LIFE EUROKITE-Projekt präsentierte Zwischenergebnisse zu Todesursachen des Rotmilans
Das LIFE EUROKITE Projekt zu Mortalitätsursachen des Rotmilans
Das im Rahmen des LIFE-Programms der Europäischen Union finanzierte LIFE EUROKITE-Projekt ermittelt mithilfe von Telemetriedaten die grenzüberschreitende Lebensraumnutzung von Greifvogelarten und quantifiziert die Hauptgründe für deren Sterblichkeit, wobei der Rotmilan eine besondere Priorität hat. Ziel ist es, Maßnahmen zu ergreifen, um die wichtigsten vom Menschen verursachten Todesursachen zu bekämpfen.
Im Rahmen des LIFE EUROKITE-Projekts wurden im Zeitraum von 2013 bis 2022 über 2.300 Rotmilane in der Europäischen Union und der Schweiz besendert, deren Bewegungsdaten ausgewertet und von tot aufgefundenen Individuen die Mortalitätsursache bestimmt. Zwischenergebnisse des noch bis 2027 laufenden Projektes wurden am 15.10.2024 auf der WINGSPAN Conference in Brüssel im Rahmen einer Präsentation (Folien 236-252) vorgestellt. Entsprechende wissenschaftliche Veröffentlichungen liegen noch nicht vor.
In der Präsentation werden die Mortalitätsursachen für eine begrenzte Anzahl von 121 (adulten und subadulten) Rotmilanen dargestellt, die im genannten Zeitraum in Deutschland tot aufgefunden wurden. Die führenden Mortalitätsursachen bilden sich den Angaben zufolge wie folgt ab (Werte gerundet): natürliche Fressfeinde (41 %), Schienenverkehr (12 %), Straßenverkehr (10 %), andere natürliche Ursachen (10 %), Windenergieanlagen (8 %). Insgesamt seien über 50 Prozent der Mortalität auf natürliche Faktoren im Rahmen des allgemeinen Naturgeschehens zurückzuführen, während 48 Prozent auf anthropogene Ursachen entfielen.
Diese Ergebnisse wurden in einigen Medien und von der Windenergiebranche bereits aufgegriffen und zur Ableitung verwendet, dass Windenergieanlagen für den Rotmilan keine existenzielle Bedrohung darstellen würden und der Schutz vor Fressfeinden wichtiger sei als die Reduzierung des Kollisionsrisikos an Windenergieanlagen.
Solche weitreichenden Schlussfolgerungen geben die vorgelegten Ergebnisse jedoch aus Sicht des KNE zumindest zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht her.
Es ist entscheidend, die Ergebnisse nicht isoliert zu betrachten, sondern im Zusammenhang mit der gesamten Studie – inklusive dokumentierter Daten und Methodik – zu analysieren. Die in der Präsentation gezeigten Informationen reichen allein nicht aus, um abschließende und verlässliche Schlussfolgerungen hinsichtlich der Signifikanz von Tötungsrisiken durch die Windenergienutzung zu treffen bzw. hinsichtlich der Möglichkeit Schutz- bzw. Minderungsmaßnahmen zu reduzieren bzw. auf sie zu verzichten.
Es entspricht guter wissenschaftlicher Praxis, die Veröffentlichung der vollständigen Studie abzuwarten, bevor weitreichende Bewertungen und Schlussfolgerungen vorgenommen werden.
Das KNE wird nach Veröffentlichung der wissenschaftlichen Studie bzw. eines entsprechenden Fachzeitschriftenartikels (Peer Review) – geplant ab Mitte 2025 – zu den Ergebnissen und den daraus ableitbaren Schlussfolgerungen Stellung beziehen.