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Veröffentlicht
8.08.2018
Schlagworte
  • Horstschutz

Frage

Wann ist ein Horst eine schützenswerte Fortpflanzungsstätte nach BNatSchG?

 

 

!Antwort

Gemäß § 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG ist es verboten Fortpflanzungs- oder Ruhestätten der wild lebenden Tiere der besonders geschützten Arten aus der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören. Der Horst fällt als Lokalität, die zur Reproduktion genutzt wird, unter den Schutz dieser Vorschrift (vgl. Gellermann in: Landmann und Rohmer (2017), § 44, Rn. 15).

Der Niststättenschutz gilt für Fortpflanzungs- und Ruhestätten, die tatsächlich in dieser Funktion genutzt werden. Er erstreckt sich auch auf die Zeiten der Abwesenheit der Tiere (BVerwG, Urteil vom 06.11.2013 − 9 A 14/12 Rn. 114). Der Schutz kann daher auch nach Verlassen der Fortpflanzungsstätte weiter bestehen, wenn eine regelmäßige Wiedernutzung erfolgt (VGH Kassel, Urteil vom 21.02.2008 – 4 N 869/07). Die unmittelbare bzw. dauerhafte Anwesenheit der Bewohner ist nicht ausschlaggebend (vgl. VG Potsdam, Urteil vom 18.02.2002, 4 L 648/01, NuR 2002, S. 567). Der Schutz endet erst mit der endgültigen Aufgabe der Stätten durch die Tiere (vgl. BVerwG, Urteil vom 18.01.2009 - 9 A 39/07 = NVwZ 2010, 44 Rn. 75).

Macht sich ein neuer Vogel einen bereits bestehenden Horst zu eigen, ist diese Fortpflanzungsstätte wiederum geschützt, da der Individuenbezug (Lau in: Frenz und Müggenborg 2016, § 44 Rn. 21) durch die Besetzung hergestellt wird.

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Literaturverzeichnis

Frenz, W., Müggenborg, H.-J. (2016): BNatSchG - Bundesnaturschutzgesetz. Erich Schmidt Verlag, Berlin. 1392 S.

Landmann, R., Rohmer, G. (2017), Umweltrecht, BNatSchG, 85. Ergänzungslieferung.

Gerichtliche Entscheidungen


BVerwG, Urteil vom 18.01.2009 - 9 A 39/07.

BVerwG, Urteil vom 06.11.2013 − 9 A 14/12.

VG Potsdam, Urteil vom 18.02.2002, 4 L 648/01.

VGH Kassel, Urteil vom 21.02.2008 – 4 N 869/07.