Rotmilan im Flug vor Windenergieanlage. Foto: Manfred Stöber - adobestock.com

Vereinbarkeit von Windenergie und Artenschutz

durch Antikollisionssysteme - Potenziale und Grenzen

Tagung vom 23. November 2023

Der Artenschutz spielt bei der Realisierung von vielen Windenergieprojekten eine wichtige Rolle und ist oftmals entscheidend für die Frage, ob ein Projekt erfolgreich umgesetzt werden kann oder nicht. Um die ambitionierten Ausbauziele zu erreichen, ist die Vereinbarkeit von Windenergie und Artenschutz unabdingbar.

Aus diesem Grund tagten auf Einladung des LBV, KNE und des bayerischen Wirtschaftsministeriums zum ersten Mal in Bayern zahlreiche Expertinnen und Experten. Welche Optionen eröffnen Antikollisionssysteme (AKS) für Vögel, artenschutzrechtlichen Konflikten zu begegnen? Was können sie leisten, wo liegen Potenziale und Grenzen bei ihrem Einsatz? Welche Besonderheiten sind in Bayern zu beachten? Diese und weitere Fragen wurden in der Veranstaltung mit den Teilnehmenden erörtert.

Die fachlichen Beiträge

Der Vormittag befasste sich mit der Rolle von AKS  unter den neuen rechtlichen Zulassungsbedingungen für Windenergieanlagen.  Frauke Meister (StMUV) präsentierte den aktuellen Stand der artenschutzrechtlichen Regelungen des BNatSchG und ordnete die AKS vor diesem Hintergrund ein. Vorträge von Dr. Elke Bruns (KNE) und Maik Pommeranz (KNE) lieferten einen Überblick zu Funktionsweise und dem Entwicklungs- und Erprobungsstand verschiedener Systeme. Sie informierten über die Anforderungen an die Systeme bzgl. deren Eignung und Vermeidungswirksamkeit und nahmen Bezug auf die sich stellenden Fragen innerhalb der neuen Zumutbarkeitsgrenzen.

Im zweiten Teil am Nachmittag berichtete Prof. Dr. Christoph Moning (Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, HSWT) von Praxiserfahrungen aus dem Erprobungsprojekt in Fuchstal (Landkreis Landsberg a. Lech). Tim Steinkamp (Arbeitsgruppe für regionale Struktur- und Umweltforschung, ARSU) infomierte über die technisch-wirtschaftlichen Aspekte der automatisierten Abschaltung. In der Podiumsdiskussion wurden die Einsatzpotenziale und ‑grenzen von AKS in Bayern mit den Teilnehmenden diskutiert.

Hintergrund

Mit der Novelle des Bundesnaturschutzgesetzes wurden Antikollisionssysteme als eine mögliche Schutzmaßnahme festgelegt, um das Kollisionsrisiko von Vögeln mit Windenergieanlagen zu vermindern. Per Gesetz gilt bislang insbesondere für den Rotmilan ein System als wirksam, weitere Kollisionsschutzsysteme und Arten können hinzukommen. Der Einsatz von Antikollisionssystemen wird jedoch auch durch die Begrenzung der wirtschaftlichen Zumutbarkeit beeinflusst. Dies wird sich deshalb auf die Auswahl der geeigneten Maßnahmen auswirken, insbesondere bei der Entwicklung an weniger profitablen Standorten in Bayern.

Fazit

Mit weiterer Validierung der Forschungserkenntnisse zur Wirksamkeit auch neuer Systeme, zur Standortauswahl und zur Minimierung von Ertragsverlusten haben Antikollisionssysteme aber das Potenzial, eine wirksame Schutzmaßnahme gerade auch für schwierige Standorte zu bieten. Jedoch sind die aufzuwendenden Investitionskosten derzeit noch sehr hoch. Um innerhalb der Zumutbarkeitsschwelle zu bleiben, bestehen daher an ertragsschwachen Standorten mit geringem Gütefaktor nur begrenzte Spielräume für deren Einsatz, so auch in Bayern. Es wäre daher notwendig, dass sich die Kosten für bereits anerkannte sowie für neue und aktuell in Erprobung befindliche Systeme so entwickeln, dass sie auch für ertragsschwächere Standorte und Regionen in Frage kommen.

Weiterführende Links

Veranstalter

Durchgeführt von:

Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie (StMWi)

Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern e. V. (LBV)

Kompetenzzentrum Naturschutz und Energiewende (KNE)

Unterstützt durch:

Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz (StMUV)

Ort:

Ludwig-Erhard-Festsaal, StMWi

Ansprechpartnern im KNE:

Dr. Elke Bruns
Stellv. Direktorin &
Leiterin Fachinformation
elke.bruns@naturschutz-energiewende.de
+49 30 7673738-20

Bildnachweis: Manfred Stöber - adobestock.com

Weitere Informationen des KNE zum Thema

Das KNE verfolgt das Potenzial von Antikollisionssystemen zum naturverträglichen Ausbau der Windenergie bereits seit 2018. In verschiedenen Formaten beschäftigt sich das KNE mit der Thematik und tauscht sich bundesweit dazu mit den unterschiedlichsten Akteuren aus.

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