14.02.2025

So geht Artenschutz im Solarpark

Wie können Solarparks naturverträglich gestaltet und gepflegt werden? Über diese Fragen sprach Dr. Julia Thiele, Fachreferentin für naturverträgliche Solarenergie am KNE am 12. Februar 2025 auf der Fachberatertagung „Naturschutz im Ökolandbau“ in Loheland bei Fulda. Auf der einmal jährlich stattfindenden Tagung treffen sich Fachberaterinnen und Fachberater, um aktuelle Themen und Fragestellungen der Branche zu diskutieren.

Die Einladung zum Impulsvortrag zeigt: Der naturverträgliche Ausbau der Solarenergie ist ein hochaktuelles Thema und bewegt viele verschiedene Akteure. Warum das so ist, machte Dr. Julia Thiele den rund 30 Tagungsteilnehmerinnen und -teilnehmern aus acht Bundesländern gleich zu Beginn ihres Vortrags deutlich: Für den Ausbau nach der EEG-Zielsetzung werden bis zum Jahr 2040 schätzungsweise 150.000 bis knapp 200.000 Hektar Fläche benötigt. Auch auf einigen bisher landwirtschaftlich genutzten Flächen wird es zukünftig Solarparks geben. Die Beraterinnen und Berater für Naturschutzmaßnahmen in der Landwirtschaft haben dazu vielfältige Fragen und wünschen sich Informationen.

Forschung muss intensiviert werden

Wie sich die entstehenden Solarparks auf die Biodiversität auswirken, erklärte Dr. Julia Thiele am Beispiel von Insekten, Fledermäusen, Greifvögeln oder der Flora. „Allerdings“, betonte die Expertin, „sind die Forschungsdaten dazu noch lückenhaft. Einzelne Studienergebnisse können nicht pauschal verallgemeinert werden.“

Dennoch gebe es bereits wichtige Erkenntnisse darüber, wie Solarparks gestaltet und gepflegt werden sollten, um verschiedenen und auch seltenen Arten einen Lebensraum zu bieten. Damit die umzäunten Anlagen nicht zur Barriere für große und kleine Säugetiere werden, müssten Zäune durchlässig gestaltet und Wildkorridore integriert werden. Ein ausreichend hoher Abstand zwischen den Modulreihen von mindestens 3,5 bis fünf Metern fördere eine vielfältige Vegetation und die Insektenwelt. Zusätzliche Habitate wie Steinhaufen, Hecken, Feuchtbiotope, offene Bodenstellen oder spezielle Nisthilfen böten Lebensraum für Amphibien, Reptilien oder Vögel.

Kommunen können entscheiden

Die Gemeinde besitzt meist die Planungshoheit über zukünftige Anlagen und kann Einfluss darauf nehmen, wie diese gestaltet werden. Die Eingriffsregelung ist dabei das wichtigste Instrument des flächendeckenden Naturschutzes, erklärte Dr. Julia Thiele und wies die Zuhörenden auf ein dazu passendes, digitales Angebot des KNE hin: Was Kommunen und andere beteiligte Akteure bei der Bauleitplanung alles beachten sollten und welche Instrumente an welcher Stelle zum Einsatz kommen können, stellt die neue KNE-Wissensplattform „Mehr Natur im Solarpark – Schritt für Schritt“ übersichtlich und praxisnah vor.

Bei einer naturverträglichen Planung wird auch der Bau der Anlage mitgedacht: Eine ökologische Baubegleitung sorgt dafür, dass Brut- und Wanderzeiten berücksichtigt und störungsarme Fahrzeuge eingesetzt werden. Das schont die Tier- und Pflanzenwelt. Und schließlich entscheiden auch die Ausgestaltung und eine adäquate Pflege darüber, ob sich ein artenreiches Grünland auf der Solarparkfläche etablieren kann.

Diskussionsbedarf zu Standorten, Gestaltung und Pflege

Mit vielen Fragen zur Planung und Umsetzung naturverträglicher Solarparks wandten sich die Teilnehmenden während und nach dem Vortrag an die Referentin. Wo liegen, gerade auf ertragsschwächeren Standorten, Konfliktpotenziale mit dem Artenschutz? Welche finanziellen Anreize könnten naturverträgliche Solarparks fördern? Was ist Agri-Photovoltaik und wie können dabei biodiversitätsfördernde Maßnahmen umgesetzt werden? „Auch der Wunsch nach einem Realitätscheck im Konfliktfeld von Wirtschaftlichkeit und biodiversitätsfördernden Maßnahmen ist groß“, betont Dr. Julia Thiele. „Es ist wichtig, immer wieder vorzustellen, wie die Energiewende naturverträglich gestaltet werden kann. Denn das ist nicht immer bekannt.“

Die Fachberatertagung „Naturschutz im Ökolandbau“ wurde von der FiBL-Akademie organisiert und durch das Bundesprogramm Ökologischer Landbau (BÖL) gefördert.

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