Photovoltaik auf wiedervernässten Moorböden

Eine neue Flächenkulisse im EEG 2023

Veröffentlicht: Dezember 2022
Bearbeitung: Dr. Julia Wiehe, Dr. Elke Bruns

Moore erfüllen in der Landschaft mehrere Funktionen: Sie binden in naturnahem oder natürlichem Zustand Kohlenstoff bzw. das klimaschädliche Kohlenstoffdioxid (CO2), bieten seltenen Arten sowie spezialisierten Lebensgemeinschaften Lebensräume und leisten einen Beitrag zur Wasserrückhaltung in der Fläche. Als mögliche Flächen für die Errichtung von Photovoltaik-Freiflächenanlagen kommen sie aktuell stärker in die Diskussion.

Die Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) bringt ab Januar 2023 weitere Änderungen. Nach § 37 Abs. 1 Nr. 3 lit. e EEG ist dann die Errichtung von Photovoltaik-Freiflächenanlagen (PV-FFA) auf entwässerten und landwirtschaftlich genutzten Moorböden förderfähig, sofern diese Flächen dauerhaft wiedervernässt wurden. Ausgenommen sind Moorböden innerhalb der gesetzlichen Schutzgebiete.

Eine Wiedervernässung landwirtschaftlich genutzter Moorböden ist erforderlich, um die Klima-schutzziele im Landwirtschaftssektor zu erreichen. Wenn auf diesen Flächen zugleich PV-FFA installiert würden, könnte dies eine Einkommensalternative zur bisherigen landwirtschaftlichen Nutzung bieten und somit in doppeltem Sinne zum Klimaschutz beitragen. Das Fraunhofer ISE geht von bundesweit 1,1 Millionen Hektar landwirtschaftlich genutzter Moorböden aus. Bei ei-ner Belegungsdichte von 0,25 bis 0,6 Megawattpeak pro Hektar bestünde somit ein technisches Potenzial von 270 bis 660 Gigawatt Nennleistung (Fraunhofer ISE 2022). Damit eröffnet sich theoretisch ein großes Flächen- und Stromerzeugungspotenzial. Derzeit diskutieren Akteure aus Moorforschung, Naturschutz, Landwirtschaft und Solarpraxis, wie eine dauerhafte Vernässung im Sinne des Moorschutzes erreicht werden kann, was dies für die landwirtschaftliche Nutzbarkeit bedeutet, und unter welchen Bedingungen diese Standorte auch für die PV-Nutzung genutzt werden können.

Das KNE greift in der digitalen Publikation den aktuellen Diskussions- und Wissensbedarf auf. Warum ist Wiedervernässung unserer Moore notwendig? Wann ist Wiedervernässung erfolgreich? Was sind die Erfolgsbedingungen für PV-FFA auf wiedervernässten Moorböden? Welche standortspezifische Technik ist erforderlich? Wie kann der Bau von PV-FFA auf wiedervernässten Moorböden naturverträglich gestaltet werden? Diese und weitere Fragen werden in der vorliegenden Publikation erörtert, um Beteiligten und Interessierten einen ersten Überblick zu verschaffen. In die Publikation fließen auch die Diskussionen und Ergebnisse aus dem KNE-Fachgespräch „Solarparks als strategische Chance für die Wiedervernässung von Moorböden?“ vom 10. November 2022 ein.

Fachkontakt
Dr. Julia Wiehe
Referentin naturverträgliche Solarenergie
julia.wiehe@naturschutz-energiewende.de

Hinweis: Erstmalig wurde die Publikation am 13. Dezember veröffentlicht. Es wurden kleine Präzisierungen in einigen wenigen Formulierungen vorgenommen. Hier zum Downlaod steht Ihnen nun die aktualisierte Fassung vom 14. Dezember 2022 zur Verfügung.