Integrative Energieszenarien entwickeln
Helmholtz-Gesellschaft, Karlsruher Institut für Technologie: „Die Energiewende integrativ denken.“ (2024).
Energie ist von zentraler Bedeutung für das Funktionieren moderner Ökonomien und Gesellschaften. Energiesystem-Transformationen sind eine große gesellschaftliche Herausforderung – die Gesellschaft kann sie vorantreiben, ihr aber auch kritisch bis ablehnend gegenüberstehen.
Erstellung und Analyse von Energieszenarien sind ein komplexer Vorgang, in den idealerweise gleichermaßen technische, ökologische, ökonomische, institutionelle, organisatorische und soziale Aspekte einfließen. Erfüllen Energieszenarien diese ganzheitlichen Anspruch, dann können sie den Diskussionen wichtige Orientierungen geben und kluge Entscheidungen begründen.
Policy Briefing
Im Helmholtz Programm Energiesystemdesign (ESD) wurde von Forschenden des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), des Forschungszentrums Jülich (FZJ) und des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) ein integrativer Ansatz zur Entwicklung nachhaltiger Energiesysteme erarbeitet. In einem Policy Brief (mit ausführlichen „Weiterführenden Informationen“) werden die Ergebnisse nun vorgestellt.
Verwiesen wird darauf, dass die Entwicklungen der Bevölkerung und der Wirtschaftsleistung zentrale Treiber der Energie- und Infrastrukturbedarfe sind. Diese Rahmenbedingungen sind aber nur schwer prognostizierbar, weshalb hier nicht nur eine einzige Entwicklungsmöglichkeit zugrunde gelegt werden sollte. Unabhängig davon ist es zentral, die Elektrifizierung von Produktions- und Transportprozessen in das Zentrum von Transformationsstrategien zu stellen, weil hier eine umfassende räumliche und zeitliche Flexibilität erforderlich wird.
Die Transformation der Energiebereitstellung und Energienutzung ist nach den Autoren allerdings keine hinreichende Bedingung, um einen klimaneutralen Energiesektor zu erhalten. Unabdingbar sei der Aufbau einer Infrastruktur für ein effektives CO2-Management, das sicherstellt, dass unvermeidbare Treibhausgasemissionen kompensiert werden.
Ein nachhaltiges Energiesystem muss auch (nicht-klimarelevante) umweltbezogene Wirkungen sowie sozio-ökonomische Randbedingungen berücksichtigen. Eine weitere wichtige Gelingensbedingung ist die Sicherstellung einer permanenten Innovationsfähigkeit des Systems.
Energieszenarien
Die analysierten Szenarien stellen eine Bandbreite möglicher Entwicklungen dar. Allen Szenarien ist gemein, dass 2045 Klimaneutralität erreicht werden soll. Die Identifikation geeigneter Transformationspfade fällt jedoch in Abhängigkeit von der Gewichtung verschiedener Politikbereiche (Energie-, Wirtschaft-, Sozial-, Arbeitsmarkt-, Umwelt-, Außenhandels-Politik) unterschiedlich aus. Gründlich bedacht werden muss insbesondere der vertretbare Grad der Importabhängigkeit.
Wichtig ist, und dazu leistet diese Studie ihren gewichtigen Beitrag, der Politik und der Gesellschaft Entscheidungsgrundlagen zu benennen, um in gesellschaftlichen Diskursen frühzeitig geeignete nachhaltige Maßnahmen zu entwickeln und kostspielige Fehlentwicklungen zu vermeiden.
Quelle: Helmholtz Energy System Design, Karlsruher Institut für Technologie: „Die Energiewende integrativ denken.“ (2024).