Berlin, 3. März 2023

Das Wissen um die Zusammenhänge zwischen Natur- und Klimaschutz steigern

Zum Tag des Artenschutzes am 50. Geburtstag des Washingtoner Artenschutzabkommen lud die Akademie für Natur- und Umweltschutz Baden-Württemberg zu der digitalen Veranstaltung „Klima- und Artenkrise bewältigen - Denken, planen, handeln in der Zwillingskrise“. Rund 300 Teilnehmende aus Energieagenturen, Naturschutzverbänden, Kommunal- und Naturschutzverwaltungen sowie Ehrenamtliche und weitere Interessierte diskutierten Auswege auf den verschiedenen Handlungs- und Planungsebenen.

Von der Bundesebene bis in die Praxis

Entsprechend vielfältig waren die Vorträge und Ansätze, mit einem Einstieg in das Thema durch Dr. Josefine Walz (Bundesamt für Naturschutz) die in ihrem Beitrag „Klimawandel und der Verlust der biologischen Vielfalt: zwei Krisen, eine Lösung?“ ein neues Selbstverständnis des Naturschutzes anregte. Vor dem Hintergrund, dass 60 bis 80 Prozent der Biotope in Baden-Württemberg bis Ende 2100 voraussichtlich massiv durch den Klimawandel beeinträchtigt werden, müssten im Rahmen von Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen naturbasierte Lösungen mitgedacht und umgesetzt werden. Der Naturschutz sie dabei gefordert, die neue Dynamik aufzugreifen. Mit Ihrem Vortrag „Biodiversität und Erneuerbare Energien – die Energiewende naturverträglich gestalten“ gab Dr. Julia Wiehe, Referentin naturverträgliche Solarenergie im KNE, einen Einblick in die zu erwartenden Auswirkungen der Wind- und Solarenergie auf Natur und Landschaft, gesetzliche Regelungen zum beschleunigten Ausbau der Erzeugungsanlagen und Ansätze zu einer naturverträglichen Umsetzung.

Synergien bei Klimaanpassung und Schutz der Biodiversität im kommunalen Bereich waren das Thema von Sonja Blaser und Susanne Miethaner, Landschaftsarchitektinnen im Büro faktorgruen (Beratende Ingenieure Partnerschaftsgesell. mbB). Im Vortrag „Resilient und biodivers - vom Landschaftsraum bis in den Siedlungsbereich“ wurden am Beispiel von Praxisprojekten Erfolgskriterien für resiliente und biodiverse Stadtentwicklung vorgestellt. „Mehr-Wert-Lösungen“ wurden aufgezeigt und eine selbstverständliche Integration von Klimaschutz und Biodiversität angeregt.

In den anschließenden Diskussionsrunden wurde sich über die Themen vertieft ausgetauscht und verschiedene Handlungsoptionen Möglichkeiten der Umsetzung vor Ort erörtert.

Die Veranstaltung schloss mit dem Beitrag „Klima- und Artenschutz am Gebäude – Welche Herausforderungen und Lösungen gibt es?“ von Johannes Mayer (Arbeitsgruppe für Tierökologie und Planung GmbH). Mayer plädierte dafür, dass auch auf der Ebene des einzelnen Gebäudes biodiversitätsfördernde Maßnahmen ergriffen werden sollten. Insbesondere im Zusammenhang mit Gebäudeabriss oder Gebäudesanierung käme es zu Habitatverlusten für Fledermäuse, Höhlenbrüter oder Insekten, wenn Spalten und Einfluglöcher geschlossen würden. Da die Sanierungsmaßnahmen genehmigungsfrei seien, wird der Artenschutz oft aus Unkenntnis nicht berücksichtigt.

Wissen erweitern und anwenden

Das Wissen um die Zusammenhänge zwischen Natur- und Klimaschutz sowie Klimaanpassung ist wichtig, damit Klima- und Biodiversitätsschutz beispielsweise bei Dach- und Fassadenbegrünungen, Photovoltaik-Freiflächenanlagen oder Gebäudesanierungen bereits in der Planung bedacht und für die Realisierung in Einklang gebracht werden. Die Beiträge und Diskussionen machten deutlich, dass vielschichtige Maßnahmen mit Mehrwert für Klimaschutz und Biodiversität möglich sind. Noch immer bestehende Wissenslücken bei Bauherren und Planenden sollten geschlossen werden, damit die Umsetzung in der Praxis stattfindet.

Fachkontakt
Dr. Julia Wiehe
Referentin naturverträgliche Solarenergie
julia.wiehe@naturschutz-energiewende.de
T.: +49 30 7673738-26

Wiese mit Kornblume und Mohn
Foto: Palle Knudsen auf Unsplash