Dirmingen , 13. September 2019

Bifaciale PV-Freiflächenanlage setzt auf „Win-Win-Win“-Lösung

Dr. Torsten Raynal-Ehrke und Dr. Elke Bruns besuchten eine bifaciale Photovoltaik-Freiflächenanlage im Saarland. Hier hat die Firma Next2Sun 2018 in einem bislang einzigartigen Projekt bifaciale PV-Module auf einer Grünlandfläche von sieben Hektar installiert. Das Besondere hieran ist, dass diese Module auf beiden Seiten mit Solarzellen versehen sind. Sie werden senkrecht in Reihen aufgestellt und in Ost-West-Richtung ausgerichtet. Das Ministerium für Umwelt des Saarlandes hatte zu dem Ortstermin in Dirmingen (Gemeinde Eppelborn) eingeladen, um sich mit dem KNE darüber zu verständigen, welche Probleme und Potenziale in diesem Projekt stecken, und inwieweit die Möglichkeit besteht, das Vorhaben fachwissenschaftlich zu begleiten.

Das Konzept hat den energiewirtschaftlichen Vorteil, Stromerzeugungsspitzen ausgleichen zu können: Die Erzeugungsmaxima treten vormittags und nachmittags auf. Aus landwirtschaftlicher Sicht besteht der Vorteil darin, dass die Module nicht die gesamte Fläche beanspruchen. Die Reihenabstände wurden mit 10 Metern so gewählt, dass eine auch landwirtschaftliche Nutzung (hier: zweimaliger Schnitt zur Heugewinnung) weiterhin möglich ist. Das saarländische Landwirtschaftsministerium setzt sich dafür ein, dass Flächen mit diesem Modultyp angesichts der begrenzten Nutzungseinschränkung EU-agrarförderungsfähig bleiben.

Auch aus naturschutzfachlicher Sicht scheint diese Form der solaren Energieerzeugung Vorteile zu haben: Anlagenbedingte Beeinträchtigungen des Lebensraums sind durch die geringe Überdeckung minimiert. Nach zwei Jahren ist auf dieser Fläche festzustellen, dass sich der Kräuteranteil im Grünland erhöht hat. Es hat sich ein Blühhorizont gebildet, der Heuschrecken und Tagfalter anzieht. Noch zu untersuchen ist unter anderem, inwieweit die Modulreihen eine Barrierewirkung für Insekten und Tagfalter darstellen und ob entstehende Altgrasstreifen die Habitatvielfalt auf der Fläche vergrößern können.

Fazit: Aus Sicht des KNE hat dieses Konzept durchaus das Potenzial für eine Win-Win-Win-Lösung. Energiewirtschaftliche, landwirtschaftliche und naturschutzfachliche Anforderungen können gut unter einen Hut gebracht werden. Wir unterstützen die Idee des saarländischen Umweltministeriums, die Modellhaftigkeit des Konzepts im Rahmen eines Forschungsprojektes zu untersuchen. Vor allem die Ergebnisse eines betriebsbegleitenden Monitorings wären von großem Interesse.

Bifaciale PV-Module der Firma Next2Sun. Bild: Elke Bruns.