Berlin, 27. September 2022

Extrakte aus Politik und Gesellschaft 09/22

Aktuelles aus den Ländern

In „Extrakte“ veröffentlicht das KNE Fragmente aus parlamentarischen und ministeriellen Veröffentlichungen sowie aus publizierten Beiträgen von Akteuren der Energiewende. Im Mittelpunkt stehen interessante Fakten, politische Positionen und Strategien sowie wissenschaftliche Informationen zur naturverträglichen Energiewende in Deutschland. Dabei geht es nicht um Vollständigkeit, sondern um – Schlaglichter aus Politik und Gesellschaft.

Baden-Württemberg

In einem Berichtsantrag  (Landtags-Drucksache 17/2904) der Abgeordneten Dr. Hans-Ulrich Rülke und Daniel Karrais u. a. (FDP/DVP) wurde die Landesregierung Baden-Württemberg dazu aufgefordert, über „ökonomische und ökologische Potenziale der Kombination von Photovoltaik und Dachbegrünung“ zu berichten. Im Grundsatz könne laut Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg bei einer extensiven Dachbegrünung davon ausgegangen werden, dass eine gute Vereinbarkeit mit Photovoltaikanlagen bestehe. Vorteile der Kombination bestehen insbesondere in der „Doppelnutzung“ der Flächen und den positiven Effekten einer Dachbegrünung für das örtliche Mikroklima. Insbesondere seien die Verdunstungskühlung, Wasserretention und die Erhöhung der Biodiversität zu nennen. Ob und in welchem Umfang durch die kühlende Wirkung der Dachbegrünung Ertragssteigerungen bei der Photovoltaikanlage hervorgerufen werden könnten, hänge von der konkreten Ausgestaltung der Dachbegrünung und vom jeweiligen Vergleichsfall für die Dachgestaltung ab. Grundsätzlich seien Ertragssteigerungen im niedrigen einstelligen Prozentbereich möglich.

Bayern

Ein wohl eher spezifisch bayerisches Thema dürfte die „Photovoltaik im Hopfenanbau“ sein. PV-Anlagen auf landwirtschaftlich genutzten Flächen werden in Bayern in einigen privatwirtschaftlichen und staatlichen Pilotprojekten erprobt. In Au in der Hallertau wurde nun eine Demonstrationsanlage für PV-Stromerzeugung über Hopfenpflanzen errichtet. Die PV-Module böten dem Hopfen weniger Verdunstung und mehr Schatten. Um die Stabilität der Anlage in sieben Meter Höhe zu sichern, werde man bei der realen Anlage, die im Frühjahr errichtet werden soll, Betonpfeiler rund um das Hopfenfeld einlassen. Eine Rahmenkonstruktion für besonders leichte PV-Röhrenmodule werde darauf lagern. Mit ihrer Hopfenanbaufläche von etwa 20.000 Hektar biete die Hallertau, unter Annahme einer 20-prozentigen Nutzung, ein technisches Potenzial von etwa 2,4 GWp. Auch andere landwirtschaftliche Kulturen in Bayern wie Erdbeeren oder Wein sollen dahingehend geprüft werden, ob die Sonnenstromerzeugung mit der landwirtschaftlichen Nutzung sinnvoll kombinierbar sei (PM 08/2022).

Brandenburg

Brandenburg will bis spätestens 2045 klimaneutral wirtschaften und leben (PM 08/2022). Das Ziel hat die Landesregierung in ihrer gestrigen Sitzung mit zwei wichtigen Beschlüssen untermauert: Zum einen verabschiedete das Kabinett die von Energieminister Jörg Steinbach vorgestellte neue Energiestrategie 2040. Zum anderen beschloss es den von Klimaschutzminister Axel Vogel vorgeschlagenen Pfad mit Zwischen- und Sektorenzielen für den Klimaplan, der derzeit unter breiter Öffentlichkeitsbeteiligung. Insgesamt soll der Stromverbrauch bis 2030 zu 100 Prozent und bis 2040 der Anteil des Wärmeverbrauchs zu 82 Prozent aus erneuerbaren Energien gedeckt werden.

Rheinland-Pfalz

Das Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität Rheinland-Pfalz informiert in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage des Abgeordneten Lars Rieger (CDU) auf Landtags-Drucksache 18/4023 über den „Sachstand zum Ausbau von Windenergieanlagen“ im Land. Zum Stand 30. Juni 2022 seien insgesamt 1.744 WEA in Rheinland-Pfalz in Betrieb, 231 WEA im Genehmigungsprozess und 65 WEA in der Planungsphase gewesen. Im Jahr 2021 seien 16 WEA in Betrieb genommen und neun WEA stillgelegt worden. Der Genehmigungsprozess für WEA dauere in Rheinland-Pfalz aktuell durchschnittlich circa 28 Monate. In seiner Antwort auf eine Frage zur Flächeninanspruchnahme bei der Windenergie bezieht sich das Ministerium auf eine Publikation des UBA zum Thema "Flächenrucksäcke von Gütern und Dienstleistungen - Teilbericht III". Darin werde eine durchschnittliche Flächeninanspruchnahme für das Fundament einer WEA von 380 m² (davon 30 m² für den Turmfuß) sowie den Kranstellplatz im Offenland von 1.500 m², im Wald von 1.800 m² und die Zuwegung im Offenland von 1.000 m² und im Wald von 1.500 m² angenommen. Bei der gegebenen Anzahl von WEA, von denen circa 73 Prozent im Offenland und circa 27 Prozent im Wald betrieben werden, ergebe sich demnach für Rheinland-Pfalz eine durch WEA beanspruchte Fläche von rein rechnerisch insgesamt 5,4 km². Dies entspreche etwa 0,027 Prozent der gesamten Landesfläche.

Thomas Schoder - Extrakte