13.12.2024

Naturbewusstsein 2023: Der Waschbär ist Verlierer

BMUV und BfN (Hrsg.) (2024): Naturbewusstsein 2023 – Bevölkerungsumfrage zu Natur und biologischer Vielfalt

In erfreulicher und gebotener zweijähriger Regelmäßigkeit lassen das Bundesumweltministerium (BMUV) und das Bundesamt für Naturschutz (BfN) das Bewusstsein – also die Überzeugungen, die Wahrnehmungen und das Wissen – der Bevölkerung zu Natur, Naturschutz und biologischer Vielfalt erheben. Nun wurde die achte Studie „Naturbewusstsein 2023“, erarbeitet unter der Leitung des SINUS-Instituts, vorgelegt.

Die Ergebnisse lassen nicht nur Rückschlüsse zu, wo unsere Gesellschaft bewusstseinsmäßig beim Schutz von Natur und biologischer Vielfalt steht, sondern auch, wie wir handeln müssen, um unsere Lebensbedingungen für heute lebende Menschen und künftige Generationen zu erhalten.

Abgehandelt wird die ganze Welt der Mensch-Natur-Beziehung: planetare Grenzen, Klimaschutz, Wiederherstellung der Ökosysteme, Wasser, Energiewende, Gentechnik und vieles mehr. Um Ihr Leseinteresse zu wecken seien zwei Beispiele genannt:

Erstes Beispiel: Die Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt (NBS) sieht vor, dass auf der Landesfläche Deutschlands mindestens zwei Prozent die Natur sich nach ihren eigenen Gesetzmäßigkeiten entwickeln soll – gemeinhin Wildnis genannt. Der Anteil derjenigen, die sich mehr ‚zügellose‘ Natur wünschen, hat deutlich zugenommen. 61 Prozent wollen mehr davon (2013 waren es 42 Prozent), 24 Prozent sind es zufrieden mit der Wildnis und nur zwei Prozent plädieren für weniger davon. Fast dass man sagen würde „natürlich ist das so“: Mehr unberührte Natur wünscht sich vor allem die Gruppe der 18-29-Jährigen (70 %), während die der Über-65-Jährigen sich großteils nicht sooo sehr dafür begeistern kann (49 Prozent). Die Einstellungen werden selbstverständlich auch noch nach weiteren Indikatoren (Milieuzugehörigkeit, Geschlecht, Haushaltsnettoeinkommen) analysiert.

Zweites Beispiel: Um biologische Vielfalt wiederherzustellen, bemüht sich Artenschutzpolitik auch um die Wiederverbreitung von Wildtieren in Deutschland. Was hält die Bevölkerung hier vom Wolf, was vom Waschbären, was von Luchs, Wildkatze, Fischotter und Biber? Spoiler: Die meisten Sympathien konnte der Luchs gewinnen, während der Waschbär sich noch hinter dem konstant weniger beliebten Wolf einreihen muss. Was die Autorinnen und Autoren allerdings positiv bewerten – also das mit dem Waschbären.

Wer sich für sozialwissenschaftliche Untersuchungen interessiert, findet in der Naturbewusstseinsstudie 2023 ein bemerkenswertes Kompendium mit äußerst wertvollen Hinweisen für Politik, Ehrenamt, Bildung und Medien, das einen durchaus in den Bann zu ziehen weiß.

Quelle: BMUV und BfN (Hrsg.) (2024): Naturbewusstsein 2023 – Bevölkerungsumfrage zu Natur und biologischer Vielfalt. Konzept und Projektbearbeitung SINUS-Institut. 136 S.