Berlin, 22. 11. 2018

Dubai: La Futura 2017 – The Future of Energy

Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) sind bisher vor allem für eines bekannt: Öl. Nach wie vor gehören Abu Dhabi, Adschman, Dubai, Fudschaira, Ra’s al-Chaima, Schardscha und Umm al-Qaiwain zu den weltweit bedeutendsten Öllieferanten. Zusammen besitzen sie die siebtgrößten bekannten Öllagerstätten. Der sagenhafte Reichtum der Emirate – und insbesondere der beiden Städte Abu Dhabi und Dubai – ist dem globalen Verlangen nach dem fossilen Energieträger zu verdanken. Mit den Einnahmen wurden einerseits gigantische, teils skurrile Bauvorhaben umgesetzt; so steht das mit 828 Metern höchste Bauwerk, der Burj Khalifa in Dubai. Außerdem leistet sich die Wüstenstadt am Persischen Golf auch eine Skihalle mit Gondellift und zig großflächige Brunnen, wo das rare Wasser durch die ganzjährig hohen Temperaturen (im Sommer bis zu 50 Grad, im Winter selten unter 30 Grad) stark verdunstet. Ganz zu schweigen von den künstlich aufgeschütteten Palmeninseln mit ihren luxuriösen Villas und Hotels vor der Küste. Andererseits wurden durch die Petrodollars auch soziale Wohltaten in den Monarchien verwirklicht. So erhält jedes frisch verheiratete Paar Grund und Haus vom Staat geschenkt, um sich damit eine Existenz aufzubauen. Sowohl Einheimische als auch Expatriats zahlen zudem (noch) keine Steuern auf ihr Einkommen. Insgesamt ist die Steuerlast in den VAE eine der niedrigsten auf der Welt. Allerdings ist den absolut herrschenden Emiren (aus deren Reihen sie ihren Präsidenten bestimmen, derzeit der Emir von Abu Dhabi) sehr wohl bekannt, dass sich die Einnahmen aus der Ölgewinnung nicht ewig fortführen lassen und der eigene Energieverbrauch zu hoch ist. Deshalb wollen und müssen die Emirate nachhaltiger und ökologischer wirtschaften sowie ihre zukünftigen Einnahmen auf neue ökonomische Füße stellen. Teils werden enorme Anstrengungen unternommen. Jedoch verschwimmen die erreichten Erfolge und die zukunftsweisenden Aussagen der Herrscher oft im nächsten Bauprojekt unvorstellbaren Ausmaßes.

Wie sieht die Energieversorgung der Zukunft aus?

In Dubai trafen sich am 20. und 21. November 2017 rund 200 Zukunftsforscher, Futuristen, Accelerator, Influencer und Entscheidungsträger zur Trendkonferenz La Futura. Auf der jährlich stattfindenden Veranstaltung werden drängende Fragen der zukünftigen Entwicklung von Wirtschaft, Wissenschaft, Gesellschaft und Politik debattiert und kritisch diskutiert. Es werden mehr Fragen gestellt, als Antworten gegeben. Es werden die Fragen gestellt, die unsere Art zu wirtschaften, zu forschen, zu leben und zu regieren fundamental hinterfragen sollen. Alles dem Zweck unterworfen, sich und die Welt für die Zukunft bereit zu machen. Insbesondere die Frage einer klimaverträglichen, ökologischen, ökonomischen und sozialverträglichen Energieversorgung spielt dabei eine zentrale Rolle. Die zunehmende Elektrifizierung unserer Lebens- und Arbeitsumwelt (Smartphone, autonomes Fahren, Internet of Things, künstliche Intelligenz, eBook-Reader, Tablets, Smart Home) benötigen Strom, um zu funktionieren und führen dazu, dass trotz Effizienzsteigerungen in den unterschiedlichen Technologieformen ein globaler Zubau an Kraftwerkskapazitäten zwingend erforderlich ist. Gerade die Entwicklungs- und Schwellenländer (allen voran China und Indien) durchlaufen die Evolution der Elektrifizierung mit einer hohen Geschwindigkeit und in großen Schritten und überholen die Industriestaaten inzwischen in vielen Bereichen (so kann man zum Beispiel auf dem Flohmarkt in Mumbai bereits mit Kreditkarte oder Smartphone seinen Einkauf bezahlen). Die bedeutendste Frage einer zukünftigen Energieversorgung wird nicht sein, welche Technologien für die Erzeugung gebraucht werden und welche Technologien die erzeugte Energie wieder verbrauchen und wie diese beiden Technologien in Umwelt und Gesellschaft eingebettet werden, denn technologisch wird quasi alles möglich sein. Die eigentliche Frage wird sein, wie wir entscheiden, welche Technologien nicht zur Anwendung kommen sollen, weil es nicht ethisch, nicht umweltverträglich oder nicht gerecht ist, sie einzusetzen. Wer soll diese Frage wie entscheiden?

Zu sehen war, dass Trend- und Zukunftsforscher vor allem den Blick auf den Endkunden richten. Seine Möglichkeiten scheinen durch vernetzte Technologien ins schier Unermessliche gesteigert werden zu können. Was in den Debatten deutlich wurde ist, dass der Blick zum Produzenten und zur Erzeugung dieser benötigten Strommengen mit teils lapidaren Antworten abgetan werden. Es sei schon lösbar, wenn man der Technik und dem technologischen Fortschritt vertraue. Von kostenloser und überall verfügbarer Energie als endloser Ressource wurde gesprochen. Schlafwandlerische Argumente verbunden mit einer tiefen Technologiegläubigkeit malten das Bild der Konferenzteilnehmer. Vor allem unter den jüngeren Diskutanten wurden aber auch mahnende Worte an das Auditorium gerichtet, dass die große Zahl an global zu beobachtenden Konfliktlagen dringend auch in der Betrachtung der Erzeugung von Strom und der Verteilung liegen müssen. Besonders offen für solche Argumente zeigte sich die Dubai Energy and Water Agency (DEWA), die als offizielle Einrichtung des emiratischen Wirtschaftsministeriums ähnliche Befugnisse vertritt wie in Deutschland die Bundesnetzagentur. Die DEWA war einer der Sponsoren der Konferenz und damit sehr an den Inhalten und Lösungsansätzen interessiert.

Die nächste La Futura findet vom 23. bis 25. Oktober 2018 in Shanghai statt.