01.07.2025

Konflikte, Lösungen und Beteiligung

15. Fachforum der KNE-Mediatorinnen und Mediatoren in München

Die Energiewende läuft nicht ohne Konflikte ab. Viele von ihnen lassen sich lösen oder sogar schon im Vorfeld vermeiden – etwa durch transparente Kommunikation und eine frühe Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern, Gemeinden und Naturschutzverbänden. Dafür setzen sich die 45 professionellen Mediatorinnen und Mediatoren des KNE-Pool für Prozessgestaltung, Mediation und Moderation ein. Am 27. und 28. Juni traf sich der Pool auf dem KNE-Fachforum in München, um sich fortzubilden, auszutauschen, über aktuelle Themen an den Schnittstellen Energiewende und Naturschutz zu informieren und erfolgreiche Projekte kennenzulernen.

Katharina Habersbrunner steht bei strahlendem Sonnenschein zwischen den Modulen eines Solarparks in der Gemeinde Aschhheim vor den Toren Münchens. Um sie herum hören die Mediatorinnen und Mediatoren des KNE-Pool für Prozessgestaltung, Mediation und Moderation aufmerksam zu. Die Vorständin des Bündnis Bürgerenergie e. V. und zugleich Vorsitzende der Bürgerenergiegenossenschaft BENG eG erklärt, warum dieser Park etwas Besonderes ist: 2011 entstand die Bürgersolaranlage auf einer Fläche von zwei Hektar als erstes großes Bürgerenergieprojekt der BENG eG und gehört damit keinem großen Energieunternehmen, sondern den Bürgerinnen und Bürgern, die sich daran beteiligt haben. Inzwischen hat die Genossenschaft mit ihren 800 Mitgliedern 32 Projekte realisiert.

Mit Bürgerenergie zu mehr Akzeptanz

„Unser Ziel ist eine dezentrale, lokale Energiewende mit Bürgerbeteiligung. Das fördert die Akzeptanz vor Ort enorm“ , erklärt Katharina Habersbrunner. An erster Stelle stehen dabei nicht nur der wirtschaftliche Erfolg der Anlage, sondern auch ökologische und soziale Ziele, die sich die BENG eG und auch andere Bürgerenergiegenossenschaft setzen. „Das unter-scheidet uns von Aktiengesellschaften“, betont Habersbrunner, die in solchen Formaten große Chancen für die naturverträgliche Energiewende sieht. Blühende Kuckuckslichtnelken und Tauben-Skabiosen zwischen den Modulreihen und ein angelegter Totholzhaufen am Rand der Anlage zeigen, dass Arten- und Naturschutz hier erfolgreich mitgedacht werden. Auch die nachhaltige Pflege des Parks hat die Bürgerenergiegenossenschaft im Blick: Einmal im Jahr treffen sich die Mitglieder auf der Fläche, um gemeinsam das Mahdgut abzutragen und damit artenreiches Grünland zu fördern.

Mit dieser Auftaktexkursion startete das zweitägige 15. KNE-Fachforum in München, an dem sich die professionellen Mediatorinnen und Mediatoren des KNE-Pools aus ganz Deutschland beteiligten. Austausch, Weiterbildung und kollegiale Beratung stehen im Mittelpunkt des Forums, das zweimal jährlich stattfindet.

Windkümmerer® und Konflikte im Wald

Für mehr Akzeptanz und eine stärkere Bürgerbeteiligung in der Energiewende sorgt auch eine Initiative der Landesagentur Energie und Klimaschutz (LENK) der bayerischen Staatsregierung. Die Windkümmerer® bieten professionelle Beratungen bei Windenergieprojekten in den sieben bayerischen Regierungsbezirken an – und sind dabei sehr erfolgreich. Robin Reller von der Lenk stellte das 2020 gestartete Projekt vor, das 2023 in die zweite Auflage ging. In mehr als 300 Fällen sind die Windkümmerer® bereits unterwegs, um zu beraten, zu vermitteln, zu moderieren und zu unterstützen. Wie die Arbeit einer „Windkümmerin“ aussieht, stellte Dr. Hannah Büttner vor, die Kommunen in Unterfranken als solche begleitet und außerdem im KNE-Moderations- und Mediationspool aktiv ist.

Konflikte wird es in den kommenden Jahren vermutlich auch beim Ausbau der Windenergie in Wäldern geben. Denn ohne Waldflächen sind die Ausbauziele nicht zu erreichen. Holger Ohlenburg, Teamleiter Wind am KNE, stellte in einem Vortrag vor, wo es zu Konflikten mit dem Naturschutz kommen kann und mit welchen Mitteln sie sich vermeiden und vermindern lassen.

Um Selbstfürsorge, Grenzen setzen und den Umgang mit Polykrisen ging es in einem Vortrag und Workshop der KNE-Mediatorin Dr. Katarzyna Schubert-Panecka, die den Teilnehmenden wertvolle Impulse und Werkzeuge für die eigene Mediationsarbeit auf den Weg gab. Und schließlich fragte Nils Jonas vom Fachverband Bürgerbeteiligung in seinem Vortrag: Wann und in welcher Form ist Bürgerbeteiligung sinnvoll und ein Ausdruck funktionierender Demokratie? Und welche guten Gründe haben Menschen, sich nicht zu beteiligen? Wie lassen sich Hürden für den Dialog in diesem Fall abbauen?

KNE-Mediationspool: Unterstützung für die Energiewende

Mit dem KNE-Pool für Prozessgestaltung, Mediation und Moderation unterstützt das KNE alle Akteure dabei, die Energiewende gemeinsam mit den Menschen vor Ort zu gestalten. Die professionell ausgebildeten Mediatorinnen und Mediatoren sind besonders sensibilisiert für die Herausforderungen im Bereich Naturschutz und Energiewende. Sie beraten und unterstützen, konzipieren frühzeitige Bürgerbeteiligung, moderieren Informationsveranstaltungen oder vermitteln bei Konflikten – unabhängig, neutral und allparteilich.

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