monate. In seiner Antwort auf eine Frage zur Flächeninanspruchnahme bei der Windenergie bezieht sich das Ministerium auf eine Publikation des UBA zum Thema „Flächenrucksäcke von Gütern und Dienstleistungen – Teilbericht III“. Darin werde eine durchschnittliche Flächeninanspruchnahme für das Fundament einer WEA von 380 m² (davon 30 m² für den Turmfuß) sowie den Kranstellplatz im Offenland von 1.500 m², im Wald von 1.800 m² und die Zuwegung im Offenland von 1.000 m² und im Wald von 1.500 m² angenommen. Bei der gegebenen Anzahl von WEA, von denen circa 73 Prozent im Offenland und circa 27 Prozent im Wald betrieben werden, ergebe sich demnach für Rheinland-Pfalz eine durch WEA beanspruchte Fläche von rein rechnerisch insgesamt 5,4 km². Dies entspreche etwa 0,027 Prozent der gesamten Landesfläche.

Thomas Schoder - Extrakte