Berlin, 9. Dezember 2021

Solarpark-Ausbauboom in naturverträgliche Bahnen lenken?

Austausch beim KNE-Forum „Naturverträgliche Solarparks“

Die neue Bundesregierung setzt die Zeichen auf einen verstärkten und vor allem beschleunigten Ausbau der erneuerbaren Energien. Auch beim Ausbau der Photovoltaik stellt sich mit Nachdruck die Frage der naturverträglichen Umsetzung. Gute Beispiele für Solarparks, die Energieertrag und Biodiversitätsförderung verbinden und so Energiewende und Naturschutz klug zusammendenken, gibt es bereits bundesweit. Aber wie lässt sich die naturverträgliche Gestaltung von Solarparks noch stärker zum Standard machen und nachhaltig absichern? Wo besteht der dringendste Handlungsbedarf? Was müsste jetzt getan werden, damit der geplante Zubau naturverträglich erfolgt?

Über diese und weitere Fragen diskutierten am 8. Dezember im digitalen KNE-Forum „Naturverträgliche Solarparks“ Vertreterinnen und Vertreter aus Bundes- und Landesministerien, der Solarbranche, den Naturschutzverbänden, den Energieagenturen und der Wissenschaft. Mit diesem Forum bietet das KNE einen Raum zum übergreifenden Austausch zu drängenden bzw. für die Teilnehmenden wichtigen Themen.

Impulse aus dem Forum

Das Forum startete mit zwei Impulsen aus dem Kreis der Teilnehmenden. Jörg Dürr-Pucher (Plattform Erneuerbare Energien BW e. V. und Bodenseestiftung) stellte dar, in welchem Spannungsfeld sich Solarparks aktuell zwischen kommunaler Planungshoheit, Landwirtschaft, Naturschutz, Netzanschluss und Bürgerbeteiligung befänden. Carl-Heinz Christiansen (BUND Schleswig-Holstein) führte exemplarisch aus, welche Anforderungen an Planung und Bau von naturverträglichen Solar-Freiflächenanlagen aus Sicht des BUND Schleswig-Holsteins bestünden. Beide boten mit ihren Impulsen viele Anknüpfungspunkte für den folgenden Austausch in Kleingruppen. Fragen, die die Teilnehmenden besonders beschäftigt haben, waren die naturverträgliche Standortsteuerung von Photovoltaik-Freiflächenanlagen (Wie groß dürfen die Anlagen sein? Wo dürfen sie entstehen? Auf welcher Ebene und mit welcher Verbindlichkeit lässt sich dies steuern? Wie bekommen wir die Anlagen auf die Biogas-Flächen?) und die Definition von Biodiversitäts-Solarparks.

Biodiversitätsentwicklung und Monitoring

Ein thematischer Fokus des Forums lag auf Biodiversitätsentwicklung und Monitoring. Prof. Dr. Elke Hietel (TH Bingen) stellte den „Leitfaden für naturverträgliche und biodiversitätsfreundliche Solarparks“ vor, der im Auftrag des Landes Rheinland-Pfalz erstellt wurde und der mithilfe von Maßnahmensteckbriefen und Checklisten Kommunen und Betreibern Orientierung bieten will. Marion Maier (Regionalwerke) gab einen Einblick darin, wie das Zertifizierungsprojekt EULE das Monitoring bzw. die Erfolgskontrolle von Maßnahmen gestaltet, damit es bei den zertifizierten Solarparks nicht nur bei guten Absichten bleibt. Diskutiert wurde im Anschluss vor allem darüber, ob Solaranlagen auch auf Grünland entstehen sollten, wie man die potenzielle Aufwertung in Solarparks sauber bilanziert und wie man die Monitoring-Ergebnisse einzelner Projekte verfügbar und wissenschaftlich verwertbar macht.

Aktuelle Herausforderungen

Im abschließenden Teil des virtuell stattfindenden Forums diskutierten die Teilnehmenden, welche aktuellen Herausforderungen und welchen Handlungsbedarf sie sehen. Die zentrale Frage dabei war, was konkret jetzt getan werden müsse, damit der geplante – und erwartete – Zubau naturverträglich erfolgt? Wie könnte eine „No-regret“-Lösung aussehen? In einer lebhaften Diskussion wünschten sich alle Akteure eine engere Zusammenarbeit, auch mit der Landwirtschaft, die konkrete Umsetzung müsse aber auf regionaler Ebene erfolgen. Immer wieder wurde betont, dass man ein gemeinsames Ziel verfolge und Naturschutz und Solarenergie zusammen gehen, wenn alle Beteiligten wollen.

Ausblick

Das KNE fördert den Austausch zur naturverträglichen Gestaltung von Solarparks im Rahmen des Forums weiterhin und ermöglicht damit, dass sich bundesweit die beteiligten Akteure zu Themen austauschen, die vor Ort am dringlichsten sind. Übergeordnete Fragestellungen sind dabei: Welche erfolgreichen Praxisbeispiele gibt es bereits? Welche Ideen, Bedenken und Fragen bestehen auf verschiedenen Seiten und wie können Solarparks und Naturschutz besser zusammengebracht werden? Das Forum findet zweimal im Jahr statt.

Weiterführende Informationen

Ihre Ansprechpartnerinnen im KNE
Natalie Arnold
Referentin naturverträgliche Solarenergie
natalie.arnold@naturschutz-energiewende.de
030-7673738-26

Tina Bär
Dialoggestalterin
tina.baer@naturschutz-energiewende.de
030-7673738-41

Solarpark mit Wiese
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