Berlin, 4. November 2021

Internationales Symposium zu Windenergie und Fledermäusen zeichnet heterogenes Bild beim Fledermausschutz

Im Zentrum des ersten vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) veranstalteten "International Bat Research Online Symposium (IBROS): Towards solving the wind energy-bat conflict" stand das Grün-Grün-Dilemma zwischen Windenergieausbau und Fledermausschutz.

Internationale Expertinnen und Experten berichteten am 2. November zum aktuellen Forschungs-, Kenntnis- und Konfliktstand bei Fledermäusen und Windenergie. Insgesamt 19 Beiträge aus elf Ländern und fünf Kontinenten sowie die intensive Diskussionsrunde zeichneten ein heterogenes Bild und verdeutlichten, dass es in einigen Staaten beim Windenergieausbau einen deutlichen Verbesserungsbedarf beim Fledermausschutz gibt.

Insbesondere aus den Beiträgen aus Europa und Nordamerika wurde deutlich, dass hier bereits seit langem und umfangreich zum Verhalten von Fledermäusen im Kontext von Windenergieanlagen, zu deren Auswirkungen und zu Maßnahmen zur Konfliktreduzierung geforscht wird. Während sich zum Beispiel temporäre Abschaltungen zur Verminderung von Kollisionen von Tieren mit den Rotoren als hochgradig wirksam erwiesen hätten und sich in Europa, insbesondere jedoch in Deutschland immer mehr zum „Standard“ entwickeln, seien derartige Maßnahmen in Nordamerika bislang nur bei Projekten erforderlich, wenn eine von wenigen als besonders gefährdet geltende Fledermausarten betroffen sind. Für einzelne, noch nicht so seltene Arten, lägen jedoch mittlerweile Populationsmodellierungen vor, die kollisionsbedingt einen erheblichen Rückgang der Population voraussagen, so eine Forscherin in ihrem Beitrag. In weiteren Ländern Asiens, Afrikas und Südamerikas, in denen zunehmend Windenergieanlagen „grünen“ Strom produzieren, steht die Maßnahmenentwicklung und -anwendung noch relativ am Anfang, obwohl von ähnlichen Auswirkungen auszugehen ist. In einem Beitrag aus Brasilien wurde deutlich gemacht, dass dort Fledermäuse bislang gar nicht oder nur sehr unzureichend bei der Vorhabenplanung von Windenergienanlagen berücksichtigt würden.

In diesem Zusammenhang, aber auch in der abschließenden Diskussion wurde mehrfach von den Expertinnen und Experten gefordert, bei allen weltweiten Klimaschutzbemühungen durch den Ausbau der Windenergie die Biodiversitätskrise und den Arten- und Fledermausschutz nicht aus dem Blick zu verlieren, sondern bestenfalls zukünftig sogar noch zu stärken.

Das KNE befürwortet einen wirksamen Fledermausschutz bei Windenergievorhaben. Mit zunehmendem Abbau älterer Anlagen, die gänzlich ohne Fledermausabschaltungen laufen, dürfte sich der bislang auch in Deutschland noch mäßige Anteil an Windenergienanlagen mit Abschaltungen zum Fledermausschutz zukünftig wesentlich erhöhen (vgl. KNE 2020).

Weitere Informationen zum Thema

Ihr Ansprechpartner im KNE
Holger Ohlenburg
Referent für naturverträgliche Windenergie
holger.ohlenburg@naturschutz-energiewende.de
030-7673738-22

Rauhatufledermaus im Flug, Foto Dietmar Nill
Die zu den Zwergfledermäusen gehörende Rauhautfledermaus ist europaweit verbreitet, ihren Verbreitungsschwerpunkt im Sommer liegt im Baltikum. Durch ihren mittelhohen Flug im freien Flugraum zählt die Art zu den häufigsten Schlagopfern von Fledermäusen an Windenergieanlagen. Gerade auf der Reise vom Baltikum in den Südwesten verunglücken im Herbst viele der Tiere an Windenergieanlagen im Küstenbereich, aber auch im Binnenland. Foto: Dietmar Nill