Aktuelles aus Bayern, dem BfN und der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde

Berlin, 29. Juli 2021

Extrakte aus Politik und Gesellschaft 07/21

Aktuelles aus Bayern, dem BfN und der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde

In „Extrakte“ veröffentlicht das KNE Fragmente aus parlamentarischen und ministeriellen Veröffentlichungen sowie aus publizierten Beiträgen von Akteuren der Energiewende. Im Mittelpunkt stehen interessante Fakten, politische Positionen und Strategien sowie wissenschaftliche Informationen zur naturverträglichen Energiewende in Deutschland. Dabei geht es nicht um Vollständigkeit, sondern um – Schlaglichter aus Politik und Gesellschaft.

Bayern

Das Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie hat auf Drucksache 18/16046 den Stand des bayrischen Windenergieausbaus ausgewiesen. Wurden 2013 noch 400 Genehmigungsanträge gestellt, 174 Anlagen genehmigt und 94 in Betrieb genommen, waren es 2020 nunmehr drei Anträge, vier Genehmigungen und acht Inbetriebnahmen. Im ersten Quartal 2021 wurde kein Genehmigungsantrag für eine Windenergieanlage gestellt, vier Anlagen wurden genehmigt. Die drei Kommunen Metten in Niederbayern, Oberschönegg in Schwaben und Eggolsheim in Oberfranken haben nach intensiver Beratung durch die jeweiligen Windkümmerer auf eigene Initiative das Projekt Windkümmerer wieder verlassen. Gründe dafür waren Bürgerproteste oder zu geringe Windgeschwindigkeit. Eine Veröffentlichung der Potenzialanalyse für Windenergieanlagen ist nach Auskunft des Ministeriums nicht vorgesehen. Der Windenergieerlass soll in puncto Artenschutz aktualisiert und ergänzt werden. Detektionssysteme sollen dort jedoch nicht aufgenommen werden, diese könnten bei hinreichender Wirksamkeit unabhängig von der Nennung im Erlass eingesetzt werden.

Bundesamt für Naturschutz

Die Länderarbeitsgemeinschaft der Vogelschutzwarten hat „Fachliche Empfehlungen für die avifaunistische Erfassung und Bewertung bei Windenergie-Genehmigungsverfahren (Brutvögel)“ (BfN-Skript 602) herausgegeben. Sie bieten eine Hilfestellung für eine nachvollziehbare Sachverhaltsermittlung bei Genehmigungsverfahren für die Errichtung und den Betrieb von Windenergieanlagen. Im Rahmen der Zuständigkeiten der Länder können Anpassungen an das vorkommende Artenspektrum und die regionale Habitatausstattung vorgenommen werden. Die vorgeschlagenen Methoden beziehen sich auf die Erfassung und Bewertung der Brutvorkommen von horst- bzw. reviertreuen Vogelarten, so dass eine Einschätzung des artenschutzrechtlichen Konfliktpotenzials möglich ist. Dabei wird davon ausgegangen, dass eine Unterschreitung der empfohlenen Mindestabstände (LAG VSW 2015) regelmäßig die Prüfung von Vermeidungsmaßnahmen zur Minderung von Umweltwirkungen zur Folge hat. Die Fachempfehlung enthält zudem ein Ablaufschema als Entscheidungshilfe zur Einschätzung der erforderlichen Untersuchungstiefe in der artenschutzrechtlichen Prüfung und untersetzt die vorgeschlagenen Methoden mit konkreten Beispielskizzen.

Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde

Die Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) erforscht und erprobt in Kooperation mit dem Kompetenzzentrum Naturschutz und Energiewende (KNE) sensorbasierte automatische Vogeldetektionssysteme. Diese sollen verhindern, dass geschützte Greif- und Großvogelarten durch den Betrieb von Windenergieanlagen verletzt werden. Das Projekt ist im Juni gestartet und läuft bis Ende 2022. Auftraggeber ist das Energieministerium des Landes Brandenburg, das das Projekt mit rund 1,8 Millionen Euro unterstützt. Ziel ist es, künftig fernerkundungsbasierte Vogeldetektionssysteme wie Radarsensoren oder RGB-Kamerasysteme in konfliktbehafteten Gebieten in Brandenburg einsetzen zu können. Bislang gibt es nur geringe Kenntnisse über die technische Leistungsfähigkeit der marktfähigen und operationellen Systeme. In dem jetzt angelaufenen Projekt sollen deren Genauigkeit und Zuverlässigkeit empirisch nachgewiesen werden. Außerdem sollen sie an konkreten und für Brandenburg charakteristischen Standorten erprobt werden.

KNE-Podcast: Von Walen und Wäldern: Artenschutz mit Algorithmen?

Berlin, 15. Juli 2021

KNE-Podcast: Von Walen und Wäldern: Artenschutz mit Algorithmen?

Welche Chancen bietet die Digitalisierung für eine naturverträgliche Energiewende? Diese Frage diskutierten Michael Krieger und Dr. Mathis Danelzik vom KNE im Rahmen des 35. Deutschen Naturschutztages mit Alexander Britz von Microsoft Deutschland in einem Live-Podcast am 31. Mai 2021. Nun steht der Podcast zum „Nachhören“ zur Verfügung.

Smarte Technologien sind in vielen Lebensbereichen bereits allgegenwärtig – und die Digitalisierung wird auch beim Naturschutz immer bedeutsamer. So ist intelligente Software zum Beispiel bereits heute in der Lage, Satellitenbilder zu nutzen, um migrierende Wale anhand ihrer Fluke zu identifizieren und ihre Wege durch die Weltmeere aufzuzeichnen. Dadurch können wertvolle Daten zu den Auswirkungen des Klimawandels auf das Verhalten der Tiere gewonnen werden. Auch beim Schutz der Wälder können digitale Technologien einen wichtigen Beitrag liefern.  Alexander Britz stellt im Gespräch den von Microsoft initiierten „Planetary Computer“ vor – eine maschinelle Lernplattform, die eine riesige Menge offener Daten aufbereitet.

Das KNE auf dem Deutschen Naturschutztag 2021

Vom 31. Mai bis zum 2. Juni 2021 fand der 35. Deutsche Naturschutztag mit digitalen Fachforen und Side-Events sowie einem hybriden Live-Event statt. Das KNE beteiligte sich mit einer digitalen Ausstellung zur Konfliktklärung beim Ausbau erneuerbarer Energien und einem Live-Podcast.

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Der KNE-Podcast

Dialoge – Debatten – Denkanstöße: Der KNE-Podcast beschäftigt sich alle zwei Wochen mit aktuellen Fragen rund um die naturverträgliche Energiewende. Wie können Vogelkollisionen an Windenergieanlagen vermieden werden, wie lassen sich Konflikte beim Ausbau erneuerbarer Energien vor Ort klären, und was alles muss berücksichtigt werden, damit eine Erneuerbaren-Anlage genehmigt werden kann? Diesen und vielen weiteren Fragen gehen die Moderatoren Dr. Torsten Raynal-Ehrke; Direktor des KNE, und Geschäftsführer Michael Krieger mit ihren Gästen nach.

Fragen oder Anregungen gern an podcast@naturschutz-energiewende.de.

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Neues KNE-Jahrbuch

Berlin, 13. Juli 2021

Neues KNE-Jahrbuch

K 21 zeigt Wege, Naturschutz und Energiewende gemeinsam voranzubringen

Um die Klimaziele zu erreichen, muss der Ausbau erneuerbarer Energien deutlich beschleunigt werden. Doch wie kann es gelingen, dass davon nicht nur das Klima, sondern auch der Naturschutz profitiert?

Das neue 163 Seiten starke Jahrbuch „K 21 – Naturschutz und Energiewende gemeinsam voranbringen“ des Kompetenzzentrums Naturschutz und Energiewende (KNE) beantwortet diese Frage anhand zehn aktueller Handlungsfelder und Beispiele. „In die Debatte um eine naturverträgliche Energiewende ist viel Bewegung gekommen. Der Handlungsdruck auf den Klimaschutz wächst, aber auch die Biodiversitätskrise fordert unser aller Engagement. Gemeinsame Lösungen werden gebraucht, und es gibt interessante Impulse gerade auch von Seiten der Umweltorganisationen. Mit unserem Jahrbuch wollen wir diese Debatte weiter voranbringen und aufzeigen, wie naturverträgliche Energiewende konkret möglich ist“, so KNE-Direktor Dr. Torsten Raynal-Ehrke.

Zu den zehn Beiträgen

  • Verena Bax und Dr. Raphael Weyland vom Naturschutzbund Deutschland (NABU) fordern eine konkrete EU-Strategie für die naturverträgliche Energiewende, um Naturschutzbelange auf europäischer Ebene endlich stärker zu berücksichtigen.
  • KNE-Redakteurin Anke Ortmann berichtet von einem KNE-Podcast mit Jochen Flasbarth: Wie hat sich in der persönlichen Wahrnehmung des Staatssekretärs im Bundesumweltministerium das Verhältnis von Energiewende und Natur- und Artenschutz entwickelt? Und gelingt es, Konflikte vor Ort zu klären?
  • Wie sich die Photovoltaik (PV) auf Natur und Landschaft auswirkt, beleuchtet KNE-Expertin Natalie Arnold. Sie zeigt unterschiedliche Anwendungen auf – von Gebäude-PV über Solarparks bis hin zu schwimmender PV.
  • Dr. Silke Christiansen, Leiterin Recht des KNE, beschäftigt sich mit dem Konflikt zwischen Klima- und Artenschutz in Genehmigungsverfahren von Windenergieanlagen. Weitere konkrete Vorgaben für Planung und Genehmigung könnten helfen, diesen Konflikt rechtssicher aufzulösen.
  • Das Spannungsfeld zwischen Fledermausschutz und Energiewende leuchten Markus Melber und Dr. Volker Runkel vom Bundesverband für Fledermauskunde Deutschland aus. Angesichts der bereits bestehenden Schutzmöglichkeiten sind beide Autoren zuversichtlich, dass konsensfähige Lösungen gefunden werden können.
  • Dr. Peter Sittig-Behm und Julia Hilkenbach von der Kanzlei prometheus gehen auf das hochaktuelle Thema Repowering ein. Sie sind überzeugt, dass Repoweringvorhaben eine Verbesserung der artenschutzrechtlichen Situation im Vergleich zur Bestandssituation mit sich bringen können.
  • Die Brandenburger Umwelt-Staatssekretärin Silvia Bender gewährt einen Einblick in die politische Praxis Brandenburgs, Klimapolitik, Energiewende und Artenschutz zu verbinden. Sie schildert eindrücklich, dass sich die Klimakrise bereits heute verheerend auf die Artenvielfalt in Brandenburg auswirkt.
  • Mit den dezentralen Erneuerbare-Energien-Anlagen verändert sich auch das Landschaftsbild. Prof. Dr. Dr. Olaf Kühne und Dr. Corinna Jenal von der Karls Universität Tübingen zeigen auf, wie stark unser Verhältnis zu Landschaften sozial konstruiert ist.
  • KNE-Geschäftsführer Michael Krieger blickt auf die Energiewende in Indien. Da der indische Subkontinent Biodiversitäts-Hotspot ist, ist die naturverträgliche Energiewende hier eine besondere Herausforderung.
  • Das K 21 endet mit einer globalen, nationalen und regionalen Betrachtung von Forscherinnen und Forschern des Forschungszentrums Jülich zur Wasserstoffnutzung.

Zum KNE-Jahrbuch:
K 21 – Naturschutz und Energiewende gemeinsam voranbringen.

Die bisherigen KNE-Jahrbücher entdecken:

Kontakt:
Anke Ortmann
Presse- und Öffetnlichkeitsarbeit
anke.ortmann@naturschutz-energiewende.de
T.: 030 7673738-12

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Erstes Kamerasystem zur Vermeidung von Vogelkollisionen an Windenergieanlagen reif für die Praxis

Berlin, 8. Juli 2021

Erstes Kamerasystem zur Vermeidung von Vogelkollisionen an Windenergieanlagen reif für die Praxis

KNE-Fachgespräch bilanzierte Entwicklungsstand und Erprobungsergebnisse verschiedener Antikollisionssysteme für Vögel

Das Kompetenzzentrum Naturschutz und Energiewende hat am 7. Juli ein digitales Fachgespräch zu Antikollisionssystemen an Windenergieanlagen durchgeführt, an dem es mit 160 Teilnehmenden ein sehr reges Interesse gab. Dabei hatten sieben Hersteller die Möglichkeit den aktuellen Stand ihrer Erprobungen zu präsentieren. Zu den Ergebnissen des Fachgesprächs äußerte sich Dr. Elke Bruns, Abteilungsleiterin beim KNE: „Mit IdentiFlight® hat der erste Hersteller bewiesen, dass sein Antikollisionssystem eine geeignete Schutzmaßnahme darstellt, um das Tötungsrisiko für den Rotmilan auf ein nicht signifikantes Maß zu senken. Das System ist damit reif für die Praxis, doch es bleibt noch viel tun. Wir hoffen, dass weitere Systemanbieter schnell nachziehen und ebenfalls nachweisen können, wie sie die Senkung von Kollisionsrisiken gewährleisten.”

Dr. Marc Reichenbach, geschäftsführender Gesellschafter der ARSU GmbH, bestätigte in seinem Gutachten: „Wir haben IdentiFlight® an sechs deutschen Standorten erprobt. Für den Rotmilan konnten wir eine Erfassungsreichweite von 750 m, eine mittlere Erfassungsrate von 92 % und eine Erkennungsrate von bis zu 97,5 % nachweisen.“

Positiv ist, dass Antikollisionssysteme mittlerweile auch im Süden Deutschlands getestet werden, wo die topografischen Bedingungen besonders anspruchsvoll sind, resümierte Bruns. Das KNE verfolgt bereits seit seiner Gründung vor mehr als fünf Jahren das Potenzial von Kamera- und Radarsystemen zum naturverträglichen Ausbau der Windenergie und hat die Debatte durch einen regelmäßigen Fachaustausch, Publikationen und praxisorientierte Anforderungsprofile vorangebracht.

Neben der offenen Frage, wie und durch wen eine technische Zertifizierung stattfinden könnte, sollte es im nächsten Schritt nun darum gehen, eine Anerkennung von Antikollisionssystemen in den Artenschutz-Länderleitfäden zu prüfen. Im aktuellen Entwurf des sächsischen Leitfadens, der sich derzeit in der Konsultation befindet, sind Antikollisionssysteme erstmals als regelmäßig zu prüfende Vermeidungsmaßnahme genannt. Die Formulierung ist unter anderem an die vom KNE im Rahmen eines Forschungsberichts entwickelten Mindestanforderungen angelehnt.

Hintergrund

Antikollisionssysteme haben das Potenzial signifikant erhöhte Tötungsrisiken so weit zu verringern, dass der artenschutzrechtliche Verbotstatbestand nicht erfüllt wird. Bei ausreichender Leistungsfähigkeit können sie eine Alternative zu einer pauschalen Abschaltung während der Brutzeit darstellen. Durch die automatische bedarfsgerechte Abschaltung mittels Antikollisionssystemen können die Einbußen in der Stromproduktion im Vergleich zu einer pauschalen Abschaltung deutlich verringert werden. Antikollisionssysteme werden erst in einzelnen Länderleitfäden unter dem Vorbehalt weiterer Erprobungen als mögliche Schutzmaßnahme aufgeführt. Das KNE hat ein Anforderungsprofil für eine fachlich valide Erprobung entwickelt.

Weiterführende Informationen: 

Fachkontakt:
Dr. Elke Bruns
Leiterin Fachinformation
elke.bruns@naturschutz-energiewende.de
T.: 030 7673738-20

Pressekontakt:
Alexander Karasek
Pressesprecher
alexander.karasek@naturschutz-energiewende.de
T.: 030 7673738-15

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Grafik Windenergieanlagen und Antikollisionssysteme, Copyright KNE