Berlin, 19. Mai 2020

KNE-Lesetipp

Wirksamkeit von Vogelschutzmarkern zur Minderung von Kollisionsrisiken

Titel: Liesenjohann et al. (2020): Wirksamkeit von Vogelschutzmarkern. Ein Fachkonventionsvorschlag zur Minderungswirkung an Freileitungen.

Kollisionen mit Freileitungen stellen ein beträchtliches anthropogenes Mortalitätsrisiko für Vögel dar. In die Beurteilung, ob durch eine Freileitung ein signifikant erhöhtes Tötungsrisiko eintritt und somit ein Verbotstatbestand vorliegt, fließen auch Schutzmaßnahmen ein. Im Falle von Freileitungen sind Vogelschutzmarker grundsätzlich geeignet, das Kollisionsrisiko zu vermindern. Allerdings stellt sich hier die Frage, um wieviel das Kollisionsrisiko für die einzelne Art jeweils gesenkt werden kann.

Die Minderungswirkung weist artspezifisch sehr große Unterschiede auf. Liesenjohann et al. (2020) haben im Rahmen des FuE-Vorhabens „Wirksamkeitsanalyse unterschiedlicher Vogelschutzmarker“ des Bundesamtes für Naturschutz einen Fachkonventionsvorschlag zur Verwendung von Vogelschutzmarkern erarbeitet. Es werden Aussagen zur Reduktion des konstellationsspezifischen Risikos (KSR), also der Reduktion der Konfliktschwere im jeweiligen Einzelfall, zu allen planungsrelevanten kollisionsgefährdeten Vogelarten getroffen. Das Konzept des konstellationsspezifischen Risikos geht auf Bernotat & Dierschke (2016) zurück.

Zu diesem Zweck haben die Autoren einschlägige Kollisionsreduktionswerte (in Prozent) aus der Literatur zusammengestellt und deren wissenschaftliche Belastbarkeit bewertet (Evidenzgraduierung). Auf dieser Grundlage werden Referenzarten definiert, für die empirisch ermittelte Ergebnisse vorliegen. Die verfügbaren Minderungswerte für eine Art werden gemittelt und entsprechend der Evidenzgraduierung gewichtet. Der auf diese Weise resultierende Reduktionswert wird einer Stufe der Risikoreduktion zugewiesen. Mittels ökologischer Ähnlichkeitskriterien wird die Markerwirksamkeit auf Vergleichsarten übertragen, für die keine empirisch ermittelten Ergebnisse vorliegen.

Von den 164 bewerteten Vogelarten können Vogelschutzmarker für 27 Arten zu einer sehr hohen Reduktion des konstellationsspezifischen Risikos führen. Bei 39 Arten ist die Reduktionswirkung mittel-hoch, bei den restlichen 98 Arten ist die Reduktionswirkung hingegen gering bis mäßig. Diese Einstufungen bieten eine erste Orientierung für die Bewertung der Minderungswirkung von Vogelschutzmarkern im Einzelfall.

Auch das KNE befasst sich in einem FuE-Vorhaben „Workshopreihe Technische Systeme“ mit der Wirksamkeit von Schutzmaßnahmen (hier: bedarfsgerechte Abschaltung mit Hilfe automatisierter Detektionssysteme) zur Senkung von Kollisionsrisiken. Die Ergebnisse von Liesenjohann et al. (2020) stellen einen interessanten Ansatz zur Abstufung der Wirksamkeit von Schutzmaßnahmen dar. Es wird zu überlegen sein, inwiefern diese Herangehensweise auf die Beurteilung der Wirksamkeit technischer Systeme übertragen werden kann.

Quelle: Liesenjohann, M., Blew, J., Fronczek, S., Reichenbach, M., Bernotat, D. (2020): Wirksamkeit von Vogelschutzmarkern. Ein Fachkonventionsvorschlag zur Minderungswirkung an Freileitungen. NuL 52 (4), S. 184-190.

Link zum Artikel "Wirksamkeit von Vogelschutzmarkern".
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Hier finden Sie die Ergebnisse des FuE-Vorhabens - BfN-Skripten 537:
Liesenjohann, M., Blew, J., Fronczek, S., Reichenbach, M., Bernotat, D. (2019): Artspezifische Wirksamkeiten von Vogelschutzmarkern an Freileitungen. Methodische Grundlagen zur Einstufung der Minderungswirkung durch Vogelschutzmarker – ein Fachkonventionsvorschlag. Bundesamt für Naturschutz (Hrsg.). Abschlussbericht des FuE-Vorhabens „Wirksamkeitsanalyse unterschiedlicher Vogelschutzmarker“. BfN-Skripten 537.

 

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