22.08.2022

Natur wertschätzen, Biodiversität schützen

KNE-Lesetipp

PASCUAL, Unai, et al. (2022): Methodological Assessment of the Diverse Values and Valuation of Nature: Summary for Policy Makers.

Der Weltbiodiversitätsrat IPBES (Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services) veröffentlichte am 11. Juli 2022 seine neue Studie zur „Wertebeurteilung über die Natur“. 82 führende internationale Experten und Expertinnen kommen darin zu dem Schluss, dass die Art und Weise, wie die Natur bisher bei politischen und wirtschaftlichen Entscheidungen berücksichtigt und bewertet wird, ein wesentlicher Treiber der globalen Biodiversitätskrise sei. Eine andere, die Natur stärker wertschätzende, Bewertung sei jedoch eine entscheidende Chance, der Biodiversitätskrise zu begegnen.

Aus insgesamt 139 Ländern wurden unterschiedliche Studien ausgewertet, die sich mit der Wertschöpfung der Natur befassen. Es werden daraus Ansätze abgeleitet, wie die Natur zukünftig in der politischen und ökonomischen Entscheidungsfindung stärker Berücksichtigung und Wertschätzung finden kann, um den Natur- und Biodiversitätsschutz zu stärken.

Die Autoren und Autorinnen stellen fest, dass sich die Studien der letzten 40 Jahre vermehrt auf das ökonomische Wertschöpfungspotenzial der Natur fokussieren und andere Faktoren und Werte wie Klimaregulierung und Artenschutz hintenanstellen. Dies führe dazu, dass beispielsweise für den Bau von Straßen und Dämmen großflächige Abholzungen von (Ur-)Wäldern und anderweitige irreparable Naturzerstörungen  in Kauf genommen würden. Letztlich hat dies einen großen Verlust von Artenvielfalt und von schützenswerten Biotopen zur Folge.

Der bisherige und sehr starke Fokus auf kurzfristige Gewinne und ökonomisches Wachstum als Werte der Natur trage maßgeblich zur Biodiversitäts- und Klimakrise bei. Eine ganzheitliche Betrachtung, vermittelt durch die untersuchten Studien, könne zur Planung von Naturschutzgesetzen beitragen, die die Umsetzung von Naturschutzmaßnahmen unterstützen oder deren Begutachtung versachlichen. Nach Auffassung der Autorenschaft sollte ein zielführendes Design von Studien zur intrinsischen Wahrnehmung und Schätzung der Natur die folgenden wesentlichen Merkmale erfüllen: Es sollte ein Bewusstsein darüber geben, dass es unterschiedliche Ansätze zur „Bewertung“ von Natur gibt, es sollten „robuste“ Methoden angewendet werden sowie die Möglichkeit zur einfachen Umsetzung der Ergebnisse in die Praxis gegeben sein.

Zudem ermittelten die Autoren und Autorinnen die Studien, die sich am besten dafür eignen, das intrinsische Wertepotenzial der Natur zu identifizieren. Ein besonderer Fokus wurde dabei auf die Studien von Verfassern aus indigenen oder lokalen Bevölkerungen gelegt, da diese den Wert der Natur stärker in ihr selbst sehen und insgesamt rein ökonomische Faktoren weniger priorisieren.

Fazit der Autoren und Autorinnen

Die Autoren und Autorinnen ziehen den Schluss, dass es an Studien mangele, die sich mit den inhärenten Werten und Wertschöpfungsmöglichkeiten aus der Natur befassen. Jedoch seien diese dringend notwendig, um alle politischen Prozesse hinsichtlich einer naturschonenden Ressourcen- und Landnutzung zu begleiten und zu unterstützen, damit die Natur vor weiteren Zerstörungsvorfällen aus ökonomischen Motiven heraus geschützt werden kann. Die Ergebnisse könnten und sollten nationale und internationale Akteure aus Politik und Gesellschaft, aus dem privaten Sektor und aus den Medien motivieren, ein höheres Bewusstsein für die Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit einer natur- und umweltschonenden Wirtschaftsweise zu schaffen.

Quelle: PASCUAL, Unai, et al. (2022): Methodological Assessment of the Diverse Values and Valuation of Nature: Summary for Policy Makers. 34 S.