Hilft eine frühe Einbindung der Menschen vor Ort bei der Akzeptanz von Projekten?

Berlin, 29. April 2020

Hilft eine frühe Einbindung der Menschen vor Ort bei der Akzeptanz von Projekten?

Michael Krieger äußert sich im Interview in der Fernsehsendung „alle wetter!“ im Hessischen Rundfunk zur Akzeptanz der Energiewende und der Bearbeitung und Lösung von Konflikten vor Ort.

Wie sieht es aktuell bei den Bürgern und Bürgerinnen mit der Akzeptanz der Energiewende aus? Wie ist die Stimmung vor Ort? Welche Erfahrungen macht das KNE in seiner täglichen Arbeit? Um welche Konflikte geht es?

Trotz einer überwiegenden Zustimmung zur Energiewende bleiben Konflikte nicht aus. Dabei reichen die Themen von der Lärmbelästigung, über den Schutz von Vögeln oder Fledermäusen bis hin zur Beeinträchtigung des Landschaftsbildes.

Auch auf die Frage, wer sich wann an das KNE wendet, und mit welchen Methoden die Moderatoren und Mediatoren die beteiligten Konfliktparteien in das Gespräch bringen und Lösungsansätze gefunden werden, geht Michael Krieger ein.

Was kann im Vorfeld getan werden? Damit es vielleicht gar nicht erst zu Konflikten kommt? Hier verweist Krieger darauf, dass eine frühe und gute Einbindung der Menschen vor Ort – zum Beispiel durch Bürgerversammlungen, bei der Akzeptanz von Erneuerbare-Energien-Projekten unterstützen kann.

Aber nicht immer läuft alles glatt. „Manchmal geht es nicht nur um die Sache, sondern darum zu gewinnen.“, schließt Michael Krieger das Interview.

 

Foto: Copyright hr-Fernsehen, alle wetter!

Es geht nicht vor und nicht zurück?

Berlin, 28. April 2020

Es geht nicht vor und nicht zurück?

Interview mit Michael Krieger, Geschäftsführer, und Elisabeth Hartleb, Referentin für Raumordnung und Planungsrecht im KNE, im Jahrbuch der Mediation 04/2020.

Beim Ausbau von Solar- oder Windparks sind langwierige Streitigkeiten keine Seltenheit. Mangelnde Kommunikation oder sogar falsche Informationen, umstrittene Gutachten oder unzureichende Bürgerbeteiligung können zu Konflikten führen. Wie das KNE bei der Klärung von Konflikten unterstützt, mit welchen Methoden und Angeboten die Mediatoren und Mediatoren des KNE sich den jeweiligen Problematiken annehmen, und vor welchen Herausforderungen und Fragestellungen sie dabei in der konkreten Arbeit vor Ort stehen, erläutern Hartleb und Krieger im Interview „Ausbau der Solar- und Windenergie: Kompetenzzentrum hilft bei Konfliktlösung“ mit dem „Jahrbuch Mediation“.

Was sind die Besonderheiten bei Konflikten im Spannungsfeld Naturschutz und Energiewende und bei der Bearbeitung? Braucht es spezifische Kompetenzen bei der Bearbeitung von Konflikten in diesem Themenfeld? Wie sehen typische „Akteurskonstellationen“ aus? Und wie sieht ganz konkret die Arbeit vor Ort in der Praxis aus?

Krieger und Hartleb sprechen über die Vielfalt der beteiligten Akteure, die Vielschichtigkeit der Konfliktebenen und individuellen Bedürfnisse der Beteiligten. Anhand von Beispielen aus der Praxis geben sie einen Einblick in Konfliktkonstellationen und deren Lösung. Darüber hinaus wird auch auf  die Zusammenarbeit mit den Ländern und die zukünftige Ausrichtung der Konfliktarbeit des KNE vor Ort eingegangen.

Lesen hier den Artikel „Ausbau der Solar- und Windenergie: Kompetenzzentrum hilft bei Konfliktlösung“.

Zwei Ziegenböcke kämpfen

Die Energiewende weiter vorantreiben

Berlin, 22. und 23. April 2020

Die Energiewende weiter vorantreiben

Das 5. Fachforum des KNE-Mediatorenpools war ein besonderes. Zum ersten Mal traf sich das KNE mit den Mitgliedern des KNE-Mediatorenpool aus aktuellem Anlass in Videokonferenzen im virtuellen Raum.

Es gab einen engagierten Austausch zu den aktuellen Herausforderungen. Auch in diesen schwierigen Zeiten muss alles darangesetzt werden, die Energiewende voranzutreiben. Es wurde daher intensiv diskutiert, wie der Mediatorenpool in Zusammenarbeit mit dem KNE die naturverträgliche Energiewende vor dem Hintergrund geringer Zubauzahlen, zahlreicher Konflikte und derzeitigen zusätzlichen Herausforderungen noch besser unterstützen kann. Unter anderem wurden die aktuellen Entwicklungen in der Energiewende in den Bundesländern erörtert und eingeordnet.

Gemeinsam wurden zahlreiche Ansätze gesammelt und die nächsten Schritte geplant. Das 6. Fachforum des KNE-Mediatorenpools findet im Oktober statt.

4 Personen in einer Videokonferenz

Österreich: Plattform Naturschutz und Energiewende nach Vorbild des KNE?

Berlin, 21. April 2020

Österreich: Plattform Naturschutz und Energiewende nach Vorbild des KNE?

Der österreichische Umweltdachverband (vergleichbar mit dem deutschen DNR) hat am heutigen Dienstag zur Eindämmung der Corona-Pandemie die Veranstaltung „Plattform Naturschutz und Energiewende“ als digitale Konferenz abgehalten. Das KNE war mit Michael Krieger, Geschäftsführer, als Keynote-Speaker eingeladen.

In Österreich gibt es Überlegungen, ebenfalls eine Einrichtung ähnlich dem KNE zu schaffen, um den Ausbau der erneuerbaren Energien in der Alpenrepublik naturverträglich zu gestalten. In einem ausführlichen Vorgespräch wurde bereits im September 2019 ein Austausch zwischen dem Dachverband und dem KNE initiiert. Michael Krieger berichtete in seinem Vortrag über die Rahmenbedingungen für ein Kompetenzzentrum Naturschutz und Energiewende und die aktuellen Themen und Inhalte, die vom KNE bearbeitet werden. Ein gemeinsamer weiterer Weg wurde vereinbart.

Der Umweltdachverband

Der Umweltdachverband mit Sitz in Wien ist eine überparteiliche Plattform für 36 Mitgliedsorganisationen aus den Bereichen Umwelt-, Natur- und Alpenschutz, Land- und Forstwirtschaft sowie erneuerbare Energien aus ganz Österreich und damit für rund 1,3 Millionen Mitglieder. Im Mittelpunkt der Arbeit des Umweltdachverbandes stehen unter anderem ein umfassender Natur- und Landschaftsschutz, die Erhaltung der Vielfalt an Genen, Arten und Ökosystemen (Biodiversität), und der naturverträgliche Ausbau erneuerbarer Energien.

Foto: Michael Krieger.

Laptop auf Tisch Und weiteres Material

10 Fragen – 10 Antworten zu Detektionssystemen

Berlin, 21. April 2020

10 Fragen – 10 Antworten zu Detektionssystemen

Neue Veröffentlichung des KNE zu Vogelschutz an Windenergieanlagen

Konfliktarme Flächen für den Ausbau der Windenergie sind mittlerweile knapp geworden. Um den Ausbau naturverträglich fortsetzen zu können, können innovative Lösungsansätze dabei helfen, die negativen Auswirkungen auf windenergiesensible Tierarten effizient zu vermindern. Detektionssysteme zur automatischen Vogelerfassung und ereignisbezogenen Betriebsregulierung haben das Potenzial, das Kollisionsrisiko von Vögeln an Windenergieanlagen und damit artenschutzrechtliche Konflikte zu reduzieren.

Das KNE erreichen immer wieder Fragen zu den Funktionsweisen, den Einsatzmöglichkeiten und dem Erprobungsstand von existierenden sowie in der Entwicklung befindlichen Radar- und Kamerasystemen.

Welche Detektionssysteme können für die Erkennung von Vögeln eingesetzt werden? Inwieweit sind diese Systeme bisher erprobt, und welche Studien liegen hierüber vor? Wie hoch sind die Abschaltzeiten, und mit welchen Einbußen muss gerechnet werden? Wo wird aktuell noch der größte Entwicklungsbedarf gesehen?

Diese und andere häufig gestellten Fragen greift das Papier auf. Es bietet damit eine gemeinsame Wissensbasis für die nun im Weiteren anzugehende Diskussion über Mindestanforderungen, Eignungsbedingungen und Wirksamkeitsschwellen.

Auch auf unserer Seite „Veröffentlichungen“ können Sie „10 Fragen – 10 Antworten zu Detektionssystemen“ finden.

Weitere Veröffentlichungen und Arbeiten zum Thema:

Ihre Ansprechpartnerin im KNE
Eva Schuster
Referentin für technischen Artenschutz, Vermeidungs-, Verminderungsmaßnahmen
eva.schuster@nautschutz-energiewende.de
030-7673738-23

Klagen über Klagen?

Berlin, 4. Februar 2020

KNE-Wortmeldung

Klagen über Klagen?

Berlin, 16. April 2020. Dass der weitere Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland derzeit schleppend verläuft, hat unterschiedliche Ursachen. Immer wieder wird der Vorwurf erhoben, fast jede Windenergieanlage und fast jeder Solarpark werde beklagt. Dem gegenüber steht der Vorwurf, sehr viel häufiger würden die Projektentwickler vor Gericht gehen, wegen nicht erteilter Genehmigungen oder Auflagen. Welche belastbaren Aussagen können zu Umfang, Inhalt und Akteuren von Klagen gegen erneuerbare Energien aber tatsächlich verlässlich getroffen werden?

Untersuchungen zum Klageaufkommen

In den vergangenen Jahren wurden überhaupt nur zwei Berichte veröffentlicht, die sich mit Gegenstand und Akteursstruktur von Klagen im Bereich der erneuerbaren Energien beschäftigten.

Frau Prof. Dr. Anja Hentschel (Hochschule Darmstadt) hat 2017 ein Gutachten[1] für das Kompetenzzentrum Naturschutz und Energiewende (KNE) erarbeitet, in dem qualitativ untersucht wurde, welche Urteile in den Jahren 2000 bis 2016 gegen erneuerbare Energien ergangen sind. Dabei wurden verschiedene Energieträger (Onshore-Windenergie, Solarenergie, Bioenergie und Wasserkraft) berücksichtigt und der Fokus auf Natur- und Artenschutz sowie den Umweltschutz gelegt. Das Gutachten kam zu dem Ergebnis, dass im Spannungsfeld Naturschutz und Energiewende alle Akteure, sowohl Projektentwickler als auch Natur- und Umweltschutz und auch Bürgerinnen und Bürger als Kläger vor den Gerichten auftreten.

Die Fachagentur Windenergie an Land (FA Wind) hat im Jahr 2019 eine Umfrage durchgeführt. Sie hat Projektentwickler befragt, wie viele ihrer Projekte aktuell aus welchen Gründen von welchen Akteuren beklagt wurden.[2] Die Umfrage deutet darauf hin, dass bundesweit etwa gegen ein Fünftel der genehmigten Windenergieanlagen eine Klage eingereicht wurde, in Bayern und Hessen waren es sogar knapp 40 Prozent. Womit sich zu Recht die Frage stellt, ob die Arbeitsfähigkeit der Windenergiebranche durch eine Klagewelle erheblich eingeschränkt wird.

Beide Veröffentlichungen liefern interessante Hinweise zum Klagegeschehen, geben jedoch keine belastbare Antwort auf die Frage, ob der Großteil der Klagen von Bürgerinitiativen und Naturschutzverbänden geführt wird oder ob es die Projektentwickler sind, die überwiegend gegen versagte Genehmigungen oder ihnen erteilte Auflagen klagen.

Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) hat – nach unserer Kenntnis als einziger unter den anerkannten Naturschutz- und Umweltverbänden – im Jahr 2019 offengelegt, in wie vielen Fällen er bislang gegen Windenergieprojekte geklagt hatte.[3] Danach seien innerhalb der letzten zehn Jahre 45 Klagen gegen Windenergieprojekte erhoben worden. Davon seien zum Zeitpunkt der Bekanntgabe zwanzig Verfahren bereits abgeschlossen gewesen, wovon der NABU nur drei verloren habe.

Bekannt sind außerdem die Zahlen der laufenden Klagen im Bereich der Windenergie aus dem Kreis Paderborn zum Stichtag 31. August 2019. Diese Daten wurden vom Kreis Paderborn auf einer Veranstaltung für die Bürger und Bürgerinnen veröffentlicht[4] und sind die einzige uns bekannte veröffentlichte Kompletterfassung von Klageverfahren eines Verwaltungsgebiets gegen Windenergievorhaben. Es zeigt sich danach eine sehr hohe Anzahl von Klagen seitens der Projektentwickler wegen versagter Genehmigungen oder Betriebsauflagen im Verhältnis zu Klagen von Anwohnenden und Naturschutzverbänden. Es wäre nach unserer Einschätzung jedoch unseriös, die Ergebnisse eines so begrenzten Erhebungsgebiets auf die ganze Bundesrepublik hochzurechnen, da die Windenergie in Deutschland und die damit verbundenen Konfliktlagen nicht gleichmäßig verteilt sind.

Bewertung der Datenlage

Es gibt bisher keine empirisch abgesicherten Belege oder repräsentativen Erhebungen darüber, wie häufig von wem und mit welcher Zielrichtung gegen Windenergievorhaben oder gegen deren versagten Genehmigungen oder gegen die erteilten Auflagen geklagt wird. Eine zentrale gerichtliche Erfassung gibt es nicht. Auch clustern die Gerichte die bei ihnen eingereichten Klagen nicht in einer Weise, die eine Analyse des Klageverhaltens der unterschiedlichen Akteure ermöglichen würde.

Derzeit ist es daher nicht möglich, eine Aussage zum Klageumfang und zum Klageverhalten einzelner Akteursgruppen – egal ob Befürworter oder Gegner einer (naturverträglichen) Energiewende – abzugeben. Es kann nur spekuliert werden.

Zudem: Klagen von Betreibern und Projektentwicklern gegen die Versagung einer beantragten Genehmigung oder gegen eventuelle Auflagen von erteilten Genehmigungen bremsen den Ausbau der Windenergienutzung nicht. Die oft erfolgreichen Klagen von Naturschutzorganisationen tragen zur Vermeidung zukünftiger Fehler bei und verbessern die Naturverträglichkeit der Energiewende.

Ein wichtiger Schritt auf dem Weg, Klagen zu verringern, wäre es nach unserer Auffassung, die untergesetzliche Maßstabsbildung in Artenschutzfragen deutlich zu verbessern. So würde rechtssicheres Handeln der Behörden gestärkt, Klagegründe könnten entfallen.

Um weitere Ansatzpunkte zur Reduzierung von Klagegründen zu identifizieren, wäre zudem ein umfassendes Forschungsprojekt zum gerichtlichen Klagegeschehen eine lohnenswerte Investition.

Ihre Ansprechpartnerin im KNE:
Elisabeth Hartleb
elisabeth.hartleb@naturschutz-energiewende.de
030-7673738-34
www.naturschutz-energiwende.de

 

[1] KNE, Hrsg. (2017): Gerichtliche Auseinandersetzungen im Konfliktfeld Naturschutz und Energiewende – eine akteursbezogene Analyse im Hinblick auf eine zukünftige Verminderung und Vermeidung gerichtlicher Konfliktlösungen, https://www.naturschutz-energiewende.de/wp-content/uploads/2018/01/Gerichtliche_Auseinandersetzungen_Konfliktfeld_Naturschutz_Energiewende_2017_KNE-1.pdf.

[2] FA Wind (2019): Hemmnisse beim Ausbau der Windenergie in Deutschland – Ergebnisse einer Branchenumfrage, https://www.fachagentur-windenergie.de/fileadmin/files/Veroeffentlichungen/Analysen/FA_Wind_Branchenumfrage_beklagte_WEA_Hemmnisse_DVOR_und_Militaer_07-2019.pdf.

[3] NABU (2019): Schlechte Planung, falsche Standorte – Warum der NABU manchmal gegen Windparkpläne klagt – https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/energie/erneuerbare-energien-energiewende/windenergie/26913.html, letzter Abruf: 3. April 2020.

[4] https://www.kreis-paderborn.de/kreis_paderborn-wAssets/pdf-Dateien/Praesentation-09.09.19-Stand-09.09.19-15.00-Uhr.pdf, letzter Abruf am 3. April 2020.

Foto: Markus-Distelrath, Pixbay.

Mehr Begeisterung bitte!

Berlin, 15. April 2020

Mehr Begeisterung bitte!

Der Ausbau der Windenergie an Land ist in Deutschland mehr oder weniger zum Erliegen gekommen. In seinem Artikel „Naturschutz und Energiewende vereinbaren“ in der aktuellen Ausgabe in „Der Landkreis“ (3/2020) äußert sich KNE-Direktor Dr. Torsten Raynal-Ehrke zu Hemmnissen, Herausforderungen und Lösungsansätzen für eine zügige Umsetzung einer naturverträglichen Energiewende.

Was sind die Ursachen für den eklatanten Rückstand beim Ausbau der Windenergie? Was hemmt den Ausbau und was könnte ihn vorantreiben? Dr. Torsten Raynal-Ehrke geht diesen Fragen in seinem Beitrag nach und bezieht dabei die derzeitige Planungs- und Genehmigungspraxis, die Anliegen und Forderungen des Naturschutzes und auch das Handeln der Akteure und Beteiligten vor Ort mit ein.

Wie das KNE eine naturverträgliche Energiewende unterstützt, und welche Angebote es den Akteuren bietet, veranschaulicht Raynal-Ehrke anhand von Beispielen aus der Praxisarbeit des KNE. Er gibt Einblicke in die erfolgreichen KNE-Fachdialoge zum „Energiewende in der Nähe von UNESCO-Welterbe“ und „Qualitätssicherung von Fledermausgutachten“, in die intensive Zusammenarbeit mit den Ländern und Behörden und in die Moderation und Mediation von Naturschutzkonflikten vor Ort.

Darüber hinaus macht Raynal-Ehrke deutlich, dass in der Energiewende nicht nur materielle Herausforderungen zu bewältigen sind, sondern auch dem Faktor Emotionen eine entscheidende Rolle zukommt: Die Energiewende braucht unser aller Begeisterung.

Lesen Sie hier den Artikel „Naturschutz und Energiewende vereinbaren“.

Foto: Free-Photos auf Pixabay.

Windpark mit Landschaft

Auswertung von Verlustursachen beim Rotmilan in Sachsen-Anhalt über mehrere Jahrzehnte

Berlin, 15. April 2020

KNE-Lesetipp

Auswertung von Verlustursachen beim Rotmilan in Sachsen-Anhalt über mehrere Jahrzehnte

Titel: Kolbe et al. (2019): Totfundstatistik und Verlustursachen beim Rotmilan Milvus milvus in Sachsen-Anhalt.

Für den Rotmilan besteht eine besondere Verantwortung Deutschlands, da über 50 Prozent des Weltbestands der Art in Deutschland lebt. Im Zusammenhang mit der Windenergie steht er als vergleichsweise häufig mit den Rotoren kollidierende Art regelmäßig im Fokus, zumal die Bestandsentwicklung in Mittel- und insbesondere Ostdeutschland, wo bereits vergleichsweise viele Windenergieanlagen (WEA) stehen, rückläufig ist. Gleichwohl gibt es neben den Kollisionen mit WEA noch eine Reihe anderer Verlustursachen.

Um zu den Verlustursachen insgesamt vertiefende Erkenntnisse zu gewinnen, werteten die Autoren alle bekannt gewordenen Totfunde und Verluste von Rotmilanen für Sachsen-Anhalt über einen Zeitraum von fast 70 Jahren aus – zu 277 von 658 Datensätzen lagen eindeutige Verlustursachen vor. Die Auswertung erfolgte für zwei Altersklassen (Todfund im ersten Kalenderjahr und älter) und zwei Zeiträume (1951 bis 1999 und 2000 bis 2019). Erst Mitte der 1990er Jahre begann die Windenergie-Entwicklung in Sachsen-Anhalt.

Die Autoren diskutieren die Zahlen anhand der einzelnen Verlustursachen und stellen überdies dekadenbezogene, saisonale und populationsbezogene Auswertungen an.

Ein Ergebnis der Auswertung ist, dass im ersten Auswertungszeitraum die Verluste an Freileitungen (fast 29 Prozent) und durch menschliche Verfolgung (27 Prozent) deutlich dominierten, während  diese Faktoren im Zeitraum ab dem Jahr 2000 kaum noch eine Rolle spielten. Dafür trat in diesem Zeitraum der Anteil an Kollisionsopfern durch WEA in den Vordergrund (45,6 Prozent). Mit einer Herausrechnung der nicht über die zentrale Fundkartei der Vogelschutzwarte Brandenburg erfolgten Meldungen versuchen die Autoren eine wahrscheinliche Überrepräsentierung durch die systematische Absuche von WEA und die durch die Existenz und Bekanntheit der Fundkartei erleichterte Meldung von „Windenergie-Opfern“ zu korrigieren. Dies führt zu einer Reduktion des Anteils auf 27 Prozent der Verlustursachen. Einzeln betrachtet ist die Windenergie hiernach immer noch Haupt-Verlustursache, ungefähr gleichauf, wenn man die beiden Verkehrsträger Straße und Schiene aufaddiert. Der Anteil an Kollisionen mit Fahrzeugen nimmt seit den 1960er Jahren kontinuierlich zu (13 Prozent im Auswertungszeitraum 2000 – 2019).

Angesichts einer sehr wahrscheinlichen Unterrepräsentierung natürlicher Todesursachen, dem Tod durch Vergiftungen und anderer menschlicher Nachstellung sowie durch Kollisionen mit Schienenfahrzeugen, weisen die Autoren darauf hin, dass sich nur mit weitreichender Forschung durch Besenderung von Tieren und einer unverzüglichen Bergung und Untersuchung verstorbener Tiere ein realistischer und unvoreingenommener Datensatz zu den Todesursachen ermitteln ließe.

Quelle: Kolbe, M., Nicolai, B., Winkelmann, R., Steinborn, E. (2019): Totfundstatistik und Verlustursachen beim Rotmilan Milvus milvus in Sachsen-Anhalt. Vogelwelt 139. S. 141–153. Link zum Dokument (letzter Zugriff: 07.04.2020).

 

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