Berlin, 19. Januar 2021

KNE-Forum tauscht sich zu Standort- und Qualitätskriterien naturverträglicher Solarparks aus

Wie lässt sich eine umweltverträgliche Standortwahl von Solarparks steuern? Welche Kriterien sollten naturverträgliche Solarparks erfüllen? Über diese und weitere Fragen tauschten sich am 19. Januar 2021 im KNE-Forum „Naturverträgliche Solarparks“ geladene Akteure der naturverträglichen Energiewende zahlreicher Bundesländer aus.

Standortsteuerung

Marie-Luise Plappert vom Umweltbundesamt berichtete eingangs von dem aktuell laufenden Forschungsprojekt „Wie lässt sich eine umweltverträgliche Standortwahl von Solarparks steuern?“. Ziel des Projektes sei es, den Handlungsbedarf zur Steuerung zu untersuchen und Empfehlungen zu formulieren. Im Anschluss tauschten sich die rund 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer darüber aus, welche Überlegungen zur Standortsteuerung es in den Bundesländern auf Ministeriumsebene gebe und welche Kriterien für Projektierer bei der Standortsuche entscheidungsrelevant seien. Zudem gab es wertvolle Anregungen, was es aus Sicht von Naturschutzverbänden und der Wissenschaft zu bedenken gebe.

Klar wurde im Austausch untereinander, dass bei der Standortsteuerung nicht nur Naturschutzaspekte berücksichtigt werden sollten, sondern auch wirtschaftliche Faktoren, wie der Zugang zu Netzanschlusspunkten. Da zunehmend Solarparks errichtet werden, die ohne EEG-Förderung auskommen, stellt sich die Frage, mit welchen Instrumenten eine Standortsteuerung außerhalb der EEG-Flächenkulisse erfolgen kann. Sollte auf Regionalplanungsebene mit Ausschluss- oder Eignungskriterien gearbeitet werden? Sollte die Standortsteuerung generell eher den Kommunen überlassen bleiben, um die lokal jeweils sehr unterschiedlichen Bedingungen und Interessenslagen bei der Standortwahl besser berücksichtigen zu können? Fragen, die angerissen wurden, aber noch weitergehend zu diskutieren sind.

Kriterien für Naturverträglichkeit

Als Einstieg in den Austausch zu sinnvollen und handhabbaren Kriterien für naturverträgliche Solarparks folgte ein Impuls von Prof. Markus Reinke von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf. Er stellte vor, welche Kriterien das Projekt „Energiewende umwelt- und landschaftsverträgliche entwickeln“ (EULE) für dessen bislang beispielhaft in Bayern erprobtes Zertifizierungsverfahren anlegt. Diskutiert wurde dann gemeinsam, wie Naturschutzverbände, Projektierer und Behörden diese Kriterien sehen und wie die bundesweite Übertragbarkeit des EULE-Ansatzes eingeschätzt wird.

Klar wurde, dass es für jedes einzelne Solarpark-Projekt gründlicher Überlegungen und naturschutzfachlicher, ortskundiger Beratung bedarf, damit die Fläche des Solarparks (oder zumindest Teile davon) tatsächlich naturverträglich gestaltet wird oder sogar eine Aufwertung erfährt und die Biodiversität des Standortes gesteigert wird. Man könne längst nicht bei allen bisher gebauten Solarpark-Projekten davon sprechen, dass sich auch positive Effekte für die Artenvielfalt entwickelt hätten, so der Tenor. Die Forums-Diskussion zeigte, dass es über die Kriterien für Naturverträglichkeit bei der Errichtung von Solarparks inzwischen weitgehende Einigkeit gibt. Deutlich wurde aber auch die Einschätzung der Teilnehmenden, dass freiwillige Selbstverpflichtungen nicht ausreichten, um einen hohen Prozentanteil der Betreiber dazu zu bewegen, Naturverträglichkeitskriterien anzuwenden und einen Mehrwert für den Naturschutz in Form von Aufwertungsmaßnahmen (über die obligatorischen Verpflichtungen hinaus) zu machen.

Auch hier tauschten sich die Teilnehmenden darüber aus, dass ein gutes Maß zwischen standardisierten Vorgaben und der nötigen Flexibilität bei lokal jeweils unterschiedlichen Rahmenbedingungen gefunden werden müsse. Offen sei zudem die Frage nach wirksamen wirtschaftlichen Anreizen zur naturverträglichen Gestaltung von Solarparks.

Ausblick

Der interessante und engagierte Austausch im Forum endete mit dem Wunsch, sich zu weiteren Themen und Fragen zu vernetzen. Das nächste KNE-Forum „Naturverträgliche Solarparks“ ist für Juni 2021, auf Wunsch der Teilnehmenden voraussichtlich zum Schwerpunkt ‚Landwirtschaft und Solarparks‘, geplant. Das KNE freut sich, mit dem Forum einen Raum dafür bieten zu können, dass interessierte Akteure ihre Erfahrungen und Sichtweisen auf das Thema „Naturverträgliche Solarparks“ austauschen und sich gegenseitig besser verstehen, und auch der Transfer zwischen Forschung und Praxis gefördert wird.

Mit dem Forum möchte das Kompetenzzentrum Naturschutz und Energiewende (KNE) einen Beitrag dazu leisten, dass sich bundesweit interessierte Vertreterinnen und Vertreter von Ministerien, der Solarbranche, aus Naturschutzverbänden, Genehmigungsbehörden, anderen kommunalen und überregionalen Akteuren und der Wissenschaft zur naturverträglichen Gestaltung von Solarparks austauschen. Welche erfolgreichen Praxisbeispiele gibt es bereits? Welche Ideen, Bedenken und Fragen bestehen von verschiedenen Seiten und wie können Solarparks und Naturschutz besser zusammengebracht werden? Das Forum findet zweimal im Jahr statt.

Spielfiguren mit Linien verbunden. Pexels