Berlin, 12. November 2018

Das KNE setzt Akzente auf den 27. Windenergietagen

Rund 2.000 Vertreterinnen und Vertreter der Windbranche kamen am 6. November nach Linstow, um sich auf den 27. Windenergietagen über neue Entwicklungen zu informieren und auszutauschen. Das KNE gestaltete das „Forum 20“ und diskutierte mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern aktuelle Fragestellungen zur Umsetzung einer naturverträglichen Energiewende.

Energiewende und Welterbe

Im Podium Gemeinsam für einen welterbeverträglichen Ausbau der Energiewende – wie geht das? am Mittwoch, erörterten die Diskutanten Peter Horntrich, (VSB Neue Energien Deutschland GmbH), Frank Pieter Hesse (ICOMOS Deutschland e. V.), Thomas Berger-Karin (Regionale Planungsgemeinschaft Prignitz-Oberhavel) Gründe für Konflikte zwischen Windenergieplanungen und Welterbestätten und an welchen Stellen die Empfehlungen des KNE-Fachdialogs „Energiewende in der Nähe von UNESCO-Welterbe“ für mögliche Verbesserungen ansetzen.

„Die Diskussion im Anschluss an den Vortrag von Peter Horntrich zu mangelhaften Visualisierungen von Windenergieanlagen machte deutlich, dass eine gute fachliche Praxis für Visualisierungen ein wichtiger Beitrag für eine Versachlichung von Konflikten in Planung und Genehmigung von Windenergieanlagen darstellen könnte,“ so Dr. Mathis Danelzik, Abteilungsleiter Fachdialoge im KNE.

Knackpunkte im Genehmigungsprozess

Die Beiträge des Podiums griffen ausgewählte Fragestellungen der Genehmigung auf: so standen im Beitrag von Dr. Elke Bruns, Abteilungsleiterin Fachinformationen im KNE, die Maßnahmen zur Senkung des signifikant erhöhten Tötungsrisikos im Vordergrund. Was ist über die Wirksamkeit von Lenkungsmaßnahmen und Abschaltungen bekannt? Und welchen Restriktionen unterliegt die Umsetzung und Kontrolle dieser Maßnahmen? Ergänzend ging Dr. Bruns auf den potenziellen Beitrag technischer Detektionssysteme zur Auslösung einer bedarfsgerechten Abschaltung ein.

Das zweite Thema im Vortragsteil war die Frage, inwieweit die Voraussetzungen für die Anwendung der Ausnahmeregelung nach § 45 Abs. 7 Nr. 5 BNatSchG gegeben sind und wie die Bundesländer von den Möglichkeiten der Ausnahmeerteilung Gebrauch machen. Dr. Silke Christiansen, Rechtsrefentin im KNE,  erörterte die strittige Frage, wann und ob die Voraussetzungen vorliegen und den unterschiedlichen Umgang der Bundesländer in dieser Frage.

Der erste von zwei anschließenden Kurzvorträgen griff das Konzept des „Adaptive-Management“ auf. Dieser Ansatz, so erläuterte Frau Juliane Biehl von der TU Berlin, wird in der Wissenschaft zur besseren Berücksichtigung sich verändernder Rahmenbedingungen bei der Planung und Umsetzung von Kompensationsmaßnahmen diskutiert. Das Konzept ist unter den gegenwärtigen rechtlichen Rahmenbedingungen derzeit nicht anwendbar, öffnet aber den Blick darauf, was aus fachlicher Sicht notwendig wäre, um die Artenschutzziele im Rahmen vorhabensbezogener Genehmigungen besser erreichen zu können. Abgerundet wurde das Forum durch den Beitrag von Frau Petzold vom LfU Brandenburg. Sie stellte das Tool „jBat“ vor, das eine automatisierte Prüfung der eingereichten Nachweise über Abschaltzeiten für Fledermäuse erlaubt. Das Tool wird seit diesem Jahr in Brandenburg angewendet.

Dialoge gestalten und Konflikte lösen

Den Einstieg in das Forum Live und in Farbe – Sprechen Sie mit und! am Freitag machte Elisabeth Hartleb, Rechtsreferentin im KNE, mit ihrem Vortrag zu Möglichkeiten, in Mediationsverfahren rechtliche Verbindlichkeiten zwischen den beteiligten Akteuren zu schaffen. Dies war der Auftakt zur anschließenden Podiumsdiskussion Wenn alle miteinander reden, wird dann alles gut? mit Praxispartnerinnen und Praxispartnern des KNE zu Chancen und Herausforderungen von Moderation und Mediation in Planungsverfahren. Auf dem Podium: David Lang und Ole Martens (Energiequelle GmbH Kallinchen), Michael Knape (Bürgermeister Stadt Treuenbrietzen), Inga Römer (NABU Bundesverband), Markus Franken (Ahnen & Enkel) und die KNE-Mediatorinnen Emanuela Boretzki und Wiebke Heider. Das Podium moderierte Dr. Martin Köppel, Leiter KNE-Außenstelle Süd.

In dem engagierten Fachaustausch ging es insbesondere darum, mit welchen Formaten und Schritten der Dialoggestaltung und Konfliktbewältigung ein lösungsorientierter Aushandlungsprozess vor Ort zur Planung und Genehmigung von Windenergieanlagen umgesetzt werden kann. Die Erfahrungen der Podiumsgäste aus der gemeinsamen Zusammenarbeit in Planungsprozessen von Windenergieanlagen vor Ort zeigten deutlich, dass eine auf Augenhöhe angelegte transparente Kommunikation angestrebt werden sollte. „Sensibilität für Anliegen, Bedenken und Sorgen der Menschen vor Ort sowie ein strategisches Geschick sind notwendig, die unterschiedlichen Bedürfnisse gleichberechtigt miteinander in Verhandlung zu bringen,“ erklärt Dr. Bettina Knothe, Abteilungsleiterin Konfliktberatung im KNE.

Drei Tage kompaktes Programm, Austausch und Vernetzung

In den Gesprächen vor Ort zeigte sich, dass sowohl das Angebot des KNE an Fachinformationen zu den unterschiedlichen Fragestellungen zur Umsetzung einer naturverträglichen Energiewende als auch im Bereich der Konfliktberatung auf großes Interesse stößt. Kontakte wurden angebahnt und weiterführende Gespräche vereinbart.

Hier finden Sie das Programm zum KNE-Forum 20.