Berlin, 20. Februar 2023

KNE-Lesetipp

Aktuelle Einordnung der Auswirkungen von PV-Freiflächenanlagen im regionalen Biotopverbund

Trautner, J. et al. (2022): Umgang mit Naturschutzkonflikten bei Freiflächensolaranlagen in der Regionalplanung – Orientierungshilfe zum Arten- und Biotopschutz für die Region Bodensee-Oberschwaben.

Im Auftrag des Regionalverbands Bodensee-Oberschwaben hat die Arbeitsgruppe für Tierökologie und Planung GmbH eine Orientierungshilfe zum Umgang mit Naturschutzkonflikten bei Freiflächensolaranlagen in der Regionalplanung veröffentlicht. Die umfassende aktuelle Literaturrecherche und die Kriterien für die Ermittlung von geeigneten Standorten für Photovoltaik-Freiflächenanlagen (PV-FFA) in Agrarlandschaften können auch in anderen Planungsräumen als Entscheidungsgrundlage genutzt werden.

Kerninhalte der Studie

Die Orientierungshilfe soll als Grundlage für die Bestimmung von Planungskriterien im Rahmen der Fortschreibung des Teilregionalplans Energie (Region Bodensee-Oberschwaben) dienen und mögliche Zielkonflikte zwischen dem Ausbau von PV-FFA und dem regionalen Biotopverbund (Schwerpunkt Arten- und Biotopschutz bzw. Biodiversität) aufzeigen.

Grundlage der Studie ist eine aktuelle Literaturrecherche im deutsch- und englischsprachigen Raum zu Wirkfaktoren und Wirkungen von PV-FFA auf Flora und Fauna. Ergänzend werden nicht veröffentlichte Monitoring-Unterlagen zu Solarparks analysiert sowie die langjährige Erfahrung der Autoren im Arten- und Biotopschutz eingebracht.

Die Auswertung zeigt den nach wie vor großen Forschungsbedarf im Themenfeld: die vorhandenen Studien stützen sich in der Regel auf Kartierungen in einzelnen Beispielanlagen und es gibt keine belastbaren Aussagen zu den Auswirkungen im Landschaftskontext oder mit zunehmenden Alter der Anlagen. Vor dem Hintergrund der Erfahrungen der Autoren mit mangelnder Umsetzung von Naturschutzmaßnahmen in der Praxis, werden für den Anlagenpark insgesamt weniger positive Wirkungen auf die Biodiversität angenommen, als es die Literatur vermuten lässt.

Trautner et al. kommen zu dem Schluss, dass PV-FFA insbesondere in artenreichen, unbeschatteten Lebensräumen des Offenlandes nicht mit den Zielen des Naturschutzes und des Biotopverbunds im Einklang stehen. Nicht fragmentierte, kulissenfreie Landschaften sollten als Lebensräume für empfindliche Brutvögel der Feldflur sowie für Zug- und Rastvögel gesichert werden und frei von Bebauung bleiben. Werden Habitate besonders bedeutsamer Arten trotzdem in Anspruch genommen, müssen weitere landwirtschaftliche Flächen für funktionale Ausgleichsmaßnahmen gefunden werden. Mit den vorgestellten Planungskriterien sollen diese Konflikte vermieden und unkritische Standorte gefunden werden.

Als naturschutzfachlich unproblematisch werden PV-FFA eingeschätzt, die in stark durch Gehölze gekammerten Landschaften angelegt werden und intensive Nutzungsformen ersetzen (Intensivobstkulturen, vielschüriges Intensivgrünland oder Intensiväcker) oder diese als Agri-PV ergänzen. Vorschläge für die Ausgestaltung des Anlagendesigns und angepasste Pflegemaßnahmen werden aufgezeigt, mit denen in diesen Fällen eine Aufwertung der Freiflächen in PV-FFA erreicht werden kann.

Quelle: Trautner, J., Attinger, A., Dörfel, T. (2022): Umgang mit Naturschutzkonflikten bei Freiflächensolaranlagen in der Regionalplanung - Orientierungshilfe zum Arten- und Biotopschutz für die Region Bodensee-Oberschwaben. Arbeitsgruppe für Tierökologie und Planung GmbH, Filderstadt. 56 S. (letzter Zugriff: 01.02.2023).

Photovoltaikanlagen auf der Freifläche, Foto: Natalie Arnold
Foto: Natalie Arnold