Berlin, 4. Dezember 2020

Große Resonanz auf KNE-Online-Seminar zur Konfliktklärung

Wie es gelingen kann, im Konfliktfeld von Naturschutz und Energiewende gemeinsam Lösungen zu finden

Der Ausbau erneuerbarer Energien zieht stets Veränderungen in Natur und Landschaft nach sich. Das kann zu heftigen Konflikten vor Ort führen. Im Online-Seminar „Konfliktklärung beim Ausbau erneuerbarer Energien“ stellte das KNE am 30. November Ansätze zur Konfliktklärung vor Ort vor. Als unabhängige Einrichtung hilft das KNE, Konflikten vorzubeugen und sie zielstrebig zu lösen.

KNE-Geschäftsführer Michael Krieger wies eingangs auf den Mediatorinnen- und Mediatoren-Pool des KNE hin. Die vom KNE speziell im Konfliktfeld Naturschutz und Energiewende fortgebildeten professionellen Mediatorinnen und Mediatoren stehen für die konkrete Klärung von Konflikten vor Ort zur Verfügung und werden bei Bedarf vom KNE vermittelt.

KNE-Konfliktberaterin Elisabeth Hartleb betonte, dass es in den Beratungen darum gehe, auf Augenhöhe gemeinsam Lösungen zu erarbeiten und zur Klärung der Interessen aller Beteiligten beizutragen und berichtete über den Ansatz des KNE. Wenn die Bedenken, Anliegen und das Wissen über lokale Besonderheiten in einem Vorhaben berücksichtigt werden und ein Windpark nicht einfach „vor die Nase gesetzt wird“, kann dies zu einer Steigerung der Akzeptanz für das Vorhaben führen. Bei der Beteiligung der Akteure und der Arbeit vor Ort setzt das KNE statt auf eine Frontalveranstaltung auf thematische Stationen und die Diskussionen in kleinen Gruppen innerhalb eines Raumes. Hier arbeiten Vertreter und Vertreterinnen aus der Kommune und dem Naturschutz mit interessierte Anwohnerinnen und Anwohnern zusammen. Zur bestmöglichen Mitgestaltung werden die Fokusthemen im Vorfeld erarbeitet und auf der Veranstaltung klar benannt. Alle Ideen, Bedenken und Vereinbarungen werden unmittelbar und für alle sichtbar dokumentiert. Eine inhaltliche und eine formale Moderation strukturiert die Diskussion. Dank einer zielorientierten Moderation kommen die Beteiligten so zügig zu gemeinsam getragenen Vereinbarungen.

Mediatorin Signe Stein berichtete von ihren Praxiserfahrungen. Der neutrale Standpunkt sei oftmals der Türöffner. Es sei wichtig, Fragen zu stellen und zuzuhören. Die Leitfrage ist oft: Was kann gemacht werden, damit die Betroffenen das Projekt akzeptieren und wohlwollend aufnehmen? Da zumeist auch Emotionen und individuelle Sorgen und Bedarfe im Spiel sind, brauche es eine Versachlichung der Debatte. Dabei sei es wichtig, keine falschen Hoffnungen zu wecken und von Anfang an realistisch den Rahmen und die Spielräume aufzuzeigen.

Ramona Rothe, Leiterin der Servicestelle Windenergie bei der Thüringer Energie- und GreenTech-Agentur, schilderte häufige Konflikte beim naturverträglichen Ausbau erneuerbarer Energien am Beispiel Thüringens. Fakten aufzeigen, Glaubwürdigkeit herstellen und über das „Wie“ beim Ausbau erneuerbarer Energien anstatt über das „Ob“ zu diskutieren, das empfahl Rothe, um Konflikte bei der Energiewende zu vermeiden. Informelle Beteiligung von Anfang an ist dafür zentral.

Viele Chancen an digitalen Beteiligungsformaten sah Heiko Kretschmer von der Dialoggesellschaft, der Impulse gab, wie auch in Zeiten von Corona Beteiligung stattfinden kann. Digitale Formate würden zu mehr Teilnehmenden und größerer Diversität führen, so seine Erfahrung. Sein Tipp: Formate sollten bodenständig sein – manchmal reiche es auch, zum Telefonhörer zu greifen.

Zum Abschluss hielt KNE-Geschäftsführer Michael Krieger fest, dass Beteiligung deutlich mehr sei als eine Akzeptanzbeschaffungsmaßnahme. Sie könne ein Projekt konkret verbessern, wovon die Energiewende ebenso profitieren könne wie der Naturschutz.

Hände: Gemeinsam für ein Ziel