Aktuelles aus den Ländern und von der Bundesregierung

Berlin, 20. August 2021

Extrakte aus Politik und Gesellschaft 07/21

Aktuelles aus den Ländern und von der Bundesregierung

In „Extrakte“ veröffentlicht das KNE Fragmente aus parlamentarischen und ministeriellen Veröffentlichungen sowie aus publizierten Beiträgen von Akteuren der Energiewende. Im Mittelpunkt stehen interessante Fakten, politische Positionen und Strategien sowie wissenschaftliche Informationen zur naturverträglichen Energiewende in Deutschland. Dabei geht es nicht um Vollständigkeit, sondern um – Schlaglichter aus Politik und Gesellschaft.

Bayern

Der bayrische Verwaltungsgerichtshof hat sich mit der Beihilfefähigkeit von Freiflächen-PV befasst. In einem Fall entschied es, dass mit Schafen beweidetes Grünland unter aufgeständerten Freiflächen-Photovoltaikanlagen als landwirtschaftlich genutzte Flächen gelten und beihilfefähig sind. Das Land Bayern, das Bundeslandwirtschaftsministerium und andere Bundesländer lehnen diese Entscheidung ab und plädieren wegen der grundsätzlichen Bedeutung der Rechtsfrage dafür, dass Bayern gegen die Entscheidung vorgeht. Es ist zunächst eine Beschwerde gegen die Nichtzulassung der Revision erforderlich, da der Verwaltungsgerichtshof die Revision nicht zugelassen hat (VGH München, Urteil v. 01.06.2021 – 6 BV 19.98).

Sachsen

Über den Stand des Ausbaus der erneuerbaren Energien im Freistaat Sachsen informiert die Bundesregierung auf Bundestag-Drucksache 19/31523 in Beantwortung einer Kleinen Anfrage der Fraktion Bünbdnis 90/Die Grünen. 2020 gab es im Bereich der PV-Anlagen bis 10 Kilowatt 5.900 Photovoltaik-Anlagen mit einer Gesamt-Bruttoleistung von 39,5 Megawatt. Bei den Anlagen über 10 bis 30 Kilowatt waren es 486 Anlagen mit 10,4 Megawatt. Bei den Anlagen über 30 bis 100 Kilowatt: 259 Anlagen mit 18 Megawatt. Über 100 Kilowatt: 349 Anlagen mit 178,5 Megawatt. Insgesamt wurden in den letzten zehn Jahren 6.994 PV-Anlagen in Betrieb genommen, mit einer Bruttoleistung von 246,3 Megawatt. Im Bereich der Windenergieanlagen an Land gab es 2020 bei den Anlagen über 750 Kilowatt 1 Inbetriebnahme, und eine installierte Bruttoleistung von 8,1 Megawatt. Im Bereich der Biomasse- und Biogasanlagen wurden in den letzten fünf Jahren folgender Netto-Zubau in Megawatt (MW) erreicht: 2015: 4 MW, 2016: -19 MW, 2017: -11 MW, 2018: 9,0 MW, 2019: 4,3 MW. Aktuelle Daten zur Anzahl der Arbeitsplätze in der Branche der erneuerbaren Energien im Freistaat Sachsen liegen der Bundesregierung nicht vor.

Niedersachsen

Entscheidungen über die Genehmigung von Erneuerbare-Energien-Anlagen auf, an oder in Kulturdenkmalen obliegen den unteren Denkmalschutzbehörden. Das niedersächsische Ministerium für Wirtschaft und Kultur (MWK) wird seinen aus dem Jahre 2003 stammenden diesbezüglichen Erlass durch einen neuen „Runderlass zum Umgang mit Anlagen zur Gewinnung erneuerbarer Energien bei der Anwendung des Niedersächsischen Denkmalschutzgesetzes“ ersetzen. Dieser geht in Kürze ins Mitzeichnungsverfahren der Landesregierung. Zumindest bis neue Technologien eine Marktreife erreicht haben, die ihre Verwendung wirtschaftlich im Bereich des Denkmalschutzes darstellbar zulässt, müssten, so die Landesregierung in der schriftlichen Beantwortung einer Kleinen Anfrage von Abgeordneten der GRÜNEN-Fraktion (Drucksache 18/9530), Lösungen gefunden werden, wie Baudenkmäler in einem wirtschaftlich sinnvollen Umfang mit den derzeit marktbeherrschenden aufgeständerten dunklen PV-Modulen – ohne die berechtigten Interessen des Denkmalschutzes übermäßig zu beeinträchtigen – ausgestattet werden können. Das MWK und das Niedersächsische Landesamt für Denkmalpflege haben eine Arbeitsgruppe berufen, der Architektenkammer, Ingenieurskammer, das Institut für Solarforschung, die TU Braunschweig sowie die Klimaschutz- und Energieagentur Niedersachsen angehören.

Baden-Württemberg

Mit der Freiflächen-Photovoltaik auf aufgelassenen Weinbergen befasst sich das baden-württembergische Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz in seiner Stellungnahme zu einem Antrag der FDP/DVP-Fraktion auf Drucksache 17/205. Aufgelassene Weinberge liegen, so das MELV, häufig in sehr steilem Gelände, was die Installa­tion von PV-Anlagen und Stromleitungen erschwere und teuer mache. Auch die Pflege der Fläche unter den Modu­len wäre aufwendig und teuer. Bei PV-Anlagen in Steillagen könnten sich aufgrund des geneigten Win­kels der Fläche in Kombination mit der für Weinberge üblichen Ausrichtung nach Süden Vorteile ergeben. Die Lüftung der Module könne jedoch behindert werden. Aus weinbaulicher Sicht sei die Nutzung von Ertragsweinbergen zur Gewinnung von Solarenergie interessant, da hier bereits Spalieranlagen vorhanden seien, auf die PV-Module installiert werden könnten. Inwieweit die Produktivität von Weinbergen und die Traubenqualität auf den mit PV-Modulen aus­gestatteten Flächen beeinflusst werde, sei derzeit Bestandteil von Forschungsarbei­ten. Aus weinbaulicher Sicht seien aufgegebene Weinberge kritisch zu betrachten. Hier könnten PV-Anlagen einen Beitrag zur Fortführung der Pflege leisten.

Bundesregierung

In ihrer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Bundestags-Fraktion der FPD auf Drucksache 19/30853 hat die Bundesregierung die Situation der Energiespeicher in Deutschland, einschließlich geplanter Projekte und der Forschung, dargestellt. 2019 waren an das deutsche Netz Pumpspeicherkraftwerke (darunter auch welche aus Österreich und Luxemburg) mit einer Netto-Nennleistung von zirka 11,3 Gigawatt angeschlossen, deren Gesamtkapazität bei rund 40 Gigawattstunden liegt. 7 neue Pumpspeicherkraftwerke befinden sich in Planung. Die Kapazität aller Batteriegroßspeicher in Deutschland (2020 waren 13 gemeldet) wird auf insgesamt rund 450 Megawattstunden geschätzt. Der Bestand an Heimspeichern wuchs im Jahre 2020 auf 285.000 mit einer Gesamtleistung von 2,3 Gigawattstunden. Davon sind aktuell 235.000 Batteriespeicher im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur registriert. Die Gesamtleistung der registrierten Haushaltsspeicher (mit einer Kapazität von bis zu 20 Kilowattstunden) liegt derzeit bei rund 2 Gigawattstunden. Für die Erdgasspeicherung standen Ende 2019 in Deutschland insgesamt 47 Speicheranlagen mit einem nutzbaren Arbeitsgasvolumen von 23,9 Milliarden Kubikmeter zur Verfügung.

„Die Klimakrise erfordert schnellere Genehmigungen erneuerbarer Energien“ – BEE-Präsidentin Dr. Simone Peter zu Gast im KNE-Podcast

Berlin, 16. August 2021

„Die Klimakrise erfordert schnellere Genehmigungen erneuerbarer Energien“ – BEE-Präsidentin Dr. Simone Peter zu Gast im KNE-Podcast

„Angesichts der Klimakrise brauchen wir einen deutlich schnelleren Ausbau aller erneuerbarer Energien und eine Verkürzung von Genehmigungsverfahren. Bis Herbst erwarten wir daher klare Ergebnisse, was die Vereinheitlichung von Naturschutzstandards beim Ausbau der Windenergie betrifft. So bekommen wir mehr Verlässlichkeit für den Naturschutz und mehr Planungssicherheit für die Branche“, erklärt Dr. Simone Peter, Präsidentin des Bundesverbands Erneuerbare Energie (BEE) in einer neuen Folge des Podcasts „Naturschutz und Energiewende“. Im Gespräch mit Dr. Torsten Raynal-Ehrke, Direktor des Kompetenzzentrums Naturschutz und Energiewende (KNE) und KNE-Geschäftsführer Michael Krieger geht es um die Frage, wie Klima- und Artenschutz versöhnt werden können – und um die Person hinter der Präsidentin.

„Klimaschutz steht nicht über anderen Themen, ist aber von zentraler Bedeutung und muss mit anderen Politikbereichen viel stärker verwoben werden“, so die frühere Bundesvorsitzende von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und ehemalige Ministerin für Umwelt, Energie und Verkehr des Saarlandes. Der Dialog zwischen Naturschutz und Energiewende sei heute besser geworden. Mitunter gerate die sachliche Frage jedoch aus dem Fokus und der Naturschutz werde von Gegnern der Energiewende für ihren Protest instrumentalisiert. Daher brauche es verbindlichere und standardisierte Kenngrößen im Rahmen der Genehmigungsverfahren.

Um die Ziele des Klimaschutzgesetzes zu erfüllen, müsse der Anteil erneuerbarer Energien im Stromsektor nach Berechnungen des BEE bis 2030 auf 80 Prozent steigen.

Von der nächsten Bundesregierung erwartet Peter, dass der Ausbau aller erneuerbaren Energien deutlich beschleunigt und ein integrierter Plan für die bürgernahe Energiewende vorgelegt wird – vom Netzausbau über die Flächenausweisung bis zur Energiewende im Wärme- und Mobilitätssektor. Auch die Bundesländer seien in der Pflicht, ihren Beitrag zur Energiewende zu leisten und landespolitische Hürden zu beseitigen.

Foto: BEE

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Der KNE-Podcast

Dialoge – Debatten – Denkanstöße: Der KNE-Podcast beschäftigt sich mit aktuellen Fragen rund um die naturverträgliche Energiewende. Wie können Vogelkollisionen an Windenergieanlagen vermieden werden, wie lassen sich Konflikte beim Ausbau erneuerbarer Energien vor Ort klären, und was alles muss berücksichtigt werden, damit eine Erneuerbaren-Anlage genehmigt werden kann? Diesen und vielen weiteren Fragen gehen die Moderatoren Dr. Torsten Raynal-Ehrke; Direktor des KNE, und Geschäftsführer Michael Krieger mit ihren Gästen nach.

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Fledermausland – Fledermausschutz und Energiewende sind möglich

Berlin, 10. August 2021

Fledermausland

Warum das Spannungsfeld zwischen Fledermausschutz und Energiewende überwunden werden kann

Energiewende und Fledermäuse – das ist ein emotionsgeladenes Themenfeld. Der Ausbau der Erneuerbaren muss jedoch nicht zu Lasten dieser äußerst erfolgreichen und weltweit verbreiteten Tiergruppe gehen. Bereits jetzt sind Verfahren zur Abmilderung der Effekte wie des Schlags von Fledermäusen oder des Lebensstättenverlustes bekannt. Viele Fragestellungen bedürfen noch einer vertieften Beschäftigung. Dennoch können unter Einbezug von aktuellem Wissen konsensfähige Lösungen gefunden werden. Ein Beitrag im KNE-Jahbuch K 21 widmet sich ausführlich dieser Thematik.

Die Autoren Markus Melber und Dr. Volker Runkel vom Bundesverband für Fledermauskunde Deutschland leuchten in Ihrem Beitrag das Spannungsfeld zwischen Fledermausschutz und Energiewende aus und geben einen Einblick in die überaus interessante Biologie der Tiere. Angesichts der bereits bestehenden Schutzmöglichkeiten sind beide Autoren zuversichtlich, dass konsensfähige Lösungen gefunden werden können.

K 21 – Naturschutz und Energiewende gemeinsam voranbringen.

Der Handlungsdruck auf den Klimaschutz wächst, aber auch die Biodiversitätskrise fordert großes Engagement. In die Debatte um eine naturverträgliche Energiewende ist viel Bewegung gekommen, gemeinsame Lösungen werden gebraucht. Das 163 Seiten starke Jahrbuch  beleuchtet diese Problematik anhand zehn aktueller Handlungsfelder und Beispiele und will die Debatte weiter voranbringen und Lösungsansätze aufzeigen. Die Vielfalt der Beiträge der Autorenschaft spiegelt dabei die Spannbreite und die Komplexität der Anforderungen wider.

Die bisherigen KNE-Jahrbücher entdecken:

Für Nachfragen und Interviews stehen wir Ihnen jederzeit gerne zur Verfügung:
Anke Ortmann
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
anke.ortmann@naturschutz-energiewende.de
T.: 030 7673738-12

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Fachaustausch mit dem Energy Transition Forum Korea

Berlin, 10. August 2021

Fachaustausch mit dem Energy Transition Forum Korea

Nachdem das KNE in den vergangenen Jahren bereits mehrfach Anfragen aus Südkorea erhalten hat, ergab sich ein erneuter Austausch mit dem Energy Transition Forum Korea. Bereits im vergangenen Herbst wurde das KNE zu einem digitalen Workshop eingeladen und der aktuelle Austausch diente der Vertiefung hinsichtlich des Spannungsfeldes Naturschutz und Energiewende. Im Mittelpunkt standen die Lösungsstrategien des KNE bei der Bewältigung von Konflikten beim naturverträglichen Ausbau der erneuerbaren Energien.

Besonders interessierten sich die Gesprächspartner dabei für die konkrete Ausgestaltung von Bürgerversammlungen und die Rolle von Umweltorganisationen in Moderations- und Mediationsverfahren. Michael Krieger, KNE-Geschäftsführer, betonte: „Im Mittelpunkt einer jeden Konfliktlösung stehen neben der Konzeption des Energiewendeprojekts die Emotionen. Es ist zentrale Aufgabe zuzuhören und hinzuhören, wenn Einwände und Anliegen eingebracht werden. Oftmals wird sich zu sehr darauf beschränkt, lediglich Informationen zu verteilen. Es ist aber genauso wichtig, die Menschen emotional zu erreichen.“

Das Energy Transition Forum Korea arbeitet mit der Universität Seoul zusammen und ist im Auftrag des Energieministeriums Korea tätig. Geplant ist es, das Forum zu einer Art „südkoreanischem KNE“ weiterzuentwickeln. Es wurde daher vereinbart weiter in Kontakt zu bleiben.

Sreenshot Videokonferenz Energy Transition Forum Korea