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Veröffentlicht
30.08.2018
Schlagworte
  • Vögel
  • Windenergie

Frage

Welchen Kenntnisstand gibt es zu den Auswirkungen der Windenergie auf Vogelbestände?

!Antwort

Die Auswirkungen von Windenergieanlagen (WEA) auf Vogelbestände sind bisher nicht umfassend fachwissenschaftlich untersucht. Insbesondere die Frage, wie viele Vögel mit WEA kollidieren und wie sich das auf die Bestandsentwicklung auswirkt, kann daher nach wie vor nicht sicher beantwortet werden.

Zum einen sind die Methoden, mit denen das ermittelt werden könnte (z. B. Schlagopfersuchen) sehr aufwendig und beinhalten überdies Ungenauigkeiten. Zum anderen gibt es neben den WEA weitere Faktoren, die die Bestandsentwicklung von Vögeln beeinflussen – hierzu gehören neben anderen Kollisionsursachen (z. B. im Straßenverkehr und an Gebäuden) auch der erhebliche Einfluss der Land- und Forstwirtschaft auf die Verfügbarkeit von Bruthabitaten und Nahrungsflächen[1]

Da die Frage, wie viele Vögel an WEA verunglücken, essenziell für die Beurteilung der artenschutzrechtlichen Zulässigkeit ist, wurde vor wenigen Jahren hierzu ein Forschungsvorhaben des BMWI realisiert. Ein Fokus des Projektes war die Ermittlung von Kollisionsraten von Vögeln an WEA und deren Einfluss auf den Bestand einzelner besonders windenergiesensibler Arten. Die Ergebnisse wurden unter dem Titel „PROGRESS-Studie“ (Grünkorn et al. 2016) veröffentlicht und diskutiert.

Zu den zentralen Ergebnissen des Projektes hat das KNE einen zusammenfassenden Studiensteckbrief (KNE 2017)  veröffentlicht. Ein Ergebnis des Forschungsprojektes war es, dass die Zahl damals in Betrieb befindlicher WEA für den Mäusebussard regional zu negativen Auswirkungen auf die Population führen könnte. Für den Rotmilanbestand seien negative Auswirkungen bei einem weiteren WEA-Ausbau möglich (ebd. S. 6). Bei der Interpretation der Studienergebnisse ist allerdings zu berücksichtigen, dass die Untersuchungen nur an Windparks in Norddeutschland (Offenland) durchgeführt wurden und somit eine Verallgemeinerung bzw. die Ableitung eines bundesweiten Trends aus fachwissenschaftlicher Sicht nicht möglich sei. Nach wie vor haben wir also keine gesicherten Daten darüber, wie sich die Effekte – unter Einbeziehung der waldreichen Mittelgebirgslagen – bundesweit darstellen würden.

Ergänzende detailliertere Informationen zur Bestandsentwicklung des Rotmilans und der Windenergie sind in der Antwort des KNE auf eine entsprechende Anfrage vom 9. Dezember 2016 (KNE 2016).

[1] Einen umfassenden Überblick über die einzelnen Faktoren und ihre Relevanz für den Bestandserhalt am Beispiel des Rotmilans bietet das Artenhilfsprogramm Sachsen-Anhalt (Mammen et al. 2014).

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Literaturverzeichnis

Grünkorn, T., Blew, J., Coppack, T., Krüger, O., Nehls, G., Potiek, A., Reichenbach, M., von Rönn, J., Timmermann, H., Weitekamp, S. (2016): Ermittlung der Kollisionsraten von (Greif-)Vögeln und Schaffung planungsbezogener Grundlagen für die Prognose und Bewertung des Kollisionsrisi-kos durch Windenergieanlagen (PROGRESS). Abschlussbericht. 338 S. Link zum Dokument (letzter Zugriff: 27.08.2018).

KNE (2016): Antwort auf die Anfrage zum Thema Bestandsentwicklung des Rotmilans und der Windenergie. Fragen-und-Antworten-Archiv. Link zum Dokument (letzter Zugriff: 27.08.2018).

KNE (2017): Studien-Steckbrief „Validierung von Methoden zur Bewertung von Vogelkollisionen“ –Die „PROGRESS-Studie“ (Grünkorn et al. 2016). Link zum Dokument (letzter Zugriff: 27.08.2018).

Mammen, U., Nicolai, B., Böhner, J., Mammen, K., Wehrmann, J., Fischer, S., Dornbusch, G. (2014): Artenhilfsprogramm Rotmilan des Landes Sachsen-Anhalt. Berichte des Landesamtes für Um-weltschutz Sachsen-Anhalt 5. Halle. 163 S. Link zum Dokument (letzter Zugriff: 27.08.2018).