Flächenanforderungen des Naturschutzes
Dr. Elke Bruns, Leiterin Fachinformation am KNE, war zu einem Vortrag über das Thema Flächenanforderungen des Naturschutzes auf dem Naturschutztag Schleswig-Holstein am 14. November 2024 in Neumünster eingeladen.
In ihrem Vortrag skizzierte sie eingangs die Beschleunigungsgesetzgebung für die erneuerbaren Energien seit 2022. Diese habe nicht nur die Genehmigungsvoraussetzungen vereinfacht, sondern zugleich auch die Voraussetzungen geschaffen, dass anstelle von Schutzmaßnahmen auch Ausgleichszahlungen geleistet werden können. Diese sollen in das nationale Artenhilfsprogramm (AHP) fließen. Darüber hinaus sollen Artenhilfsmaßnahmen finanziert werden, die etwaigen Bestandsverlusten entgegenwirken. Für die Umsetzung dieser Maßnahmen werden allerdings Maßnahmeflächen benötigt. Der Zugriff auf Maßnahmeflächen muss gewährleistet sein, zumal der Erwerb landwirtschaftlicher Flächen aus Mitteln des AHP nicht möglich ist.
Die Flächenbereitstellung und planerische Sicherung von Maßnahmeflächen wäre einfacher, wenn es auch für Naturschutzflächen ein „Bedarfsgesetz“ gäbe. Ein solches Gesetz könnte den Zugriff auf Flächen für Naturschutzzwecke verbessern. In der Konkurrenz um Flächen sei der Naturschutz ohne einen solchen Hebel unterlegen.
Ungeachtet der Flächenkonkurrenz um stellte sie anschließend dar, welche Flächenanforderungen aus den strategischen Zielen der EU-Biodiversitätsstrategie und der EU-Wiederherstellungsverordnung auf europäischer Ebene resultieren. Sie zeigte auf, dass das Ziel, 30 % der Landesfläche und 30 % der Meeresfläche bis 2030 unter einen effektiven Schutz zu stellen, noch nicht erfüllt sei. Bisher habe Deutschland erst Schutzgebiete im Umfang von 21 % an die EU gemeldet. In den Bundesländern gebe es laut einer Studie des NABU quantitativ wie qualitativ deutliche Unterschiede. Insgesamt müssten noch Schutzgebietsflächen nachgemeldet werden. Das treffe auch für Schleswig-Holstein zu, das bisher nur 11 % der Landesfläche gemeldet habe.
Die Veranstaltung war mit zirka 950 Teilnehmenden sehr gut besucht. Vom Minister über den behördlichen Naturschutz, den Verbänden bis hin zu den professionellen und ehrenamtlichen Kräften, die mit der praktischen Umsetzung von Maßnahmen befasst sind, war ein breites Spektrum des Naturschutzes vertreten. Auch die Land- und Forstwirtschaft, Wasser- und Bodenverbände und Vertreter der Erneuerbaren-Branche haben die Möglichkeit genutzt, sich zum Tagungsmotto, der „Koexistenz von Naturschutz und erneuerbaren Energien“ auszutauschen.
Foto: Tobias Goldschmidt, Minister für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur des Landes Schleswig-Holstein, eröffnete die Veranstaltung.