Frage
Wie viele Windenergieanlagen und wie viele PV-FreiflÀchenanlagen stehen in Deutschland in FFH-Gebieten und in EuropÀischen Vogelschutzgebieten und wie ist die Verteilung auf die BundeslÀnder?
VollstÀndige Antwort
Um diese Frage zu beantworten, haben wir die Internetseite âEE-Monitor â Monitoring fĂŒr eine naturvertrĂ€gliche Energiewendeâ ausgewertet. Diese wurde im Rahmen eines vom BfN geförderten Forschungsvorhabens (vgl. ThrĂ€n et al. 2020) erarbeitet und wird seitdem durch das Helmholtz-Zentrum fĂŒr Umweltforschung (UFZ) weiter betreut.
Neben einem WebGIS, in dem konkrete Anlagenstandorte von Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien (kurz: EE-Anlagen) kartografisch dargestellt sind, können die hinterlegten Anlagen-Daten auch mit weiteren hinterlegten Naturschutzdaten verschnitten und in entsprechenden Ergebnisseiten dargestellt werden. Diese technologiespezifischen âKennzahlen-Datenâ können auf Bundesebene oder lĂ€nderspezifisch, teilweise sogar fĂŒr einzelne Regionen angezeigt werden. Dabei lassen sich die dargestellten Informationen zum Teil auch noch weiter eingrenzen und ermöglichen somit detailliertere Analysen der Entwicklung des Ausbaus von EE-Anlagen seit 1990.
Eine Kennzahl fĂŒr die Windenergie ist die âAnzahl von Windenergieanlagen in Schutzgebietenâ, wobei auch einzelne Schutzgebietskategorien auswĂ€hlbar sind. Sowohl die Daten zu den Windenergieanlagen (WEA) als auch die fĂŒr die Schutzgebiete sind von 2022, eine Auswertung und chronologische Darstellung der Anlagenzahlen erfolgt jedoch bislang nur bis einschlieĂlich 2020.[1] Demnach lagen zu diesem Zeitpunkt bundesweit 90 Standorte von Windenergieanlagen (WEA) in FFH-Gebieten und 471 Standorte innerhalb von Vogelschutzgebieten.
FĂŒr die Solarenergie bzw. hier spezifisch Photovoltaik-FreiflĂ€chenanlagen (PV-FFA) findet sich keine anlagenbezogene, sondern eine flĂ€chenbezogene Auswertung. Die Kennzahl heiĂt dementsprechend âFlĂ€che von Photovoltaik-FreiflĂ€chenanlagen in Schutzgebietenâ. Die Datenbasis stammt auch hier von 2022 und auch hier erfolgt die Auswertung und Darstellung bis einschlieĂlich 2020. Demnach waren im Jahr 2020 PV-FFA mit bundesweit insgesamt 56 Hektar innerhalb von FFH-Gebieten und 471 Hektar innerhalb von Vogelschutzgebieten in Betrieb.
Teilweise ĂŒberlagern sich Schutzgebietskategorien rĂ€umlich. So kann beispielsweise ein FFH-Gebiet komplett identisch oder aber teilweise als Vogelschutzgebiet ausgewiesen sein[2]. Eine Aufsummierung der errichteten Anlagenzahlen (WEA) bzw. FlĂ€chen (PV-FFA) ist nicht möglich, weil Anlagen(-flĂ€chen) sonst zumindest teilweise doppelt gezĂ€hlt wĂŒrden. Dies gilt sowohl fĂŒr die obigen Zahlen auf Bundesebene als auch fĂŒr die Zahlen auf LĂ€nderebene, die nachfolgend tabellarisch aufgefĂŒhrt und erlĂ€utert werden sollen.
Windenergieanlagen in FFH- und Vogelschutzgebieten
Von den im Jahr 2020 im EE-Monitor verzeichneten bundesweit 28.201 WEA in Deutschland lagen umgerechnet (nur) 0,3 Prozent innerhalb von FFH-Gebieten und 1,6 Prozent in Vogelschutzgebieten.
Die meisten WEA in FFH- bzw. Vogelschutzgebieten standen im Bundesvergleich in Hessen, Brandenburg, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Niedersachsen. Im Saarland und ThĂŒringen sowie den Stadtstaaten Berlin und Hamburg waren in diesen Schutzgebietskategorien keine WEA registriert.
Tabelle 1: Ăbersicht der Anzahl der Standorte von Windenergieanlagen in FFH- und Vogelschutzgebieten (Datenquelle: âEE-Monitor â Monitoring fĂŒr eine naturvertrĂ€gliche Energiewendeâ mit Datenstand von 2020)
Bundesland | Anzahl WEA-Standorte in FFH-Gebieten | Anzahl WEA-Standorte in Vogelschutzgebieten |
Baden-WĂŒrttemberg | 5 | 19 |
Bayern | 0 | 1 |
Brandenburg | 15 | 87 |
Bremen | 4 | 8 |
Hessen | 25 | 139 |
Mecklenburg-Vorpommern | 12 | 9 |
Niedersachsen | 2 | 61 |
Nordrhein-Westfalen | 1 | 72 |
Rheinland-Pfalz | 23 | 68 |
Sachsen | 2 | 5 |
Sachsen-Anhalt | 0 | 2 |
Schleswig-Holstein | 1 | 0 |
 | Summe: 90 | Summe: 471 |
FlÀche an PV-FreiflÀchenanlagen in FFH- und Vogelschutzgebieten
Bezogen auf die GesamtflĂ€che an PV-FFA in Deutschland â nach BfN (online) etwa 32.000 Hektar â lagen umgerechnet nur 0,002 Prozent der Solarpark-FlĂ€chen innerhalb von FFH-Gebieten bzw. lediglich 0,01 Prozent auf FlĂ€chen, die 2020 als Vogelschutzgebiete ausgewiesen waren.
Nur in wenigen BundeslĂ€ndern liegen bislang PV-FFA auf FFH-GebietsflĂ€chen und dies nur in vergleichsweise kleinem FlĂ€chenumfang. Die gröĂte PV-FFA findet sich in einem Vogelschutzgebiet in Bayern. Auch in Vogelschutzgebieten finden sich PV-FFA in bislang nur geringem Umfang. Die gröĂte FlĂ€chenangabe aus Brandenburg stammt beispielweise aus einem einzigen GroĂprojekt, wo der Solarpark âTurnow-Preilack“ im Vogelschutzgebiet âSpreewald und Lieberose EndmorĂ€neâ in Brandenburg errichtet wurde. Er wurde auf einem mit Kampfmitteln belasteten ehemaligen TruppenĂŒbungsgelĂ€nde errichtet. Neben der KampfmittelberĂ€umung wurden vom VorhabentrĂ€ger umfangreiche KompensationsmaĂnahmen innerhalb der ParkflĂ€che umgesetzt und die naturschutzbezogene Entwicklung der SolarparkflĂ€chen durch ein langjĂ€hriges naturschutzfachliches Monitoring begleitet (vgl. KNE 2016).
Tabelle 2: Ăbersicht der Anzahl der Standorte von PV-FreiflĂ€chenanlagen in FFH- und Vogelschutzgebieten (Datenquelle (gerundet): âEE-Monitor â Monitoring fĂŒr eine naturvertrĂ€gliche Energiewendeâ mit Datenstand von 2020)
Bundesland | FlÀche [ha] von PV-FFA in FFH-Gebieten | FlÀche [ha] von PV-FFA in Vogelschutzgebieten |
Baden-WĂŒrttemberg | 8 | 36 |
Bayern | 30 | 42 |
Brandenburg | 0 | 193 |
Hessen | 0 | 10 |
Mecklenburg-Vorpommern | 0 | 63 |
Niedersachsen | 1 | 7 |
Nordrhein-Westfalen | 0 | 3 |
Rheinland-Pfalz | 17 | 16 |
 | Summe: 56 | Summe: 370 |
Quellen
[1] Eine Aktualisierung der Anlagenzahlen ist bis zum Ende des dritten Quartals 2024 geplant.
[2] FFH-Gebiete umfassten 2020 insgesamt 9,3% der terrestrischen LandesflĂ€che Deutschlands, Vogelschutzgebiete umfassten 11,3% (Bundesamt fĂŒr Naturschutz, online).
BfN â Bundesamt fĂŒr Naturschutz (2024): FFH-Gebietsmeldung â Historie. Chronologischer Ablauf der Gebietsmeldungen Deutschlands an die Kommission. Link zur Internetseite (letzter Zugriff: 10.04.2024).
KNE â Kompetenzzentrum Naturschutz und Energiewende (2016): Anfrage Nr. 60 zur naturschutzfachlichen EinschĂ€tzung von PV-FreiflĂ€chenanlagen auf WaldflĂ€chen. Berlin. Link zur Internetseite (letzter Zugriff: 10.04.2024).
ThrĂ€n, D., Bunzel, K., Bovet, J., Eichhorn, M., Hennig, C., Keuneke, R., Kinast, P., Klenke, R., Lorenz, C., Majer, S., Manske, D., Massmann, E., Oehmichen, G., Peters, W., Reichmuth, M., Sachs, M.S., Scheftelowitz, M., Schinkel, B., Schiffler, A. et al. (2020): Naturschutzfachliches Monitoring des Ausbaus der erneuerbaren Energien im Strombereich und Entwicklung von Instrumenten zur Verminderung der BeeintrĂ€chtigung von Natur und Landschaft (âEE-Monitorâ). BfN-Skripten 562. BfN â Bundesamt fĂŒr Naturschutz (Hrsg.). Bonn â Bad Godesberg. 317 S. Link zum Dokument (letzter Zugriff: 10.04.2024)