Berlin, 25. April 2024

Kommunale Akteure auf Exkursion im Solarpark Oberndorf

Regionaler Workshop in Bayern im Rahmen des FuE-Projektes SuN-divers

Wie sehen naturverträgliche Solarparks in der Praxis aus? Am 23. April fand in Landshut der erste regionale Workshop im Rahmen des FuE-Projektes „Solarenergie und Naturschutz: Mehr Biodiversität in Solarparks umsetzen“ (SuN-divers) statt. Teil des Workshops war auch die Besichtigung des Solarparks Oberndorf in der Gemeinde Bodenkirchen.

Wie Vielfalt und der Ausbau der erneuerbaren Energien miteinander gelingen, sieht man am besten mit eigenen Augen vor Ort. Dafür wurden im Rahmen des Projektes regionale Workshops mit Exkursionen für kommunale Akteure konzipiert. Am 23. April fand in Landshut (Bayern) der erste Workshop statt. Die Gruppe der rund 20 Teilnehmenden kamen aus den unteren und oberen Naturschutzbehörden, aus dem bayrischen Staatsministerium, aus einer Kommune sowie aus Planungsbüros, Verbänden und aus der Projektentwicklung. Die Veranstaltung fand im Gründerzentrum in Landshut in Kooperation mit regionalwerke statt.

Informationsaustausch und Diskussion

Konzipiert und moderiert wurde der Workshop von Simone Zeil (KNE). Nach einer Vorstellungsrunde und einem Kennenlernen der Teilnehmenden, stellte Elisabeth Wolfram (KNE) dar, welche Wirkungen Solarparks auf die verschiedene naturschutzfachlichen Bereiche Boden, Wasser, Landschaftsbild und auf Flora und Fauna haben. Darüber hinaus wurden die bestehenden sowie die, im Rahmen des Solarpakets, voraussichtlich neu eingeführten Instrumente zur Steigerung der Biodiversität in Solarparks vorgestellt. Maßnahmen, wie Naturverträglichkeit in die jeweiligen Verfahren integriert werden könnte, wurden erläutert.

Im Weiteren wurden in mehreren Diskussionsrunden die Unterstützungsbedarfe der Teilnehmenden auf kommunaler Ebene (Gemeinden und Landkreise) ermittelt. Dr. Julia Thiele (KNE) unterstützte die Diskussion mit weiteren natruschutzfachlichen Beiträgen. Jeremias Kempt (Bundesamt für Naturschutz) brachte die naturschutzfachliche Sicht auf Bundesebene ein.

Exkursion zum Solarpark Oberndorf

Am Nachmittag besichtigten die Teilnehmenden den nahegelegenen Solarpark in Oberndorf in der Gemeinde Bodenkirchen. Andreas Engl (regionalwerke, EULE Projekt) informierte anschaulich über den Natur- und Artenschutz fördernden Solarpark: Er wurde 2012 auf einer alten Lehmbaugrube, die später landwirtschaftlich intensiv genutzt wurde, erbaut. Auf rund 1,6 Hektar des insgesamt 2,6 Hektar großen Solarparks wurden verschiedene Biotope angelegt – unter anderem Lesesteinhaufen, Erdflächen, Steinstufen, Wasserflächen und Totholzhaufen. Durch eine dreireihige Hecke und altem Baumbestand an mehreren Seiten sowie Obstbäume und einen Weiher sind die nach Süden ausgerichteten Solarmodule in der gut 1 Hektar großen eingezäunten Fläche kaum einsehbar. Die Fläche liegt etwas tiefer als die umliegenden Felder und fällt daher im Landschaftsbild nur durch die Baumreihen und die Vielfalt an Arten (Vögel, Eidechsen, Tag- und Nachfalter sowie verschiedene Säugetiere, die sich in dem geschützten Areal aufhalten) auf.

Die Pflege der Fläche erfolgt durch die Beweidung mit Schafen, einer Mahd mit Balkenmäher und dem Abtransport des Mulchs. Alle Teilnehmenden konnten in diesem Solarpark sehen, wie mit relativ wenig Aufwand, ein lebendiges Ökosystem in Verbindung mit Freiflächen-Photovoltaik auf einer Fläche geschaffen werden können. Der Solarpark ist eng mit regionalen Partnern und den Bewohnerinnen und Bewohnern in Bodenkirchen verbunden, deren gut 340 Haushalte mit dem erzeugten Strom verlässlich versorgt werden.

In der Abschlussrunde wurde viel positives Feedback zum persönlichen Austausch, dem interaktiven Veranstaltungsformat und der anschaulichen Besichtigung eines sehr gelungenen Beispiels eines naturfördernden Solarparks geteilt. Gleichzeitig sind viele Fragen offen, zum Beispiel: Wie können solche Beispiele in die Fläche gebracht werden? Wie kann ein verlässliches Monitoring der Vereinbarungen in den Genehmigungsverfahren und Vorgaben durch die Naturschutzbehörden nachgehalten werden? Wie können noch mehr Kommunen motiviert werden, sich aktiv und gestaltend in eine naturverträgliche Energiewende einzubringen?

Vielen Dank an alle Beteiligten für diesen sehr interessanten und aufschlussreichen Workshop.

Solarenergie und Naturschutz: Mehr Biodiversität in Solarparks umsetzen

Das FuE-Projekt „Solarenergie und Naturschutz: Mehr Biodiversität in Solarparks umsetzen - SuN-divers“ soll dazu beitragen, dass Naturschutzbelange bei der Implementierung von Solarparks auf kommunaler Ebene stärker als bisher Berücksichtigung finden. Um diese Ziele zu erreichen, werden verschiedene Veranstaltungsformate genutzt. Hierzu zählen online durchgeführte Workshops, Werkstattgespräche in kleiner Runde und bundesweite Veranstaltungen für eine große Teilnehmendenzahl sowie die regionalen Workshops vor Ort mit Exkursionen zu guten Beispielen von naturverträglich gestalteten Solarparks. Die Ergebnisse aus den Fachgesprächen und dem Artenschutzgutachten werden zusammengeführt und in einer Informationsbroschüre für die an Solarparks beteiligten Akteure aus Kommunen/Kreisen, Verbänden und Landwirtschaft aufbereitet.

Die nächsten regionalen Workshops mit Besichtigungen von Solarparks sind bereits geplant Alle Informationen dazu sind auf der Internetseite zum FuE-Projekt „SuN-divers“ zu finden.

Das Projekt „SuN-divers“ wird gefördert durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz.

Fachkontakt

Dr. Julia Wiehe
Leiterin Team Solar
julia.wiehe@naturschutz-energiewende.de

Elisabeth Wolfram
Fachreferentin Solarenergie Projekt "SuN-divers"
elisabeth.wolfram@naturschutz-energiewende.de

Simone Zeil
Dialoggestalterin Projekt "SuN-divers"
simone.zeil@naturschutz-energiewende.de

Das Solarpark in Oberndorf liefert mehr als Strom. Verschiedene Biotopstrukturen, eine Beweidung mit Schafen und eine Mahd mit Balkenmäher fördern die Arnvielfalt. Fotos: KNE gGmbH.