Auswirkungen von Solarparken auf bodenbrĂŒtende Offenlandarten

Frage

Welche Auswirkungen haben Solarparke auf die Habitate bodenbrĂŒtender Offenlandvögel bzw. auf die Habitateignung, und wie lassen sich etwaige Funktionsverluste vermindern oder gegebenenfalls kompensieren?

VollstÀndige Antwort

Als bodenbrĂŒtende Offenlandarten bezeichnet man Vogelarten, welche ihren Lebensraum im Offenland, das heißt, einem nicht von Gehölzen dominierten Naturraum, haben, und die ihre Nester oft gut getarnt in niedriger und lichter Vegetation am Boden errichten. Zu ihnen zĂ€hlen in Deutschland beispielsweise Baum- und Wiesenpieper, Braun- und Schwarzkehlchen, DorngrasmĂŒcke, Feldschwirl, Gold- und Grauammer, Hauben-, Heide- und Feldlerche, Kiebitz, Neuntöter, Ortolan, Rebhuhn, Sprosser, Wachtel, Wachtelkönig und Ziegenmelker.

Die Offenlandarten sind im Vergleich zu anderen Brutvögeln in Deutschland insgesamt am stĂ€rksten von BestandsrĂŒckgĂ€ngen betroffen (BfN 2017, S. 8). In der Agrarlandschaft sind die Bestandszahlen von etwa der HĂ€lfte der Offenlandarten zwischen 1980 und 2009 rĂŒcklĂ€ufig, im GrĂŒnland sogar von fĂŒnf von sieben Arten (ebd.). Braunkehlchen, Feldschwirl, Haubenlerche, Kiebitz, Rebhuhn, Sprosser und Wiesenpieper gehören zu den 25 Vogelarten, deren Population in Deutschland zwischen 1992 und 2016 prozentual am meisten abgenommen hat (Gerlach et al. 2019, S. 23). Beim Rebhuhn und beim Kiebitz lagen die BestandsrĂŒckgĂ€nge bei jeweils fast 90 Prozent (ebd., S. 2).

Die folgende Sachstandermittlung zu den Auswirkungen von Solarparken auf bodenbrĂŒtende Offenlandarten basiert auf einer Literaturrecherche, welche vor allem Einzeluntersuchungen berĂŒcksichtigt, da noch keine umfassenden wissenschaftlichen Studien vorliegen.

1. Ergebnisse aus Einzeluntersuchungen

Badelt et al. (2020) haben fĂŒr eine Studie zur „Integration von Solarenergie in die niedersĂ€chsische Energielandschaft“ (kurz INSIDE-Studie) den Wissensstand fĂŒr die 45 nach der Roten Liste der Brutvögel Niedersachsens als gefĂ€hrdet eingestuften Offenland-Vogelarten – darunter auch bodenbrĂŒtende Arten – zusammengetragen.[1] Die Studien wurden danach ausgewertet, ob es fĂŒr die Arten in den untersuchten Solarparken Nachweise fĂŒr die Nutzung als Bruthabitat vorlagen (ebd., S. 47) bzw. diese zur Nahrungssuche genutzt wurden (ebd., S. 48). FĂŒr 17 Arten ohne entsprechende Belege aus Studien wurde eine ExperteneinschĂ€tzung vorgenommen (ebd., S. 49 ff.).[2] Die Ergebnisse fĂŒr die eingangs aufgefĂŒhrten Arten waren, dass in Solarparken:

  • Baumpieper mehrfach als Brutvögel kartiert wurden (ebd., Anhang B, S. 9),
  • Braunkehlchen als Brutvögel in einer Studie lediglich vermutet wurden und in einer weiteren Studie als Nahrungsgast kartiert wurden (ebd., Anhang B, S. 9),
  • Feldlerchen mehrfach als Brutvögel kartiert wurden (ebd., Anhang B, S. 8), wobei sich die Brutdichte im Vergleich zu frĂŒheren Kartierungen bzw. umliegenden FlĂ€chen teilweise vergrĂ¶ĂŸerte und teilweise verkleinerte (ebd., S. 51),
  • Feldschwirle möglicherweise nur außerhalb der Module liegende FlĂ€chen als Bruthabitat und zur Nahrungssuche nutzen können (ebd., S. 51 sowie Anhang B, S. 12),
  • Haubenlerchen möglicherweise nur außerhalb der Module liegende FlĂ€chen als Bruthabitat und diese wahrscheinlich zur Nahrungssuche nutzen können (ebd., S. 51 sowie Anhang B, S. 12),
  • Heidelerchen mehrfach als Brutvögel kartiert wurden (ebd., Anhang B, S. 8),
  • Goldammern mehrfach als Brutvögel und mehrfach bei der Nahrungssuche kartiert wurden (ebd., Anhang B, S. 10),
  • Grauammern nur in einer Studie als Brutvögel kartiert und in einer weiteren vermutet wurden. In einer Untersuchung nahmen sie die FlĂ€che nach dem Bau des Solarparks nicht mehr als Bruthabitat an (ebd., Anhang B, S. 10),
  • Kiebitze nur in einer Studie bei der Nahrungssuche kartiert wurden (ebd., Anhang B., S. 7),
  • Neuntöter nur selten als Brutvögel kartiert wurden bzw. in weiteren Studien Bruten lediglich vermutet werden konnten (ebd., Anhang B, S. 7),
  • Ortolane wahrscheinlich nur außerhalb der Module liegende FlĂ€chen als Bruthabitat und Solarparke wahrscheinlich nur zur Nahrungssuche nutzen können (ebd., S. 51 sowie Anhang B, S. 12),
  • RebhĂŒhner nur selten als Brutvögel kartiert wurden (ebd., Anhang B, S. 6),
  • Sprosser möglicherweise brĂŒten können und die FlĂ€chen auch als Nahrungshabitate dienen können (ebd., S. 51),
  • Wachteln als Brutvögel nur vermutet werden konnten und in einer Untersuchung die FlĂ€che nach dem Bau des Solarparks nicht mehr als Bruthabitat annahmen (ebd., Anhang B, S. 6).
  • Wachtelkönige wahrscheinlich brĂŒten können und die FlĂ€chen auch als Nahrungshabitate dienen können (ebd., S. 50),
  • Wiesenpieper nur als DurchzĂŒgler beobachtet wurden (ebd., S. 51).[3]

Die Studie von Lieder und Lumpe (2011) war eine der in der INSIDE-Studie ausgewerteten Untersuchungen. Die Autoren beobachteten im Rahmen von zehn Begehungen zwischen April und Juli, dass Baumpieper, Feldlerche und Goldammer SolarparkflĂ€chen regelmĂ€ĂŸig besiedelten und die Module als Singwarte, Ansitz, Ruheplatz, zur Revierbewachung oder zum Sonnenbaden nutzten (Lieder und Lumpe 2011, S. 8 f.). Sie urteilten, dass unter und neben den Modulen genĂŒgend FlĂ€chen zur Nahrungssuche und zum Nestbau zur VerfĂŒgung stĂŒnden (ebd.). DorngrasmĂŒcke, Heidelerche, Schwarzkehlchen und Wiesenpieper hĂ€tten sie als gelegentliche Brutvögel beobachtet (ebd., S. 9). FĂŒr den Wachtelkönig könnten sie sich nicht vorstellen, dass dieser einen Solarpark toleriere, da er große FreiflĂ€chen benötige (ebd., S. 11).

Herden et al. (2009), eine ebenfalls in der INSIDE-Studie ausgewertete Studie, stuften nach regelmĂ€ĂŸigen Untersuchungen von drei Solarparken in Bayern (alle zwei Wochen im Sommer und alle vier Wochen im Winter zwischen September 2005 und Juni 2006) extensiv genutzte Solarparke als wertvolle Inseln in der Agrarlandschaft ein, die Feldlerche und Rebhuhn als Brutplatz und Nahrungsbiotop annehmen wĂŒrden (ebd., S. 82). FĂŒr Wachtel, Ortolan und Grauammer vermuten sie ebenfalls eine gute Habitateignung. FĂŒr WiesenbrĂŒterarten, die große störungsfreie OffenlandflĂ€chen als Bruthabitate benötigen (wie z. B. der Kiebitz), sind „Reaktionen auf die ‚Silhouetten‘ der Anlagen [und der UmzĂ€unung] zu erwarten“ und somit vermutlich negativ betroffen sein (ebd., S. 151). Andere Arten wie Wiesenpieper und Braunkehlchen möge dies weniger beeintrĂ€chtigen (ebd., S. 82).

In einer weiteren in der INSIDE-Studie berĂŒcksichtigten Studie untersuchte Raab (2015) fĂŒnf Solarparke in Bayern, darunter auch erneut die drei von Herden et al. (2009) untersuchten Solarparke. In zwei der fĂŒnf Untersuchungsgebiete konnte das Rebhuhn als Brutvogel kartiert werden, in mehreren auch jeweils Neuntöter, Baumpieper, Goldammer, Schafstelze und weitere Arten.

Tröltzsch und Neuling (2013), deren Untersuchungen ebenfalls in der INSIDE-Studie berĂŒcksichtigt wurden, nahmen hingegen bei Revierkartierungen in und um zwei brandenburgische Solarparke zwischen 2009 und 2012 negative Auswirkungen auf Braunkehlchen, Feldschwirl, Grauammer, Haubenlerche, Neuntöter, Rebhuhn, Wiesenpieper und Ziegenmelker wahr, die Wachtel sei sogar ganz verschwunden (ebd., S. 176). Goldammer, SteinschmĂ€tzer und Brachpieper konnten die untersuchten Solarparke als Habitate annehmen, wobei sich hier auch zwischen den Solarparken große Unterschiede zeigten (siehe S. 175, S. 166 bzw. S. 170).

Kelm et al. (2014) vermuteten auf Grundlage vorlĂ€ufiger Ergebnisse des BfN-Vorhabens „Langzeitwirkung von Photovoltaik-FreiflĂ€chenanlagen auf Natur und Landschaft“ sowie zusĂ€tzlich ausgewerteter Monitoringberichte ebenfalls, dass die auftretenden Stör- und Scheuchwirkungen zu Bruthabitatverlusten fĂŒr Rebhuhn, Ortolan, Grauammer und Schafstelze fĂŒhren wĂŒrden. Die ausgewerteten Monitoring-Ergebnisse zeigten weiterhin, dass Feldlerche und Braunkelchen Solarparks als Bruthabitat annehmen. Auch Goldammer, Brachpieper und Heidelerche wurden angetroffen und BluthĂ€nfling, Neuntöter, SteinschmĂ€tzer und Grauammer konnten als NahrungsgĂ€ste beobachtet werden. Dies lasse auf ein hohes Anpassungsvermögen von Vogelarten schließen, die strukturelle Requisiten tolerieren bzw. als Sing- und Ansitzwarte benötigen. (ebd., S. 164 f.)

Untersuchungen von Heindl (2016) zwischen 2009 und 2015 (alle zwei Jahre Brutvogelkartierungen mit jeweils fĂŒnf Begehungen) stellten ebenfalls einen RĂŒckgang der Grauammer und eine positive Entwicklung fĂŒr das Braunkehlchen fest (ebd., S. 304). Ein Teil der Grauammern hĂ€tte zwar in die Umgebung abwandern können, aber insgesamt sei die Individuenzahl gesunken (ebd.). Beim Braunkehlchen wĂ€ren direkt nach dem Bau der Anlage auch viele Individuen in die Umgebung abgewandert, hĂ€tten sich von Jahr zu Jahr aber wieder verstĂ€rkt in der Anlage angesiedelt (ebd.). Die GrĂŒnde fĂŒr den RĂŒckgang der Grauammer sowie die unterschiedliche Reaktion beider Arten seien unbekannt (ebd., S. 307). Die ursprĂŒngliche Vegetationsbedeckung habe sich schnell wieder eingestellt und die Grauammer nutze normalerweise gern höhere Singwarten, wie sie die Solarmodule bieten (ebd.). Eine mögliche ErklĂ€rung sei, dass der Silhouetteneffekt der Anlage von der Grauammer nicht toleriert werde (ebd.).

Bosch & Partner GmbH und RANA – BĂŒro fĂŒr Ökologie und Naturschutz (2015) beobachteten im Solarpark Turnow-Preilack bei sechs Begehungen zwischen MĂ€rz und Juni 2015 Heidelerchen innerhalb der UmzĂ€unung des Solarfeldes und gehen davon aus, dass diese auch im bebauten Bereich brĂŒteten (ebd., S. 53). Die meisten anderen untersuchten Offenlandarten nutzen das Solarfeld selbst nur sehr eingeschrĂ€nkt und hielten sich eher in der Pflege- und Entwicklungszone beziehungsweise der KompensationsflĂ€che auf, welche beide nicht mit Modulen ĂŒberstellt waren (ebd.).

Nach Untersuchungen der F&P Netzwerk Umwelt GmbH (2012) nĂ€hmen Feldlerche und Rebhuhn Solarparke gut als neuen Lebensraum an (ebd., S. 2). Feldlerchen wĂŒrden zwar vor allem im Randbereich jagen, aber im Innenbereich brĂŒten (ebd.).

2. Einordnung und Übertragbarkeit der Untersuchungsergebnisse

Die einzelnen Studien zeigen, dass die Eignung von Solarparken als Habitate fĂŒr bodenbrĂŒtende Offenlandvogelarten unterschiedlich bewertet wird. Es scheint bisher nicht verallgemeinerbar zu sein, ob und unter welchen Bedingungen sich welche Arten ansiedeln. Badelt et al. (2020) vermuten, dass die Gestaltung der Anlage sowie des Umfeldes fĂŒr die HabitatqualitĂ€t entscheidend sind, sehen diesbezĂŒglich jedoch noch weiteren Forschungsbedarf (ebd., S. 47 f.).

FĂŒr eine prinzipielle Eignung von Solarparken als Habitat fĂŒr bodenbrĂŒtenden Offenlandarten spricht, dass zahlreiche GefĂ€hrdungsfaktoren, die fĂŒr diese Arten in der intensiv genutzten Agrarlandschaft bekannt sind, auf SolarparkflĂ€chen nicht oder nur stark eingeschrĂ€nkt wirken. Hierzu gehören:

  • die intensive und hĂ€ufige Bodenbearbeitung wĂ€hrend der Brutsaison, was hĂ€ufig zu Brutverlusten fĂŒhrt und
  • hohe DĂŒngergaben, die zu einem schnellen Aufwuchs der Vegetation und damit zu dunkleren, feuchteren und kĂŒhleren Bedingungen am Boden sowie in der Folge zu einem Absinken der Beutetierarten und -zahlen fĂŒhren. (vgl. Wahl 2014, S. 19)

Auf SolarparkflĂ€chen wird hingegen die Vegetation kurzgehalten, um die Module nicht zu verschatten. Dadurch wird die Sukzession aufgehalten und es können mitunter sogar Standorte mit Offenlandpflanzengesellschaften erhalten oder geschaffen werden, die heutzutage selten geworden sind. In extensiv gepflegten GrĂŒnlandlebensrĂ€umen findet man eine heterogene Vegetationsstruktur vor, so dass die unterschiedlichen AnsprĂŒche der BodenbrĂŒter – von Rohbodenstellen bis hohes Gras – bedient werden können. Hierzu bedarf es allerdings in der Regel eines entsprechenden Gestaltungs- bzw. Pflegekonzeptes und hinreichend nutzbaren (freien) FlĂ€chen innerhalb des Solarparks oder in den Randbereichen.

Durch die EinzĂ€unung können die Nester der BodenbrĂŒter sowohl vor menschlichen Störungen als auch vor grĂ¶ĂŸeren PrĂ€datoren geschĂŒtzt werden. Unter den Solarpaneelen sowie in angrenzenden Hecken und GebĂŒschen können die Vögel zudem Schutz vor Witterung und Feinden finden. Auch das Nahrungsangebot an Pflanzen, Insekten und KleinsĂ€ugern sollte in extensiv gepflegten Solarparken attraktiv sein.

Andererseits können eine enge Anordnung der Module und fehlende FreiflĂ€chen auch dazu fĂŒhren, dass nicht genug freie BodenflĂ€chen zur VerfĂŒgung stehen und sich die Arten nicht ansiedeln. Um den Solarpark selbst als Bruthabitat attraktiv zu machen, sollten die Module daher möglichst weit auseinandergestellt (Peschel et al. 2019, S. 39) beziehungsweise modulfreie TeilflĂ€chen eingeplant werden (Tröltzsch und Neuling 2013, S. 174). Zur Förderung von BodenbrĂŒtern ist die Vegetation kurz zu halten (ebd.). Bei der Pflege ist darauf zu achten, dass der Mahdzeitpunkt so gewĂ€hlt wird, dass die BodenbrĂŒter nicht gefĂ€hrdet werden und die Mahd auf TeilflĂ€chen gestaffelt wird (Lieder und Lumpe 2011, S. 10). Die Mahd sollte außerhalb der Brutzeit erfolgen (ebd.). Auch bei Beweidungskonzepten sind der Beweidungszeitpunkt und die Besatzdichte an die AnsprĂŒche der Offenlandarten anzupassen (Tröltzsch und Neuling 2013, S. 174). Neben einem abgestuften Vegetationsmanagement, zum Beispiel auch mit einer Etablierung von offenen oder kurzrasigen Bodenstellen („Lerchenfenster“), können auch gezielte Strukturanreicherungen (durch Belassung von Materialresten, Neuanlage von Stein-/ Holzhaufen, Erhaltung und Ausbau von Offensandbereichen) oder die Aufwertung von Randbereichen vorgenommen werden (Kelm et al. 2014, S. 165).

Hinsichtlich der Auswirkungen von Solarparks auf bodenbrĂŒtende Offenlandvögel ist letztlich der Ausgangszustand zu betrachten. Erfolgt die Realisierung auf einem vormals intensiv genutzten Ackerstandort ist mit der Schaffung zusĂ€tzlicher HabitatqualitĂ€ten fĂŒr eine Reihe von Offenlandvögeln zu rechnen. Wird ein Vorhaben auf einer bereits fĂŒr OffenlandbrĂŒter wertvollen FlĂ€che realisiert, kann es zu Habitatverlusten kommen (vgl. Demuth et al. 2019, S. 6).

3. Fazit

Insgesamt ist festzustellen, dass der Wissensstand ĂŒber die Auswirkungen von Solarparken auf die Eignung als Brut- und Nahrungshabitat fĂŒr bodenbrĂŒtende Offenlandvogelarten noch gering ist.

Aufgrund der unterschiedlichen HabitatansprĂŒche der Arten ist die Beurteilung der Auswirkungen art- und einzelfallspezifisch vorzunehmen. Zudem ist der Ausgangszustand der VorhabenflĂ€che, die Gestaltung der Anlagen im Einzelfall und die HabitatqualitĂ€t des Umfeldes bei der Beurteilung wesentlich.

Zumindest fĂŒr solche Arten, die keine weitrĂ€umig störungs- und barrierefreien OffenlandflĂ€chen benötigen, scheinen Solarparke als NahrungsflĂ€chen und prinzipiell auch als Bruthabitate (weiterhin) nutzbar zu sein – unter bestimmten Bedingungen offenbar auch fĂŒr das von BestandsrĂŒckgĂ€ngen stark betroffene Rebhuhn.[4] FĂŒr die Eignung als Bruthabitat allgemein scheinen ausreichend große FreiflĂ€chen zwischen den Modulen oder im Randbereich der Anlage eine bedeutende Rolle zu spielen. Insbesondere bei einer Realisierung auf vormals intensiv genutzten AckerflĂ€chen, können fĂŒr strukturtolerante bzw. strukturliebende Arten zusĂ€tzliche Habitate geschaffen werden. Ist im Einzelfall von Minderungen der HabitatqualitĂ€t bzw. von Habitatverlusten auszugehen und lassen sich diese nicht innerhalb der SolarparkflĂ€che ausgleichen, kommen alternativ AusgleichsflĂ€chen (Offenlandbiotope) in der nahen Umgebung in Frage.

Durch systematische Forschung, beispielsweise mit Vorher-Nachher-Untersuchungen auf VorhabenflĂ€chen und ReferenzflĂ€chen mit Ă€hnlicher Vegetationsstruktur könnte der Wissensstand hinsichtlich der Auswirkungen und der Eignung von Solarparken als Brut- und Nahrungshabitate fĂŒr bodenbrĂŒtende Offenlandvogelarten vertieft werden.

Quellen

[1] Weitere 28 Arten, darunter weitere bodenbrĂŒtende Offenlandarten wurden nicht betrachtet, da sie in Niedersachsen entweder als „ungefĂ€hrdet“ oder als bereits „ausgestorben“ gelten und somit Solarparke keine Auswirkungen auf diese Arten haben können.

[2] Detaillierte Informationen zu den von Badelt et al. (2020) ausgewerteten Studien sowie den artspezifischen Nachweisen bzw. EinschÀtzungen finden sich im Anhang B (S. 6 ff.) bzw. C (S. 11 ff.) der Veröffentlichung.

[3] Es ist zu berĂŒcksichtigen, dass die Seltenheit von Arten an sich auch ein Grund dafĂŒr sein kann, dass diese Arten nur selten in Solarparken kartiert werden konnten.

[4] In einem von 2021 bis 2023 laufenden DVL-Verbundprojekt wird das verfĂŒgbare Wissen zur Förderung des Rebhuhns in der Agrarlandschaft zusammengetragen. Dieses könnte zukĂŒnftig auch bei Gestaltungs- und Pflegekonzepten von SolarparkflĂ€chen Eingang finden.


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