22.04.2022

Wir schreiben das Jahr 2050

KNE-Lesetipp

Über die Zukunft der Ökosysteme und die Ökosysteme der Zukunft

„Jede Veränderung beginnt mit einer Vision…“ – so lautet der Titel eines spannenden Exposés von Professor Dr. Michael Weiß, Leiter des Steinbeis-Innovationszentrum Organismische Mykologie und Mikrobiologie. Der Autor geht davon aus, dass die künstliche Trennung der Menschen von den Ökosystemen der Grund für die sich beständig verschlimmernde Biodiversitätskrise und den Verlust vieler Lebensräume weltweit ist. Um hier eine Veränderung zum Guten herbeizuführen, braucht es, seiner Meinung nach, für unsere Kulturlandschaft eine neue Einstellung des Menschen zur „Natur“, in der er sich selbst als mit diesen Ökosystemen verzahnt und von ihnen abhängig begreift.

In seiner Vision 2050, angelegt als Blick zurück auf die Veränderungen der letzten 30 Jahre, beschreibt Weiß Wege und Maßnahmen, wie wir es geschafft haben, unsere Ökosysteme unserer Kulturlandschaften entscheidend zum Besseren zu entwickeln. Eine Schlüsselrolle spielen dabei die Böden als Ökosysteme.

So beschreibt er beispielsweise anschaulich, welche positiven Folgen es hätte, wenn die industrielle Landwirtschaft abgeschafft würde: Durch den Stopp des riesigen Flächenverbrauchs für den Anbau von Futter für Tiere (60 % im Jahr 2020) würde die Landwirtschaft extensiviert: Mit Hecken umsäumte Felder würden die Bodenerosion vermindern, und so der Verlust  fruchtbaren Landes minimiert. Artenreiche Blühstreifen an den Feldsäumen böten Lebensräume für bestäubende Insekten und förderten die Biodiversität.

Nur ein Baustein unter vielen. Weiß spannt den Bogen erheblich weiter, über die positiven Auswirkungen einer konsequent ökologischen Bewirtschaftung unserer Wälder, eine nachhaltige Energiegewinnung, eine Reaktivierung der Moore bis hin zu einer „essbaren Stadt“ ohne automobilen Individualverkehr.

Eine Vision, die Mut macht

Auch wenn es „nur“ eine Vision ist: Die beschriebenen Möglichkeiten, die es zur Entwicklung von gesunden Ökosystemen unserer Kulturlandschaft braucht, sind keine abwegigen Hirngespinste, sondern liegen im Bereich des Machbaren. Die jeweiligen Prozesse und Ökosysteme sind miteinander verflochten und verzahnt. Sie greifen wie kleine Rädchen ineinander, beeinflussen sich gegenseitig positiv und initiieren weitere Veränderungen.

Sein Fazit: „Das zentrale Resultat aus diesen Prozessen? Die breite Einsicht, dass menschliches Leben langfristig nur innerhalb funktionierender Ökosysteme möglich ist“.

Quelle: Prof. dr. Michael Steinbeis (2021): Jede Veränderung beginnt mit einer Vision… , Transfer. Das Steinbeis-Magazin, (letzter Zugriff: 20.04.2022).