Berlin, 23. März 2021

KNE-Lesetipp

Artenvielfalt durch Wildpflanzenmischungen für Biogas produktionsintegriert fördern

Titel: Krimmer, E., Marzini, K., Heidinger, I. (2021): Wildpflanzenmischungen für Biogas: Artenvielfalt produktionsintegriert fördern. Praxisversuche zur ökologischen Aufwertung der Landschaft.

Im Jahr 2020 wurde in Deutschland in zirka 8950 Anlagen Biogas produziert. Über das EEG werden diese Anlagen noch Jahrzehnte gefördert. In der öffentlichen Wahrnehmung sind Biogasanlagen – im Vergleich zu Wind und Solarenergie – weit in den Hintergrund getreten. Berichterstattung über Biogas ist, zumal dieses immer noch weitgehend durch Mais als Hauptenergiepflanze hergestellt wird, häufig negativ konnotiert.

Im vorliegenden Artikel geht es um die Ergebnisse einer Meta-Studie. Darin werten Wissenschaftlerinnen der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Veitshöchheim (LWG) Ergebnisse faunistischer Untersuchungen zu unterschiedlichen Tiergruppen im Zeitraum von 2009 bis 2018 aus. Diese zeigten, dass mit dem Anbau von Energiepflanzen zur Erzeugung von Biogas auch eine Steigerung der Biodiversität in strukturarmen Agrarlandschaften einhergehen kann.

Artenreiche, mehrjährige und pflegeextensive Wildpflanzenmischungen (WPM) zur Biogaserzeugung bieten gegenüber einjährigen Monokulturen viele Vorteile: einen verbesserten Erosionsschutz und eine höhere Trockenresistenz, einen reduzierten Nitrateintrag und einen nur sehr geringen Einsatz von Pestiziden. Davon profitieren verschiedene Tiergruppen: Zumeist zwar Generalisten, mitunter aber auch gefährdete Insektenarten. Infolge größerer Strukturvielfalt und besseren Nahrungsangebots (Insekten, Sämereien) konnten auch Bruten von bundesweit auf der Roten Liste geführten Vogelarten wie Braunkehlchen und Rebhuhn auf WPM-Flächen nachgewiesen werden. Diese dienten auch Säugetieren (z. B. Rehwild) als Deckung, Nahrung und zur Aufzucht des Nachwuchses. Zudem lieferten sie Honig- und Wildbienen Nektar und vielfältige Pollen – auch im Spätsommer, wenn Blütenmangel herrscht, der durch die Klimaerwärmung durch früheres Abblühen bereits jetzt verstärkt wird.

Die ökologische Funktion kann laut den Autorinnen noch gesteigert werden, wenn Blühstreifen nicht zeitgleich vollständig abgeerntet werden, so dass Rückzugsräume für Tiere verbleiben.

Die Studie spricht auch die wichtige Frage der Praxistauglichkeit an. Die Potenziale der Agrarumweltmaßnahmen in den Ländern werden als gering eingeschätzt. Von den Autorinnen wird daher angeregt, WPM-Flächen im Rahmen eines produktionsintegrierten Ansatzes in die betrieblichen Abläufe zu integrieren. Integrierbarkeit ist jedoch nur ein Faktor den Anteil von Blühpflanzen in Agrarlandschaften zu erhöhen. Weil der Methanertrag pro Hektar bei lediglich 45 Prozent des Wertes von Mais liegt, stellt sich auch die Frage, ob finanzielle Einbußen kompensiert werden sollten, um wirksame Anreize für den Blühpflanzeneinsatz zu schaffen.

Der Fachbeitrag veranschaulicht, dass es sich aus Sicht von Natur und Landschaft durchaus lohnt, über die Entwicklung geeigneter (finanzieller) Förderinstrumente für Landwirte nachzudenken, um Agrarlandschaften wieder stärker zu Agrarlebensräumen zu entwickeln.

Quelle: Krimmer, E., Marzini, K., Heidinger, I. (2021): Wildpflanzenmischungen für Biogas: Artenvielfalt produktionsintegriert fördern. Praxisversuche zur ökologischen Aufwertung der Landschaft. Naturschutz und Landschaftspflege 53 (02). S. 12-21.

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Blick auf die Pflanze Rainfarn
Rainfarn, ein gut geeignete Pflanze t in Sachen Ertrag, Biodiversität, Boden- und Gewässerschutz. Zumeist Bestandteil mehrjähriger Wildpflanzenmischungen für die Erzeugung von Biogas.

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