Solarparks als strategische Chance für die Wiedervernässung von Moorböden?
Digitales Fachgespräch mit Expertinnen und Experten aus Natur- und Moorschutz, Landwirtschaft und Solarbranche
Mit dem EEG 2023 ist die Errichtung von Solarparks auf landwirtschaftlich genutzten Moorböden förderfähig, sofern die Fläche dauerhaft wiedervernässt wird. Doch hier gilt es noch viele Fragen zu klären, beispielsweise: Wie werden Wiedervernässungsmaßnahmen erfolgreich gestaltet? Wie lassen sich Solarparks auf dauerhaft nassem Untergrund umsetzen? Und wie steht es um die Bereitschaft zur Wiedervernässung in stark landwirtschaftlich geprägten Regionen? Der Forschungsbedarf dazu ist hoch.
Das KNE hat am 10. November rund 100 Expertinnen und Experten aus den Bereichen Naturschutz, Moorschutz, Landwirtschaft und der Solarbranche in einem ersten Fachgespräch zusammengebracht, um die Herausforderungen und Chancen bei der Nutzung dieser neuen Flächenkategorie zu diskutieren, Wissen auszutauschen und sich untereinander zu vernetzen.
Nach einem Grußwort von Prof. Dr. Michael Succow, eröffnete Dr. Arndt Piayda vom Johann Heinrich von Thünen-Institut das Fachgespräch mit einem Vortrag zum Moorschutz als Klimaschutzmaßnahme, zum Ablauf und den Maßnahmen einer Wiedervernässung. Olaf Stührmann vom Amt für regionale Landesentwicklung Leine-Weser erläuterte am Beispiel einer Wiedervernässung im Landkreis Diepholz, welche Akteure aus Verwaltung und Landwirtschaft an dem sehr komplexen Verfahren der Wiedervernässung beteiligt sind und wie die Flurbereinigung im Moorschutz eingesetzt werden kann. Erste Praxisbeispiele zu Photovoltaik auf wiedervernässten Moorböden stellten René Nissen, Wattmanufactur GmbH, mit dem Solarpark Lottdorf und Ulf Larschow, EE Plan GmbH, mit der Bürgerenergie im Landkreis Cuxhaven vor. Anhand dieser anschaulichen Beispiele konnten die Herausforderungen für die Praxis gut diskutiert werden.
KNE-Podcast zum Thema
In der Diskussion zeigte sich die Skepsis der Diskutierenden, ob es sowohl umsetzbar als auch notwendig sei, wiedervernässte Moorböden zusätzlich für die Stromproduktion zu nutzen. Gleichwohl stimmten etliche der Anwesenden der Einschätzung zu, dass die Etablierung von Photovoltaik auf diesen Flächen eine strategische Chance für mehr Wiedervernässung sei. So wären Photovoltaik-Projekte insbesondere in den Randbereichen der Wiedervernässungsflächen oder in den Übergangsbereichen von intensiv landwirtschaftlich genutzten Flächen und Schutzgebieten sinnvoll. Allerdings seien die jeweiligen Standortgegebenheiten, wie etwa Torfmächtigkeit, Wasserverfügbarkeit, Relief usw. sehr divers, so dass auch die notwendigen Maßnahmen und Kosten für eine Wiedervernässung nur standortbezogen festgelegt werden können. Eine großflächige Überstellung von landwirtschaftlich genutzten Moorböden mit Solarmodulen wurde als nicht realisierbar und nicht zielführend für den Moorschutz erachtet.
[Download nicht gefunden.]Weitere Forschung ist erforderlich
Als erstes Fazit lässt sich festhalten, dass zu den klimatischen, ökologischen und sozio-ökonomischen Auswirkungen generell große Wissenslücken bestehen, die durch weitere Forschung geschlossen werden sollten. Hierfür wäre eine beschleunigte Umsetzung von Beispielprojekten sinnvoll und notwendig. Grundsätzlich wurden auch die Regelungen des EEG als eher unklar, zu starr und als überarbeitungswürdig eingeschätzt. Einig waren sich alle Teilnehmenden, dass Solarparks ohne Wiedervernässung der landwirtschaftlich genutzten Moorböden verhindert werden sollten, da diese sonst die Flächen für den natürlichen Klimaschutz blockierten.
Das KNE wird das Thema weiter intensiv inhaltlich begleiten und mit den Akteuren im Austausch bleiben.