Berlin, 18. Juli 2018

Über den Tellerrand hinaus: die Energien der Zukunft.

In der neuen kasachischen Hauptstadt Astana, im Herzen Zentralasiens, findet die Weltausstellung Expo 2017 vom 10. Juni bis zum 10. September 2017 statt und damit das erste Mal überhaupt in der Region Zentralasien. Der Einladung von Präsident Nursultan Nasarbajew folgten 55 Länder und einige internationale Organisationen, darunter die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) sowie das Umweltprogramm der Vereinten Nationen. Die Weltausstellung steht unter dem Motto „Future Energy“.

In Zusammenarbeit mit der OSZE wurde vom 10. bis 11. Juli 2017 die Konferenz „Low Carbon Technologies and Renewable Solutions“ im Congress-Center am Expo-Gelände im Süden Astanas abgehalten. Kasachische Vertreterinnen und Vertreter aus der Politik, der Wirtschaft und den Wissenschaften diskutierten unter anderem mit russischen, japanischen, deutschen und amerikanischen Repräsentanten über die Herausforderungen aber auch die Möglichkeiten auf dem Weg zu einem erneuerbaren Zeitalter. Deutlich wurde dabei insbesondere, dass es um das Überwinden teils sehr fundamentaler Hürden geht. So sind etwa in Usbekistan nach wie vor über fünf Prozent der Bevölkerung nicht an das Stromnetz angeschlossen. Sie decken ihren Bedarf an Elektrizität mit Dieselgeneratoren. Ein Projekt der Technischen Universität Hamburg unterstützte den Austausch dieser Dieselgeneratoren durch moderne Photovoltaikanlagen, um eine autonome Versorgung zu ermöglichen und damit einen entscheidenden Beitrag zum Schutz des Klimas zu leisten. Denn viele der bisher nicht ans Stromnetz angeschlossene Regionen werden auch auf absehbare Zeit nicht in den Genuss einer dauerhaften Anbindung kommen, da sich die Investitionen in die Erschließung für die Energieunternehmen nicht lohnen, es sich die betroffenen Menschen selbst nicht leisten können und von der Regierung Usbekistans bisher keine Anstrengung unternommen wurden den Status quo zu beheben, so die Diskutanten.

Streift man durch die Pavillons der einzelnen Länder, so werden zwei Dinge besonders deutlich. Einerseits spielt die Wasserkraft in der weltweiten Perspektive eine durchaus bedeutende Rolle zur Erreichung der Klimaschutzziele. Insbesondere in gebirgigen Ländern wie Tadschikistan werden noch große Potenziale für den Ausbau gesehen.

Im architektonisch besonders eindrucksvollen kugelförmigen Pavillon „Nur Alem“ (aus dem Kasachischen ungefähr mit „Licht der Welt“ zu übersetzen) werden über acht Etagen aus Glas, Stahl und Licht die neuesten Entwicklungsansätze aus dem Bereich der Energieforschung präsentiert. Besonders interessante neue Ansätze waren bei der Windenergie zu beobachten. Einigen davon ist man bereits über den Weg gelaufen, etwa dem Enerkite, einem Drachen, der in zirka 500 Metern Höhe fliegt und dort mittels einer Turbine die in dieser Höhe beträchtlichen Winde erntet. Für die bodennähere Gewinnung von Windstrom fielen zwei neuen Ansätze ohne Flügel auf: Ewicon und Vortex Bladeless. Während das Ewicon noch ziemlich raumgreifend als großes „Fliegengitter“ daherkommt und mittels elektrostatischer Verfahren gerade im städtischen Umfeld zum Einsatz kommen könnte, stellt die spanische Entwicklung von Vortex nur noch einen minimal konisch zulaufenden Mast dar, der mit seiner mittleren Höhe bereits in der nächsten Nähe zu Gebäuden aufgestellt werden kann. Die Form des Masts führt dazu, dass der ihn umwehende Wind diesem in Schwingung versetzt. Das Projekt befindet sich derzeit in der Testphase. Wirkungsgrad und Funktionsweise sollen noch verbessert werden. Durch das Fehlen beweglicher Rotorblätter entstehen wohl keine Risiken für Vögel und Fledermäuse. Insgesamt kann gesagt werden, dass der Entwicklungsdruck gerade bei der Windenergie auf der Weltausstellung sichtbar wurde und der nächste Entwicklungsschritt im rotorlosen Ansätzen steckt. Andere Technologien wir etwa die Nutzung von Algen zur Gewinnung von Bioethanol (z. B. im Einsatz als Gebäudefassaden) oder neue Ansätze zur fischfreundlichen Energiegewinnung an Gebirgsflüssen – indem ein Teil des Wasserstroms abgeschöpft, durch mehrere Rohre in Turbinen geleitet und dann wieder dem Fluss zugeführt wird, ohne dabei den Flussverlauf selbst zu beeinflussen (oberirdisch und weniger landschaftsbildbeeinträchtigend auch unterirdisch denkbar) – erscheinen von einem tatsächlichen Einsatz in der Praxis weiter entfernt.

Die nächste Expo findet 2020 im Emirat Dubai statt. Diese wird unter dem Motto „Connecting Minds, Creating the Future“ stehen. Dort wird die Nachhaltigkeit als eine von drei Leitthemen ebenfalls eine bedeutende Rolle einnehmen.

EXPO 2017 Kasachstan