19.05.2025

Ein gutes Team: Artenreiches Grünland und Solarparks

Fachlicher Austausch am KNE

In vielen Solarparks kann sich artenreiches Grünland entwickeln – wenn sie richtig gepflegt und gestaltet werden. Doch wie sieht eine fachgerechte, naturverträgliche Pflege aus, die aus einem Solarpark eine ökologisch wertvolle Fläche macht und die die Artenvielfalt fördert? Das KNE lud einen Kreis von Expertinnen und Experten zu einem digitalen fachlichen Austausch ein, um darüber zu diskutieren und Erfahrungen zu teilen.

Rund 100.000 Hektar Fläche werden voraussichtlich bis zum Jahr 2030 benötigt, um die Ausbauziele der Solarenergie aus dem EEG 23 zu erreichen. Umso drängender ist die Frage, wie diese Flächen naturverträglich gestaltet werden können. Die Planung und Pflege sind dabei entscheidend: Werden diese sorgfältig durchgeführt, kann sich in vielen Anlagen artenreiches Grünland entwickeln – ein Lebensraum zahlreicher gefährdeter Farn- und Blütenpflanzen und Insekten.

Dr. Julia Thiele, Fachreferentin am KNE, gab den knapp 20 Teilnehmenden eines fachlichen Austauschs am KNE am 15. Mai 2025 in einem Impulsvortrag einen Überblick zum aktuellen Wissensstand über wichtige Schritte zu diesem Ziel: von der richtigen Vorbereitung des Bodens über Methoden der naturnahen Begrünung bis hin zur zielorientierten Entwicklungs- und Folgepflege durch Mahd oder Beweidung. „Artenreiches Grünland ist kein Selbstläufer, sondern braucht sorgfältige Planung, Pflege und Kontrolle“, betonte sie. „Es gibt leider auch keine Blaupause, die überall funktioniert, sondern es braucht individuelle Pflegekonzepte. Denn jeder Park ist anders.“

Pflege braucht Konzepte, Personal – und auch Schafe

Das bestätigten auch die Teilnehmenden, die breites Fachwissen und Erfahrung aus Naturschutzbehörden, der Landschaftspflege, Forschungseinrichtungen, der Energiebranche und aus der Schäferei mitbrachten. Sie nutzten die Präsentation als Basis für einen regen und intensiven fachlichen Austausch, der von Simone Zeil, Dialoggestalterin am KNE, moderiert wurde. Die Diskussionsbeiträge offenbarten, dass es bereits gelungene Beispiele gibt, die auch wegen einer guten Kommunikation zwischen den beteiligten Akteuren erfolgreich waren. Dennoch scheitert die naturverträgliche Solarparkpflege in der Praxis noch oft: durch fehlendes Fachpersonal und mangelndes Fachwissen, fehlende Pflegekonzepte, durch zu geringe Reihenabstände zwischen den Modulen, durch ökonomischen Druck oder weil es keine finanziellen Anreize gibt.

In der zweistündigen Diskussion trat zutage, welche Verfahren sich in der Praxis bereits bewährt haben und wo es noch Kontroversen oder Hürden auf dem Weg zu einem artenreichen Grünland in Solarparks gibt: Die Fachleute tauschten sich etwa über die Ansaat von Regio-Saatgut und alternative naturnahe Begrünungsmethoden oder über fehlende Lösungen für die beschatteten Bereiche unter den Modulen aus. Weitere Fragen drehten sich um geeignete Zeiträume für die Mahd, den Umgang mit dem anfallenden Mahdgut oder darum, ob es zukünftig überhaupt genügend Schäferinnen und Schäfer gibt, um die Flächen zu beweiden.

Das Thema der fachgerechten Pflege von Solarparks muss in die Branche und in die Umweltpolitik getragen werden und das bereits vorhandene Wissen in der Praxis ankommen – darin waren sich die Teilnehmenden einig. Der Dialog darüber müsse überall stattfinden – Aufgaben, die ausdrücklich Auftrag und Ziel des KNE sind. Gegenwärtig erstellt das KNE eine Fachpublikation zum Thema, die auch die erwähnten Probleme und Herausforderungen aufgreift und die voraussichtlich Anfang Juli 2025 erscheint. Auf der digitalen Wissensplattform „Natur im Solarpark“ finden sich außerdem wertvolle Hinweise für die Umsetzung naturverträglicher Solarparks auf kommunaler Ebene. Die Pflege von Solarparks wird auch ein Thema auf der dritten KNE-Konferenz sein, die am 17. und 18. September in Berlin stattfindet.

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