Solarenergie und Naturschutz – Ergebnisse und Erkenntnisse aus dem FuE-Projekt SuN-divers
Auf zwei digitalen Abschlussveranstaltungen zog das Team des FuE-Projekts „SuN-divers“ Bilanz aus eineinhalb Jahren Forschung und Netzwerkarbeit. Ein wichtiges Ergebnis des Forschungs- und Entwicklungsvorhabens, das im März 2025 endet, ist der Start der Online-Wissensplattform „Mehr Natur im Solarpark“.
Das im Oktober 2023 am KNE gestartete Forschungs- und Entwicklungsvorhaben „Solarenergie und Naturschutz: Mehr Biodiversität in Solarparks umsetzen“ (kurz SuN-divers) ist auf der Zielgeraden. Auf zwei Abschlussveranstaltungen stellten die Mitarbeitenden des Projekts rund 400 Teilnehmenden aus Behörden, Planungsbüros, Naturschutzverbänden und Energieagenturen Ziele und Ergebnisse des vom Bundesamt für Naturschutz geförderten Vorhabens vor. Ziel des Projektes ist es, Belange des Naturschutzes beim Ausbau von Solarenergie zu stärken und den Wissenstransfer in die Planungspraxis zu fördern.
Biodiversitäts-Solarparks sollen Standard werden
„Nach der Photovoltaikstrategie des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz aus dem Jahr 2023 sollen Biodiversitäts-Solarparks ab 2035 Standard sein“, erklärte Projektleiterin Dr. Julia Wiehe auf der Veranstaltung. Aber wie sieht so ein artenreicher, die Biodiversität fördernder Solarpark überhaupt aus? „Dazu gibt es immer noch starke Wissensdefizite“, betonte Wiehe und stellte vor, was solche Anlagen auszeichnet: Besonnte Flächen, auf denen sich eine vielfältige Vegetation entwickelt, Zäune, die durchlässig für kleine und große Tiere sind, zusätzliche Biotope wie Stein- und Totholzhaufen, Nisthilfen für Vögel und eine naturschonende Mahd oder Beweidung. All diese und weitere Maßnahmen können dazu beitragen, dass ein Solarpark zum Lebensraum wird.
Wissensplattform unterstĂĽtzt kommunales Handeln
Kommunale Akteure können an vielen Stellen im Planungsprozess Einfluss auf den Bau naturverträglicher Solaranlagen nehmen. Zu den wichtigsten Ergebnissen von „SuN-divers“ gehört die Wissensplattform „Mehr Natur im Solarpark – Schritt fĂĽr Schritt“, die zur Veranstaltung am 28. Januar veröffentlicht wurde. Das digitale Angebot fĂĽhrt Schritt fĂĽr Schritt durch den Planungsprozess eines Solarparks und stellt die zu jedem Schritt passenden naturschutzfachlichen Instrumente vor. Von der ersten Standortanalyse bis zum Betrieb der Anlage finden die Nutzenden hier wertvolle Informationen, um schon bei der Planung von PV-Freiflächenanlagen die richtigen Weichen fĂĽr den Arten- und Naturschutz zu stellen.
In einem Rückblick auf 18 Monate Projektzeit stellte Julia Wiehe weitere wichtige Ergebnisse vor: Es gab zahlreiche digitale Workshops und Fachgespräche, ein im Rahmen des Projektes erstelltes Fachgutachten und Exkursionen zu guten Praxisbeispielen aus ganz Deutschland. Aus dem engen Austausch mit Kommunen, Verbänden und Fachleuten entstanden neue Netzwerke, die das Anliegen für mehr Naturschutz beim Ausbau der Solarkraft auch nach Projektschluss weiter vorantreiben werden.
Perspektiven aus Praxis und Forschung
Über Chancen, Herausforderungen und die konkrete Gestaltung biodiversitätsfördernder Solarparks aus Sicht der Praxis und der Forschung berichteten Gastreferentinnen und -referenten auf beiden Abschlussveranstaltungen. So stellte Timur Hauck, Teamleiter Natur- und Artenschutz des Energieversorgers EnBW, zwei Solarparks seines Unternehmens vor, in denen durch freiwillige Maßnahmen wie Wildtierkorridore oder Habitate für Zauneidechsen nicht nur mehr Natur Einzug hält, sondern möglicherweise auch die Akzeptanz vor Ort steigt.
Die Wissenschaftlerin Sandra Dullau von der Hochschule Anhalt erklärte, wie die optimale Begrünung eines Solarparks erfolgt und warum dafür individuelle, an den Standort angepasste Saatgutmischungen verwendet werden sollten. Ihre Forschungsdaten zeigten auch, dass Tagfalter von höheren Abständen zwischen den Modulreihen profitieren. Und schließlich stellte Andreas Engl von der regionalwerke Bayern GmbH die nach seinen Worten „umweltfreundlichste Solaranlage Bayerns“ vor. Auf der Fläche sind bisher mehr als 550 Tier- und Pflanzenarten dokumentiert.
Weiterer Austausch und Vernetzung
„Es gibt keine Standardlösung für den naturverträglichen Solarpark“, sagte Julia Wiehe abschließend. Je nach Standort, Größe oder Bedingungen vor Ort könnten unterschiedliche Lösungen zielführend sein. In jedem Fall gelte aber: „Naturverträgliche Solarparks brauchen gute Kooperationen aller Akteure vor Ort.“ Dann könne das bereitgestellte Fachwissen besonders erfolgreich genutzt und Solarparks langfristig zu Lebensräumen werden. Auch nach dem Projektende wird es dazu weitere Vernetzungen auf kommunaler Ebene und einen intensiven Austausch über gute Praxisbeispiele geben.
FuE-Projekt Solarenergie und Naturschutz: Mehr Biodiversität in Solarparks umsetzen
Wissensplattform Mehr Natur im Solarpark – Schritt für Schritt
Fachgutachten Möglichkeiten und Grenzen des artenschutzrechtlichen Ausgleichs in Solarparks
Das Projekt „SuN-divers“ wird gefördert durch das BfN mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz.